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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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jetzt sei es an der Zeit, zum Essen hinunterzugehen, sie könnten sich nachher darüber unterhalten. Nach der Mittagspause ging jeder an seinen Tisch, und sie fingen mit der Arbeit an.
    »Spürst du immer noch, dass dein Wille stärker als seiner ist?«, fragte Abdalá nach einer Weile.
    »Ja, Meister«, antwortete Joan. Er stand von seinem Tisch auf und lief zu dem des Mauren.
    »So groß auch dein Verlangen ist, Felip bleibt immer noch der Stärkere«, warnte dieser ihn und blickte ihn über seiner Brille an.
    »Aber, was …?«
    »Du brauchst etwas mehr.«
    »Was?«
    »Du musst deine Tat gut vorbereiten und ihn überrumpeln.«
    Joan schwieg.
    »Ja, denk daran«, erklärte der Meister. »Du wolltest ihn von dem Mädchen trennen. Aber er hat dich mehrmals geschlagen, bevor du dich wehren konntest. Er hat dich überrumpelt.«
    Joan nickte zustimmend. Er hatte von Felip keine derart heftige Reaktion erwartet, als er ihn von Anna trennen wollte.
    »Und danach hat er befohlen, dass sie dich festhalten. Er wusste, dass sie ihm gehorchen würden, und sie haben ihm gehorcht. Er hat das Geschehen vollkommen beherrscht. Du hingegen warst ihm ausgeliefert. Jetzt überleg, was du tun kannst, damit du das Geschehen beherrschst und dich die Überraschung begünstigt.«
    Nachdenklich ging Joan zu seinem Tisch zurück.
    »Ach!«, sagte ihm nun der Meister. »Das hatte ich vergessen. Beim Essen habe ich gesehen, dass du ihn direkt angesehen hast, ohne den Kopf zu senken. Das machst du falsch! Verhalte dich weiter so, als hättest du Angst vor ihm. Warne ihn nicht vor.«
    Nachdem Joans Gedanken lange von Angst und Furcht beherrscht worden waren, ging er nun dazu über, einen Plan zu entwerfen.
    »Abdalá«, fragte Joan ihn eines Tages, »Ihr habt mir gesagt, dass Ihr kein Mann der Waffen seid. Wie könnt Ihr da etwas vom Krieg wissen? Warum ermuntert Ihr mich zum Kampf?«
    »Blut gefällt mir nicht«, antwortete er. »Mir ist die Literatur lieber, doch auch ich musste zu den Waffen greifen und in Schlachten kämpfen. Zuweilen ist ein Mann gezwungen, sich für seine Würde zu schlagen.«
    »Es ist erstaunlich, dass Ihr so etwas sagt, wo Ihr doch ein Sklave seid.«
    »Ich bin einer, weil man es von mir sagt, obwohl ich das Leben lebe, das ich gern habe.«
    »Wollt Ihr wirklich nicht in Euer schönes Granada zurückkehren?«
    »Es gab eine Zeit, in der ich das wollte, doch jetzt nicht mehr. Niemand wartet dort auf mich. Die Bruderkämpfe haben dieses glanzvolle Reich erschöpft. Granada wird belagert, und ich will nicht bei seiner Kapitulation dabei sein. Lieber lebe ich mit meinen Büchern und träume davon, wie es früher war.«
    Joan nickte zustimmend, doch seine Gedanken wandten sich unverzüglich wieder Felip und seinen Plänen zu. Er hatte schon einen ganz bestimmten Tag im Auge.

38
    F elips Trupp richtete sich auf einer Felsengruppe ein und wartete auf seine Feinde, um die am Sonntag übliche Schlacht mit den Steinwürfen zu liefern. Seine blaue Fahne war in den Boden gerammt. Joans Herz klopfte schneller.
    »Sie kommen«, rief ein Junge, als er die rote Standarte der Calle Regomir entdeckte.
    Joan wartete, bis sie sich weiter genähert hatten. Dann ging er zu Felip und schlug mit seinem Stock kräftig an dessen Holzschild. Das laute Krachen bewirkte, dass sich alle zu Joan umblickten. Stille trat ein.
    »Ich fordere dich heraus.«
    Der Raufbold starrte ihn überrascht an.
    »Bist du verrückt geworden?«, fragte er schließlich und lachte schallend. »Hast du neulich nicht genug abbekommen,
remensa
? Diesmal werde ich dich fertigmachen.«
    »Ich fordere dich zum Kampf«, sagte Joan nachdrücklich. »Wenn du nicht annimmst, bist du nicht mehr der Führer des Trupps.«
    »Packt ihn!«, befahl Felip.
    Joan wich zurück, während er seinen Knüppel drohend schwenkte, um zu verhindern, dass man zu ihm vordrang. Einer hatte schon einen Schritt auf ihn zugemacht, um ihn festzuhalten.
    »Ich berufe mich auf das Gesetz der Gruppe!«, rief er. »Eine Herausforderung gilt nur für zwei. Niemand sonst darf sich einmischen.«
    »Aber du bist nicht …«, setzte Felip an.
    »Es stimmt!«, schrie Lluís. »So steht es in unseren Gesetzen. Er hat das Recht, den Anführer herauszufordern.«
    Felip warf Lluís einen tödlichen Blick zu, aber mehrere Jungen unterstützten ihn.
    »Halte dich an das Gesetz!«, riefen sie ihm zu.
    Sogar die engsten Gefolgsleute Felips bestätigten das mit einem Kopfnicken. So war das Gesetz. Der Anführer sah,

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