Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
Vom Netzwerk:
dass er überstimmt war, und ihm wurde klar, dass er annehmen musste.
    »Einverstanden«, sagte er. »Aber daran wirst du dein ganzes Leben denken. Ich reiße dir die Eier mit den Zähnen ab.«
    Joan erschauderte. Er wusste, dass der andere dazu fähig war. Er merkte, wie ihm das Blut in die Schläfen stieg, sagte sich aber, dass dies nicht die richtige Zeit war, sich zu fürchten. Er brauchte Siegeswillen.
    »Ich fordere dich zu zehn Steinwürfen heraus, ohne Schild und aus einer Entfernung von achtzig Schritten«, sagte er in energischem Ton.
    »Ich möchte, dass es mit Fausthieben ausgetragen wird«, widersprach Felip.
    »Also, das Gesetz sagt, dass die Steine zuerst dran sind, weil Joan der Herausforderer ist, und dann geht es mit Fäusten weiter«, erläuterte Lluís.
    Die Übrigen stimmten zu. Die Jungen aus der Calle Regomir hatten sich an ihrem Kampfplatz aufgestellt, in einer Entfernung von hundert Schritten. Schreiend ließen sie wissen, dass sie bereit seien.
    »Wir haben hier einen Zweikampf. Die Schlacht wird verschoben!«, teilte ihnen Lluís laut mit.
    Das gefiel denen mit der roten Fahne offenbar gut. Sie legten Schilde und Knüppel auf den Boden, um friedlich näher zu kommen und dem Duell zuzusehen.
    Joan und Felip liefen auseinander, um ihre Steine auszusuchen. ›Mein Siegeswille‹, sagte Joan sich immer wieder. ›Ich werde siegen!‹
    Als sie bereit waren, stellten sie sich in der Entfernung auf, die der zum Kampfrichter ernannte Lluís abgemessen hatte. Jeder betrat einen gezeichneten Kreis, den er nicht verlassen durfte. Auf »Los!« zielte Joan und warf den ersten Stein, dem Felip mühsam auswich. Mit dem vierten Stein traf Joan die Schulter Felips, der ein klägliches »Au!« nicht unterdrücken konnte. Das war die Chance, auf die Joan gewartet hatte. Beim nächsten Wurf traf er ihn wieder, diesmal am Knie. Der Größere wäre beinahe gestürzt, doch nun traf er Joans linkes Bein. Der Junge schrie vor Schmerz, und es sah so aus, als sei das Bein gebrochen. Trotzdem hielt ihn das nicht zurück, und der achte Stein traf Felip am Kopf. Der Bandenführer hatte das Glück, dass ihn das Geschoss nur seitlich traf. Er blutete lediglich.
    Da Felip unfähig war, gleichzeitig auszuweichen und zu werfen, blieb er unbeweglich stehen und wartete darauf, dass Joan die beiden letzten, die er noch hatte, verschoss. Er wich dem neunten aus. Der zehnte traf ihn am Oberkörper, ohne ihm allzu großen Schaden zuzufügen.
    Sobald sein Feind entwaffnet war, konzentrierte sich Felip darauf, selbst genau zu zielen. Blutverschmiert und wütend betrachtete Felip den Stein, den er noch in der Hand hatte. Doch er warf den Stein nicht, sondern hielt ihn weiter in der Hand, während er zur Mitte der sie trennenden Strecke lief. Joan rührte sich nicht, sondern rief seinem Gegner zu: »Wirf den Stein!«
    Der Rothaarige erreichte die Mitte, während Joan immer noch in seinem Kreis stand. Er wusste, dass Felip gern mit einem Stein in der Hand zuschlug. Er erinnerte sich, wie erbarmungslos er Bruder Nicolau verprügelt hatte.
    »Wirf den Stein!«, riefen ihm einige Jungen zu.
    Felip forderte Joan mit einer Geste auf, zu ihm zu kommen.
    »Komm!«, sagte er dann. »Komm her, du Dreckskerl, wenn du was in der Hose hast.«
    »Lass vorher den Stein fallen!«, antwortete Joan und schüttelte den Kopf.
    Nun rannte Felip ziemlich schnell auf ihn zu, obwohl er dabei hinkte. In der Hand schwang er seinen letzten Stein. Joan lief in die entgegengesetzte Richtung davon, wobei er ein Bein nachzog. Doch wenn ihn Felip einholte, würde er ihn zusammenschlagen. Alle schrien, und Joan merkte, dass ihm Felip schon auf den Fersen war. Als er einen Baum erreichte, suchte er Schutz hinter dem Stamm, während Felip auf ihn losstürzte. Gerade in diesem Augenblick bückte sich Joan und holte einen Schild und einen Knüppel aus einem Gebüsch hervor. Der große Bursche blieb ruckartig stehen, und in seinem blutverschmierten Gesicht zeigte sich Angst. Sein Stein nützte ihm nichts, wenn sich sein Gegner mit dem Schild decken und ihn mit dem Stock schlagen konnte. Er machte kehrt, und die Verfolgungsjagd ging in umgekehrter Richtung weiter. Der erste Schlag traf Felip an der Schulter. Er wollte sich umdrehen und mit dem Stein zuschlagen, doch er traf nur den Schild, und der nächste Knüppelhieb erwischte ihn am Kopf. Nun ließ er den Stein fallen. Als ihm Joan den nächsten Schlag versetzte, stürzte er zu Boden. Die Jungen umringten Joan und

Weitere Kostenlose Bücher