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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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‘nen Moment. Ich frage.» Er legte die Hand über den Hörer und rief laut: «He, Marcus, Dr. Cohen ist am Telefon. Er will wissen, ob wir heute Abend noch was liefern können. Nach Minerva siebenundvierzig.»
    «Sagen Sie nein.»
    Ins Telefon sagte McLane: «Hören Sie, Doktor, es ist einfach unmöglich. Wir haben furchtbar viel zu tun und müssen noch sehr lange arbeiten. Wir haben einen Haufen Rezepte für das Kinderheim. Es ist einfach niemand hier, der …» Abermals deckte er die Hand über den Hörer. «Er sagt, es ist wichtig, Marcus.»
    «Hören Sie, wenn Sie wollen, kann ich’s ja hinbringen», erbot sich Safferstein.
    «Kennen Sie ihn?», erkundigte sich Aptaker.
    «Nein, aber wenn es so dringend ist … Ich wohne ebenfalls in der Minerva Street. Nummer siebenundvierzig liegt am Weg.»
     
    «Es gießt in Strömen», sagte Dr. Cohen, der aus dem Fenster sah. «Sollte mich nicht wundern, wenn die Kaplans alles absagten. Ich meine, bei einem Hurricane …»
    «Ich habe die Nachrichten gehört, als du weg warst», berichtete seine Frau. «Es heißt, dass der Sturm auf See hinauszieht und dass wir ihn nur am Rand mitkriegen. Das letzte bisschen. Es soll ungefähr in einer Stunde vorbei sein.»
    «Ob es der ganze Sturm ist oder das letzte bisschen – es ist auf alle Fälle schlimm genug. Ich glaube, ich gehe lieber nicht zu den Kaplans und bleibe zu Hause.»
    Seine Frau war nicht seiner Ansicht. «Ich weiß nicht, Dan. Al Muntz schien es für wichtig zu halten, nach dem, was du mir erzählt hast.»
    «Und wenn sie’s nun wirklich abgesagt haben? Ich käme mir furchtbar dumm vor, wenn ich bei diesem Wetter hinfahren würde und es gebe gar keine Party.»
    «Hätten sie dann nicht angerufen?»
    «Sicher, aber vielleicht haben sie das schon getan, und wir waren den ganzen Tag nicht da.»
    «Dann ruf du sie doch an.»
    «Ja, ich glaube, das werde ich tun.» Er nahm den Hörer. «Kein Rufzeichen», verkündete er. Trotzdem wählte er, bekam aber keine Antwort. Er drückte mehrmals auf die Gabel, dann wählte er das Amt. Er lauschte aufmerksam, den Hörer fest ans Ohr gepresst. Schließlich legte er ihn wieder auf. «Funktioniert nicht. Komisch, als ich vor ein paar Minuten den Drugstore anrief, war es noch in Ordnung. Vielleicht hat der Blitz einen Transformator getroffen, oder die Leitung ist runtergekommen.»
    «Pass auf, Dan, ich werde dir sagen, was du tust. Du fährst hin. Wenn das Haus hell erleuchtet ist und eine Menge Wagen draußen stehen, weißt du, es ist alles in Ordnung, und gehst rein. Wenn das Haus aber dunkel ist oder ganz normal erleuchtet und wenn keine Wagen draußen stehen, weißt du, dass der Empfang abgesagt ist, und kommst nach Hause.»
    «Ja, du hast Recht. Das werde ich tun.»
     
    Sorgfältig steckte Safferstein die beiden schmalen Umschläge, jeder mit einem etikettierten Pillenfläschchen, in die Tasche seines Regenmantels. Da es jetzt regnete, schlug er den Kragen hoch und lief rasch hinaus zu seinem Wagen. Kaum hatte er den Wagen in Gang gesetzt, als ein Blitz alles ringsum taghell erleuchtete. Unmittelbar darauf folgte ein Donnerschlag. Und dann öffnete der Himmel seine Schleusen, und der Regen kam in dicken Tropfen herunter, die auf dem schwarzen Asphalt der Straße tanzten. Das Wasser rann über seine Windschutzscheibe – so dicht, dass die Scheibenwischer es nicht bewältigen konnten. Die Windschutzscheibe beschlug; er stellte den Defroster an, ohne Erfolg. Er hielt unter einer Straßenlaterne und stellte den Motor ab. Lange kann das ja nicht dauern, dachte er.
     
    «Also, das ging wirklich schnell», sagte Mrs. Cohen zu ihrem Mann, als er zur Haustür hereinkam und den Mantel abwarf. «Alles dunkel, nicht wahr?»
    «Ich bin gar nicht hingekommen. Da liegt ein Baum quer über der Straße, direkt an der Ecke. Ich musste das ganze Stück bis zur Baird Street zurücksetzen, ehe ich wenden konnte.»
    «Ach, die große alte Ulme? Ein Jammer! Vielleicht solltest du die Polizei verständigen.»
    «Wie denn? Durch Rauchzeichen?»
     
    «Was ich erreichen möchte, ist Einstimmigkeit», drängte Chester Kaplan. «Also, wir sind alle einer Meinung, dass es sinnlos ist, wenn die Synagoge den Goralsky-Besitz behält und verwaltet, nicht wahr?»
    Die Antworten kamen sofort von allen Seiten.
    «Na klar. Wer macht sich schon gern die Mühe, Miete zu kassieren?»
    «Oder Reparaturen durchführen zu lassen oder einen leer stehenden Laden zu vermieten.»
    «Man kann die Verwaltung aber doch

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