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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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auch einer Immobilienfirma übertragen», meinte Abner Fisher.
    «Ja, und die stecken dann zehn Prozent der einkommenden Gelder ein.»
    «Fünf Prozent», berichtigte Fisher.
    «Na schön, fünf Prozent. Dafür tun sie aber nichts weiter, als die Mieten zu kassieren. Ich weiß Bescheid. Ich stimme Ihnen zu, Chet, wir sollten den Besitz verkaufen. Aber können wir das unter den Bedingungen von Goralskys Testament?»
    «Ihr könnt mir glauben, das ist okay», versicherte Kaplan rasch. «Das Testament lautet – und ich zitiere wörtlich: ‹Der Synagoge vermache ich den Geschäftsblock, bekannt als Goralsky-Block, mit dem daran angrenzenden Gelände.› Dann gibt er die Grenzen an, und dann heißt es – passt auf: ‹damit die Synagoge ein jährliches Einkommen daraus erwirtschaften kann, das zu den allgemeinen Ausgaben beiträgt, oder um davon ein Gebäude zu errichten, wie etwa eine jüdische Schule oder eine ständige Wohnung für den jeweiligen Rabbi, oder für jeden anderen Zweck, der den Interessen und dem Vorteil der Synagoge dient›. Also, wie ich es sehe, ist diese letzte Klausel entscheidend. Wir können den Besitz verwenden, wie wir es für richtig halten, vorausgesetzt, es dient den Interessen und dem Vorteil der Synagoge. Stimmt’s, Paul?»
    Paul Goodman, ebenfalls Anwalt, nickte. «So verstehe ich es auch.»
    «Und ich würde sagen, den Block verkaufen und mit dem Geld ein Grundstück für eine permanente Klausur erwerben dient eindeutig dem Interesse und dem Vorteil der Synagoge», fuhr Kaplan fort. «Und der beste Zeitpunkt zum Verkauf ist jetzt, da wir ein Gebot bekommen haben, das wir so schnell nicht wieder bekommen werden.»
    «Tja, aber ich möchte doch gern wissen, warum Bill Safferstein einen so hohen Preis für den Besitz bietet», erklärte Abner Fisher, der häufig den advocatus diaboli der Gruppe spielte.
    Kaplan wandte sich dem Fragesteller zu; seine Miene drückte freundliche Offenheit aus. «Ich weiß es nicht, Abner. Ich weiß nur, was ich einigen von euch bereits gesagt habe. Ich erzählte Bill Safferstein von der letzten Klausur. Er war nämlich nicht dabei, versteht ihr? Der Monsignore kam, und wir fingen an zu reden, und er sagte, die Kirche sei bereit, das Grundstück zu verkaufen. Also, der Preis, den er mir nannte, das war geschenkt. Ich sagte zu Bill, wir könnten alles für hunderttausend kaufen und einrichten. Und er sagte zu mir: ‹Wissen Sie was, ich gebe ihnen hunderttausend für den Goralsky-Besitz.› Ich dachte, er macht Witze, aber er schrieb sofort einen Scheck über tausend Dollar aus, als Anzahlung auf sein Kaufgebot. Mehr weiß ich nicht. Vielleicht ist das seine Art, eine Spende für die Synagoge zu machen.»
    «Ach was!», höhnte Abner Fisher. «Billy Safferstein ist ein netter Kerl, und auch großzügig, aber so viel Geld für einen Block heruntergekommener Läden auf den Tisch zu blättern, von denen einer sogar noch leer steht …»
    «Ich habe kürzlich ein Schreiben vom Drugstore bekommen, in dem Aptaker um Erneuerung seines Mietvertrags bittet», warf Kaplan ein.
    «Na schön, gibt es eben einen guten Laden im ganzen Block. Aber das erklärt immer noch nicht …»
    «Bill arbeitet immer so», meldete sich Paul Goodman. «Haben Sie jemals mit ihm gepokert? Wenn er eine Glückssträhne hat, nützt er sie bis zum letzten Rest aus. Wenn der Einsatz zum Beispiel einen Dollar beträgt, sagt er: ‹Kommt, hängen wir die Korinthenkacker ab›, und erhöht auf fünf. Und genauso kauft er Immobilien. Als ich den Harrington-Besitz liquidieren musste, bot er fünfundsiebzigtausend für das Land, während die anderen nur einiges über fünfzig boten. Natürlich bekam er den Zuschlag. Dann teilte er das Land in ungefähr hundert Parzellen auf, verhökerte sie für durchschnittlich dreitausend pro Stück und machte einen ganz schönen rebbach dabei. Als er es gekauft hatte, sagte ich ihm, er hätte es für zwanzigtausend weniger bekommen können. Und wisst ihr, was er mir antwortete? ‹Ich mache niemals den Versuch, einen Besitz so billig wie möglich zu erwerben. Auf diese Weise konkurriert man nur mit den anderen Käufern. Sie treiben sich gegenseitig in die Höhe, und ehe man sich’s versieht, bezahlt man mehr, als man beabsichtigte, und mehr, als das Ganze wert ist. Ich berechne immer, was ein Besitz für mich wert ist, und das biete ich dann. So entmutigt man die Konkurrenz, zieht ihr sofort den Boden unter den Füßen weg.›»
    «Tja», sagte Kaplan, «ich

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