Am Mittwoch wird der Rabbi nass
gestorben. Er war krank, aber nicht lebensgefährlich. Sie haben ihn selbst gesehen. Dann hat er diese Pille genommen, und nach einer halben Stunde war er tot. Sie haben gesehen, wie er die Pille nahm. Sie waren Zeuge.»
«Ich habe gesehen, dass Ihre Frau ihm eine Pille gab» erwiderte der Rabbi kalt. « Was für eine Pille das war, konnte ich nicht wissen.»
«Ach, das macht nichts», sagte Kestler selbstsicher. «Die Polizei hat die Pillen mit dem Streifenwagen gebracht. Sie haben die doch sicher vorfahren gehört. Jedenfalls haben die bestimmt die Zeit aufgeschrieben, und das war, während Sie hier waren. Eine Minute später kommt meine Frau rauf und gibt sie ihm. Als später der Krankenwagen der Polizei kam, haben die die ganze Flasche mitgenommen. Was also die Beweise angeht, haben wir alles hieb- und stichfest beisammen.»
«Aber ich kann nicht mit Bestimmtheit behaupten, dass die Pille, die Mrs. Kestler von der Polizei bekam, dieselbe war, die sie Ihrem Vater gab.»
«Wollen Sie sagen, dass meine Frau sie vertauscht haben kann, Rabbi? Dass meine eigene Frau ihrem Schwiegervater schaden wollte?» Kestler war zutiefst entsetzt.
«Ich sage gar nichts, aber die Beweiskette ist nicht so vollständig, wie Sie zu glauben scheinen. Und die Diskrepanz, auf die ich Sie hingewiesen habe, ist genau das, worauf sich ein Verteidiger sofort stürzen würde. Außerdem könnte er es, genau wie das Gericht auch, für merkwürdig halten, dass Sie einen Arzt geholt haben, mit dem Sie Streit hatten.»
«Ich wollte Cohen ja gar nicht rufen. Mein Vater hat mich dazu gezwungen. Ich habe ihn gebeten, es nicht zu tun. Aber er meinte, die Klage wegen des Zauns sei eine Sache für sich und habe nichts damit zu tun, dass man Cohen als Arzt rufe. Also selbst wenn er Unrecht gehabt hätte, gibt das Cohen immer noch nicht das Recht, ihm ein falsches Medikament zu verschreiben.»
«Und Sie glauben, weil er böse auf Ihren Vater war, habe er ihm ein falsches Medikament verschrieben?»
Kestlers Miene drückte listige Verschlagenheit aus. Er lächelte. «O nein, ich behaupte nicht, dass er das mit Absicht getan hat. Das wäre Mord, und ich will ihn auf keinen Fall des Mordes beschuldigen. Ich sage nur, weil er sauer auf meinen Vater war, hat er sich nicht genug Zeit für eine sorgfältige Diagnose genommen und somit einen Fehler gemacht. Das ist Nachlässigkeit, und das ist falsche Behandlung. Und deswegen werde ich ihn verklagen.»
«Als Sie Dr. Cohen anriefen – hat er da sofort gesagt, dass er kommt?», fragte der Rabbi.
Kestlers Augen verengten sich, als er über diese Frage nachdachte. Er argwöhnte, dass ihm der Rabbi eine Falle gestellt hatte. «Na ja, sofort würde ich eigentlich nicht sagen.»
«Aber Sie haben darauf bestanden?»
«Es war schließlich Mittwoch», warf Mrs. Kestler ein.
Ihr Mann funkelte sie böse an. «Mein Vater hatte Vertrauen zu ihm als Arzt.»
«Ich verstehe. Er kam also zu Ihrem Vater, obwohl es ein Mittwoch war, sein freier Tag. Und Sie werfen ihm vor, er habe sich ihn nur flüchtig angesehen und Ihnen dann ein Rezept gegeben, das Sie …»
«Er hat mir kein Rezept gegeben», widersprach Kestler. «Er hat es durchtelefoniert, als er wieder zu Hause war.»
Der Rabbi zeigte sich erstaunt. «Als er wieder zu Hause war? Warum hat er nicht von hier aus angerufen oder Ihnen einfach das Rezept gegeben?»
«Weil Joe dachte, er hätte vielleicht ein Ärztemuster», erklärte Mrs. Kestler rasch.
Joe Kestler warf ihr einen giftigen Blick zu. «Es war ziemlich spät», berichtete er, «und die Drugstores waren alle geschlossen. Bis auf Aptakers, aber dahin gehe ich nicht. Darum fragte ich ihn, ob er Ärztemuster hätte, und er sagte, wenn ja, würde er sie vorbeibringen. Sonst würde er das Rezept durchtelefonieren, und die würden es uns liefern.»
Der Rabbi nickte nachdenklich. «Da ist also ein Arzt», sagte er, als versuche er sich die Situation selbst darzulegen, «der an seinem freien Tag zu einem Mann gerufen wird, der ihn verklagt hat. Und er kommt nicht nur zu ihm, sondern erbietet sich, ein Ärztemuster des von ihm verschriebenen Medikaments vorbeizubringen oder dafür zu sorgen, dass es ins Haus geliefert wird. Und das ist der Mann, den Sie verleumden und den Sie verklagen wollen?».
«Er hat einen Fehler gemacht», sagte Kestler beharrlich, «und daran ist mein Vater gestorben. Das ist falsche Behandlung. Ich habe nichts gegen den Doktor persönlich, aber es ist mein gutes Recht, ihn zu
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