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Am Montag flog der Rabbi ab

Am Montag flog der Rabbi ab

Titel: Am Montag flog der Rabbi ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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sie nichts dabei profitierte, hatte sie ein durchaus reines Gewissen. Im israelischen Nationalsport protectsia war sie nicht zu übertreffen. Natürlich tauchte wenig davon in ihren Berichten auf, die bestenfalls schlampig zusammengehauen waren, da sie diese Arbeit für eine Schikane hielt, mit der Vorgesetzte ihren Untergebenen ihre Autorität beweisen wollten. Wichtige Dinge, die ihre Schützlinge betrafen, bewahrte sie in ihrem Gedächtnis auf, das besser organisiert war als jede Registratur.
    Dies alles war ihren jüngeren Kolleginnen ein Dorn im Auge, die zu einer sachlichen und nach Möglichkeit wissenschaftlichen Arbeitsweise tendierten. Die älteren Mitarbeiter wiederum, die Gittel noch als Mitglied der Hagana in den Zeiten des britischen Mandats kannten und sich daran erinnerten, wie erfolgreich sie den britischen Soldaten Lebensmittel, Medikamente und sogar Waffen und Munition abgejagt hatte, hingen sehr an ihr und verziehen ihr auch die schlimmsten Verstöße gegen die Arbeitsrichtlinien.
    Als ihr Mann bei den Terrorakten vor dem Befreiungskrieg getötet wurde, blieb sie mit einem kleinen Sohn zurück. Es wäre ein Leichtes für sie gewesen, ihre Tätigkeit im Untergrund aufzugeben und sich mit der passiven Rolle als Mutter zu begnügen; stattdessen hatte sie ihre Trauer dadurch zu überwinden versucht, indem sie sich an der Verteidigung Jerusalems beteiligte, wo sie damals wohnte. Sogar ihr Baby hatte sie dabei einbezogen; oft war es ihr gelungen, von den britischen Posten, die das Judenviertel abriegelten, durchgelassen zu werden und wichtige Nachrichten oder sogar benötigte Medikamente zu überbringen, weil sie ihr Baby auf dem Arm trug. Bevor man eine Mutter mit Kind zurückschickte, ließ man sie lieber passieren.
    Sie war zwar nicht religiös, hatte aber einen nahezu mystischen Glauben an das alte jiddische Sprichwort, dass es für jeden Topf einen Deckel gibt. Folglich gab es auch für jedes Problem, das der liebe Gott ihr stellte, eine Lösung. Als sie noch jünger war, hatten viele Junggesellen gemeint, Gittels Problem sei die Witwenschaft, das schnell durch Heirat zu lösen war. Doch in diesem einen Fall hatte sie auf die Lösung verzichtet. Sie war dem Andenken ihres Mannes treu geblieben und für ihren Sohn Vater und Mutter in einem geworden.
    Gittel war winzig, knapp über eins fünfzig, hatte den dichten, ungebärdigen grauen Haarschopf auf dem Kopf zusammengesteckt und suchte ständig durch einen raschen Griff zu verhindern, dass er sich auflöste. Sie war ein Bündel dynamischer Energie. Kaum hatte sie Miriams Brief gelesen, als sie auch schon zum Telefon langte und Immobilienmakler anzurufen begann. Es gehörte zu ihrem System, auf ihrem Schreibtisch keine Notizen herumliegen zu haben, dass sie alles, was zu tun war, sofort erledigte.
    «Shimshon? Hier spricht Gittel.» Sie brauchte nicht zu erklären, um welche Gittel es sich handelte, obwohl der Name in Israel gebräuchlich war.
    Von Shimshon kam ein vorsichtiges: «Schalom, Gittel.» Bei Anrufen von Gittel ging es oft darum, eine Unterkunft für einen ihrer mittellosen Schützlinge zu finden, und er sollte dann obendrein noch auf seine Provision verzichten.
    «Ich habe ein ganz spezielles Problem, Shimshon, und deshalb rufe ich zuerst beim besten Mann dafür an …»
    «Eine möblierte Wohnung um diese Jahreszeit, Gittel? Und nur auf drei Monate? Ich schau mich natürlich um, aber leicht wird das nicht sein. An der Hand habe ich jedenfalls im Augenblick nichts.»
    Als nächsten rief sie Mair an, dann Itomar, dann Shmuel, und jedem erklärte sie, warum sie sich zuerst an ihn wende. Schließlich kam Chaiah dran, die als Frau eine leichte Variante in der Wortwahl und im Ton erforderlich machte. «Es handelt sich um ein ganz spezielles Problem, Chaiah, das nur eine Frau richtig verstehen kann. Deshalb rufe ich dich an. Es geht um die Tochter meiner einzigen Schwester …»
    Und Chaiah war es auch, die sich deutlich über die von den anderen nur angedeuteten Schwierigkeiten ausließ. «Hör zu, Gittel, du musst realistisch sein. Eine möblierte Wohnung, wie du sie möchtest, ist schon normalerweise nicht leicht zu kriegen, aber gerade jetzt, um diese Jahreszeit, ist es praktisch unmöglich. Und ausgerechnet in Talpioth oder Rechavia. Die Leute von der Universität und die Ärzte, die weggehen und irgendwo anders unterrichten oder wissenschaftlich arbeiten, haben schon alles arrangiert. Hättest du dich im August an mich gewandt, hätte ich

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