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Am Montag flog der Rabbi ab

Am Montag flog der Rabbi ab

Titel: Am Montag flog der Rabbi ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Gelehrter, verstehst du. Er hat vor ein paar Jahren eine Abhandlung über Maimonides veröffentlicht – ich hab sie nie gelesen, aber schmeichelhafte Urteile darüber gehört. Na ja, diese Sorte ist häufig nicht sehr gut, was die Leitung einer Gemeinde angeht. Sie sind einfach fehl am Platz. Manchmal wird ihnen das rechtzeitig klar, und sie wechseln zu Lehre und Forschung über, zu dem, was ihnen eigentlich liegt. Manchmal wieder bleiben sie kleben und verschwenden ihre Energie an etwas, das sie nicht gut können und das ihnen wahrscheinlich nicht mal Spaß macht.»
    Seine Frau lächelte. «Vielleicht wird es ihm klar, wenn er ein paar Monate weg von allem in Israel gewesen ist.»

10
    Während Roy Stedman sich das Gesicht mit einem Handtuch abtrocknete, wanderte sein Freund Abdul umher und betrachtete die großen Poster an den Wänden, die den Hauptschmuck des kleinen Zimmers bildeten: das Schwein in Polizistenuniform, das auf den Hinterfüßen stand; die Nonne, die den Rock bis zum Oberschenkel hob, um nach ihrer im Strumpf versteckten Geldbörse zu langen; das nackte Paar, das sich gegenseitig an den Genitalien hielt, wie zwei Leute, die sich feierlich die Hände schütteln.
    Abdul sagte über die Schulter: «Wenn die Mädchen das sehen, sie haben da nichts gegen … sie werden nicht sauer?»
    «Bis jetzt hat noch keine was dagegen gehabt», grinste Roy anzüglich. Er erwähnte allerdings nicht, dass es ihm bisher noch nicht gelungen war, irgendein Mädchen zum Besuch seines Zimmers zu überreden. «Vielleicht bringt sie das erst richtig in Schwung.»
    «Sehr schlau. Und du lässt sie auch hängen, wenn dein Vater dich besuchen kommt?»
    «Klar, warum nicht?» Roy warf das Handtuch auf einen Haken und begann sein langes Haar zu kämmen.
    «Ist er reich, dein Vater?»
    «Reich? Ich würde nicht sagen, dass er reich ist. Gut situiert, ja, aber reich würde ich ihn nicht nennen.»
    «Wenn er im King David wohnt, muss er reich sein», meinte Abdul überzeugt.
    «Ach, ja? Ist das so teuer? Die paar Mal, die ich dort war, fand ich’s gar nicht so toll.»
    «Glaub mir, es ist teuer. Vielleicht nicht für einen Tag oder eine Woche; aber für länger …»
    «Na, immerhin ist er ein bekannter Mann beim Fernsehen. Kann ja sein, dass er Rabatt kriegt. Oder nicht lange bleibt. In seinem Brief schreibt er, er will im Land rumkutschieren und sich dazu ’nen Wagen leihen oder kaufen – du weißt schon, mal hier ’n paar Tage, mal da. Für das Buch, das er schreibt, muss er das.»
    «Und du fährst da manchmal mit?»
    «Wenn ich zufällig in dieselbe Gegend will.»
    «Und den Wagen … kriegst du den vielleicht auch manchmal für dich?»
    Roy lächelte. «Verlass dich drauf, wenn mein Alter ein Auto hat, fahr ich öfter damit als er.»
    «Dann hast du keine Zeit mehr für Abdul. Mit ’nem Wagen bekommst du jedes Mädchen, das du haben willst.»
    «Nee.» Aber offensichtlich gefiel Roy dieser Gedanke. «Die Weiber hier sind ja die reinen Eiszapfen.»
    «Eiszapfen?»
    «Ja, kalt, verstehst du.»
    «Ach so.» Abdul nickte verständnisinnig. Dann lächelte er. «Vielleicht kann ich dich mit anderen Mädchen zusammenbringen. Nicht kalte. Heiße.»
    «Du meinst Arabermädchen? Die sind doch noch schlimmer als die jüdischen. Die werden von ihren Müttern doch regelrecht an der Leine gehalten. Und fest.»
    «Es gibt auch andere – die wissen, wie man mit ’nem Mann umgeht. Und was ein Mann will. Die heizen dir ordentlich ein.» Er schlug seinem Freund auf die Schulter. «Du hast ’nen Wagen, wir laden ein paar Mädchen ein und fahren in ’ne Wohnung, die einer von meinen Verwandten fürs Wochenende gemietet hat. Ich garantiere dir, dass du auf deine Kosten kommst.»
    «Ja? Und warum kann ich die Bienen nicht gleich kennen lernen?»
    «Heute Abend meinst du?»
    «Nein, nicht heute, aber … Wieso müssen wir mit ihnen in die Wohnung deines Verwandten fahren? Ich will sagen, warum nicht hier?»
    «Vielleicht. Ich muss mir das überlegen.» Abdul wechselte das Thema. «Ist er Zionist, dein Vater?»
    «Mensch, das weiß ich nicht. Ich hab nie mit ihm darüber gesprochen.»
    «Alle Amerikaner sind Zionisten.» In Abduls Stimme schwang eine Spur von Empörung mit.
    «Na, ich bin auch Amerikaner und kein Zionist», entgegnete Roy versöhnlich.
    «Ich meine alle amerikanischen Juden.»
    «Na und?»
    «Du hast mir doch mal erzählt, deine Mutter ist keine Jüdin. Also bist du selbst nach dem Gesetz des jüdischen Rabbi kein

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