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Am Montag flog der Rabbi ab

Am Montag flog der Rabbi ab

Titel: Am Montag flog der Rabbi ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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hätte, wenn er nicht dort zu tun hatte. Und er ist nicht nur da spazieren gegangen, denn es regnete. Gut, das ist ein Punkt. Der zweite ist, dass seine Busenfreunde in der Universität Araber sind …»
    «Ich hab nicht gesagt, dass es seine Busenfreunde sind.»
    «Nein, aber dass er sich mit ihnen angefreundet hätte, weil er bei den israelischen oder amerikanischen Studenten keinen Anschluss finden konnte. Ich könnte mich also dahingehend verbessern, dass sie jedenfalls die einzigen Freunde sind, die er hat. Ändert das was? Nun ist es absolut denkbar, dass einer seiner guten Freunde oder einer seiner einzigen Freunde ihn um einen kleinen Gefallen bittet. ‹Ach bitte, leg dieses Kästchen doch auf das Fensterbrett meines Freundes in der Mazel Tov Street Nummer eins, würdest du das tun, Roy?› Oder vielleicht: ‹Ich muss was bei einem Freund vorbeibringen, Roy. Magst du nicht mitkommen?› Und dort angekommen: ‹Macht’s dir was aus, einen Moment auf der Straße zu warten, Roy, und könntest du wohl husten oder pfeifen, wenn jemand vorbeikommt?›»
    «Mein Sohn würde nie …»
    «Ja, ja, ich weiß, so was würde dein Sohn nie tun. Lass dir von mir gesagt sein, auch anderer Väter Söhne würden so was tun, besonders heutzutage. Versteh doch, ich zeige ja nur Möglichkeiten auf. Wenn es was in der Art wäre, bin ich nicht sicher, ob man viel tun könnte. Das heißt, falls er schuldig ist oder irgendeine Verbindung zu dieser Geschichte hat, weiß ich nicht, ob man irgendwas unternehmen könnte, außer abwarten, bis sie das Beweismaterial zusammengebracht haben und der Fall vor Gericht kommt. Dann bliebe dir so gut wie nichts anderes übrig, als den besten Rechtsanwalt zu nehmen, den du kriegen kannst. Ist er dagegen unschuldig, und sie haben tatsächlich nichts Belastendes gegen ihn vorliegen, außer dass er zufällig dort war, dann können wir vielleicht was tun.»
    «Zum Beispiel?»
    «Tja, wir könnten dafür sorgen, dass sich das rumspricht, bis es an die richtige Stelle gelangt. Eine Hand wäscht die andere, hier bitten wir einmal um eine Gefälligkeit, für die wir uns bei passender Gelegenheit erkenntlich zeigen werden.»
    «Verstehe. Und was tue ich in der Zwischenzeit?»
    «Nichts, aber schon gar nichts. Du wartest ab. Willst du heute Abend zurück nach Jerusalem fahren?»
    «Eigentlich schon. Ich wollte mit Sheruth … »
    «Warum bleibst du nicht ein oder zwei Tage hier? Vielleicht habe ich dann was Neues für dich.»
    Stedman nickte.
    «Ach ja, Dan, noch was. Ein Vorschlag: Falls wir die Sache in Ordnung bringen, wäre es keine schlechte Idee, wenn dein Sohn in die Staaten zurückfährt, sobald er seinen Pass hat.»
    Stedman sah ihn erstaunt an. «Warum denn?»
    «Bei diesen Geschichten kann man nie wissen», sagte Donahue. «Manchmal ist mehr als einer darin verwickelt, und nicht jeder kriegt die Nachricht zur selben Zeit. Nebenbei hat dein Sohn offenbar die Sache hier von Anfang an falsch angepackt. Er kam her, um etwas zu finden, und das ist ihm bisher augenscheinlich nicht gelungen. Es besteht kein Grund zu der Annahme, dass er mehr Glück hat, wenn er für den Rest des Jahres hier bleibt.»
    «Mir widerstrebt es, ihn mitten im Jahr von der Schule zu nehmen.» Dan überlegte kurz. «Aber vielleicht hast du Recht.»
    «Und, Dan …»
    «Ja?»
    «Pass auf dich auf. Sei vorsichtig.»
    «Was meinst du damit?»
    Donahue zögerte. «Na ja … alle Geheimdienste sind misstrauisch, um nicht zu sagen, völlig paranoid. Sie könnten auf den Gedanken kommen, dass ein Junge wie dein Sohn vielleicht auf Anweisung seines Vaters handelt.»

38
    Adoumi schickte niemals nach Ish-Kosher; stattdessen rief er ihn aus seinem staubigen kleinen Büro im dritten Stock an.
    «Chaim? Hier Abner. Sind Sie sehr beschäftigt?»
    Und auch wenn Ish-Kosher nur Zeitung las, antwortete er dann: «Hm, im Augenblick bin ich ziemlich eingedeckt, Abner, aber in fünf bis zehn Minuten …»
    «Ich hätte Sie gern kurz gesprochen. Soll ich zu Ihnen runterkommen?»
    «Vielleicht ist es doch günstiger, wenn ich bei Ihnen reinschaue. Da sind wir ungestörter. Sobald ich kann, komme ich.» Dann drehte er die Daumen, bis er fand, nun sei genügend Zeit verstrichen. Erst jetzt bewaffnete er sich mit seiner Aktentasche, marschierte den Korridor entlang, und zwar gemessenen Schrittes, denn ungebührliche Hast würde sich mit seinem Rang als Inspector nicht vertragen. Er stieg eine Treppe hinauf zum Verbindungsgang ins Nachbargebäude, wo

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