Am Montag flog der Rabbi ab
Konsulat vorstellig zu werden und zu protestieren, unternehmen sie gar nichts – sitzen einfach da und warten, dass er mit der Post kommt. Und selbst wenn der Junge es nicht besser weiß, von seinem Vater kann man das ja nun bestimmt nicht behaupten. Und dann haben wir den Rabbi …»
«Den verdächtigen Sie auch?», fragte der Inspector.
«Er wohnt eine Straße von dem Haus entfernt, in dem der erste Sprengstoffanschlag verübt wurde, und der fand ausgerechnet in der Nacht seiner Ankunft statt. Zufall? Von mir aus. Aber jemand, der die Bombe gelegt haben könnte, fragt nach dem Haus, in dem unser Rabbi wohnt. Zufall? Kann sein. Schließlich freundet er sich mit den Stedmans an und begleitet sie wegen eines Autokaufs zu einem Mann, der am selben Abend von einer detonierenden Bombe getötet wird. Und das Ganze ausgerechnet am Sabbat; ein Rabbi, der am Sabbat zu einer geschäftlichen Besprechung geht? Zufall? Na ja, vielleicht, aber für mich sieht das nach einem Schema aus.»
«Trotzdem …»
«Eine Kette, Chaim. Sehen Sie das denn nicht?» Er hob die Hand und zählte die einzelnen Glieder dieser Kette an seinen plumpen Fingern auf. «Ripescu, eine bekannte Agentin, Stedman senior, Stedman junior, Abdul, ein Araber, den wir verdächtigen. Und irgendwo in der Mitte Rabbi Small als eins der Bindeglieder.»
«Interessant», räumte Ish-Kosher ein, «und eigenartig. Und so etwas wie ein Schema scheint’s auch zu geben. Aber ich habe nichts, woraufhin ich eingreifen kann.» Er wirkte enttäuscht.
Wieder lächelte Adoumi verschlagen. «Sie nicht, ich schon.»
«Soll das heißen, Sie würden …»
Adoumi schüttelte bedauernd den Kopf. «Noch nicht. Ich hab wirklich nicht genug. Aber wenn Stedman derjenige gewesen wäre, der an dem Abend nach Victory Street fünf gesucht hätte … das würde schon ein bisschen nachhelfen. Außerdem ist da noch die Nachricht, die der junge Stedman in Memavets Briefkasten hinterlassen hat.»
«Was ist damit?»
«Sie erinnern sich an den Wortlaut: ‹Ich bin wiedergekommen, wie besprochen.› Das könnte genau das bedeuten, was er gesagt hat. Aber es besteht auch die Möglichkeit, dass etwas anderes damit gemeint war.»
«Zum Beispiel?»
«Angenommen, er hat schon früher mit Memavet zu tun gehabt, es hat Ärger gegeben, und er sagt: ‹ Das vergesse ich Ihnen nicht. Ich komme wieder!›»
«Aber vorher waren Sie doch überzeugt davon, dass Memavet zufällig von den Terroristen getötet wurde und dass sie wahrscheinlich gar nichts gegen ihn persönlich hatten.»
«Stimmt, aber angesichts dessen, was wir jetzt wissen, könnte es sein, dass der Anschlag doch gegen Memavet gerichtet war. Vielleicht lohnt es sich, seine Geschäftsunterlagen einmal etwas sorgfältiger zu überprüfen. Gehen Sie dabei so weit zurück, wie Sie können, verhören Sie eventuell auch die Leute in der Werkstatt.»
«Ich werd sehen, was ich tun kann», versprach Ish-Kosher entschlossen.
«Damit hätten wir ein Motiv, verstehen Sie.»
«Klar. Und das würde Ihnen genügen?»
«Das und dazu ’ne Menge Nachprüfungen bei meinen eigenen Leuten», erklärte Adoumi. «Bei diesem meschuggenen Geschäft muss man auf alles gefasst sein. Sämtliche Beteiligten könnten Agenten sein und trotzdem auf irgendeine verrückte Weise für uns arbeiten. Ich müsste das herausfinden.»
«Verstehe.» Ish-Kosher nickte mitfühlend.
Eine Weile saßen sie schweigend da, und Ish-Kosher fragte sich, ob die Besprechung zu Ende sei. Dann fiel ihm ein, dass Adoumi gesagt hatte, er wolle ihn wegen irgendwas sehen. «Wollten Sie einfach mal Ihr Herz ausschütten, Abner?», erkundigte er sich. «Oder hatten Sie mir was Besonderes mitzuteilen?»
«Ja, da war was. Ich habe eine Information bekommen, dass die Amerikaner es als Gefälligkeit betrachten würden, wenn wir die Stedmans, Vater und Sohn, nicht am Verlassen des Landes hindern. Deswegen ist Stedman nach Tel Aviv gefahren, um zu veranlassen, dass man um diesen Gefallen bittet.»
Ish-Kosher war überrascht. «Sie meinen, er hat bei der Botschaft protestiert?»
«Ach, nicht protestiert. Das ist ein zu starkes Wort. Er hat mit jemand gesprochen, der die Mitteilung an einen unserer Leute weitergegeben hat …»
«Wie hab ich das zu verstehen, Abner», begann der Inspector vorsichtig. «Soll das heißen, es wäre den Amerikanern erwünscht, dass wir keine Anklage erheben, falls sich herausstellen sollte, dass Roy Stedman diesen Memavet ermordet hat?»
«Nein, keineswegs. Wenn
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