Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
hätte sie ihre Magie für andere Schwestern oder für männliche Seher unsichtbar gemacht. Das Problem war, dass Ezras Zauber fremde Magie nicht nur wahrnahmen. Soweit Ariel es beurteilen konnte - und wegen der Komplexität und Raffinesse der Zauber musste sie raten -, spürten Ezras Zauber die Körper von Magiern auf.
    Jeder wusste, dass Magier sich von gewöhnlichen Menschen unterschieden, aber nicht einmal die Heiler der heutigen Zeit verstanden genau, wie Magie das Fleisch eines Magiers veränderte. Dass sie es tat, war unleugbar. Magier alterten anders, manchmal langsamer, je größer ihre Magie war, manchmal gar nicht. Ungeachtet dessen wurde ihr bloßes Fleisch durch ihren ständigen Umgang mit Magie auf subtile Weise verändert. Anscheinend hatte Ezra genau gewusst, wie das aussah. Schwester Ariel hätte es ahnen müssen. Neben vielen anderen Leistungen war er ein Sa’salar gewesen, ein Lord der Heilkunst. Er hatte den Dunklen Jäger geschaffen - hatte ein lebendiges Wesen erschaffen!
    Oh, Schwester Jessie, bist du direkt durch diese Mauer aus Magie hindurchgegangen? Hast du wirklich geglaubt, klüger zu sein als Ezra selbst? Von den Knochen wie vieler Magier ist dieser verdammte Wald übersät?
    Sie ließ ihre Gedanken von dem gegenwärtigen Problem abschweifen. Sie war noch immer am Leben. Sie hatte es über die erste Barriere hinaus geschafft. Jetzt musste sie etwas mit dieser Leistung anfangen. Sie musste diese verdammte goldene Plakette holen. Sie befand sich keine sieben Meter entfernt auf dem Gipfel einer kleinen Anhöhe. Sie war so nah, und doch hatte Ariel keine Chance, sie zu holen. Ihre Untersuchung von Ezras Fallen hatte sie zu dieser Überzeugung gebracht. Sie würde Jahre brauchen, um seine Fallen auseinanderzunehmen.
Jahre, falls es ihr überhaupt je gelang. Selbst wenn sie die Zeit gehabt hätte, hätte sie sich niemals sicher sein können, dass sie nicht etwas übersehen hatte. Sie hätte sich niemals sicher sein können, wie viele andere Schichten des Schutzes noch übrig waren. Ezra mochte seine Zauber binnen weniger Tage gesponnen haben. Es mochte seine Absicht gewesen sein, diese Schicht von schwachen Magiern durchdringen zu lassen. Schwester Ariel könnte ihr ganzes Leben mit dem Auseinandernehmen der Fallen verbringen und würde Ezras wahren Geheimnissen vielleicht keinen Daumenbreit näher kommen.
    Wenn sie als eine Jüngere hergekommen wäre, hätte sie es vielleicht für eine würdige Verwendung ihres Lebens gehalten. Aber als jüngere Frau war sie idealistischer gewesen. Sie hatte mit derart törichtem Vertrauen, das die meisten Menschen ihrer Religion vorbehielten, an die Chantry geglaubt. Wenn Ezra tatsächlich vernichtend mächtige Artefakte besessen hatte, würde Ariel diese wirklich der Sprecherin aushändigen wollen? Würde Sie Istariel etwas anvertrauen, das ihre Macht um das Zehnfache vergrößern würde?
    Hör auf damit. Ariel, du lässt deine Gedanken wieder abschweifen.
    Sie betrachtete die Plakette. Dann begann sie zu lachen. Es war so simpel. Sie stand auf und machte sich auf den Rückweg zum Dorf.
    Eine Stunde später kam sie mit einem vollen Magen und einem Seil zurück. Meister Zoralat war so freundlich gewesen, ihr zu zeigen, wie man ein Lasso machte und warf. Während der beiden vergangenen Tage hatte sie sich gefragt, wie sie an die Plakette herankommen könnte - und zwei Tage lang hatte sie nur an magische Methoden gedacht. Dumm, dumm, dumm.

    Die nächsten Stunden bewiesen außerdem ihre Unbeholfenheit. Wie viele Male hatte sie in ihrem Leben Männer verhöhnt, die in den Ställen der Chantry arbeiteten? Dies war die Art von Übung, der jede Schwester ausgesetzt werden sollte - vor allen Stallburschen in der Chantry.
    Der Tag endete, und sie hatte die Plakette mit ihrem Lasso immer noch nicht eingefangen. Sie erledigte ihr Fluchen im Wald und ging nach Hause. Am nächsten Tag kam sie zurück, mit Schmerzen in Arm und Schulter. Es dauerte weitere drei Stunden, während sie sich selbst verfluchte, das Seil verfluchte, Ezra verfluchte, ihren Mangel an körperlicher Ertüchtigung verfluchte und einfach nur fluchte - aber alles lautlos.
    Als das Lasso endlich um die Plakette fiel, hätte sie schwören können, dass das Gold kurz aufleuchtete. Sie wollte ihre Sinne ausstrecken, um zu sehen, was gerade geschehen war, aber es war zu weit entfernt. Sie kam zu dem Schluss, dass sie nichts anderes tun konnte, als das verdammte Ding zu sich heranzuziehen.
    Zuerst bewegte

Weitere Kostenlose Bücher