Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
hatte Jessie al’Gwaydin mit panischer Hand geschrieben. »Vertraue ihm nicht.«
    Oh, perfekt.
    Schwester Ariel stand wie angewurzelt da. Die Worte, die Schwester Jessie geschrieben hatte, konnten nur durch Magie geschrieben worden sein. Gewiss hätte Schwester Jessie im Wald keine Magie benutzt. Es wäre Selbstmord gewesen.
    Sie ist tot.
    Das Ganze könnte eine Falle sein. Die Plakette könnte etwas ausgelöst haben, als sie durch den Zauber gezogen wurde. Möglicherweise befand sich in den Bäumen im Süden, wohin die Plakette sie zu führen versuchte, eine Falle. Vielleicht sollte sie alles aufschreiben, die Falle ignorieren und nach ihren eigenen Regeln spielen.
    Aber Schwester Ariel kehrte nicht zurück nach Torras Bend, um in ihr Tagebuch zu schreiben. Sie hatte den Zauber in südlicher Richtung schon studiert. Wenn es dort eine Falle gegeben hatte, hatte sie sie bereits ausgelöst.
    Es gab eine Zeit und einen Ort für Eile. Anscheinend war diese Zeit jetzt, dieser Ort hier.

37
    »Du bist eine Nervensäge. Warum hat Kylar dich aufgenommen?«, fragte Vi.
    Sie waren seit einer Woche unterwegs, und wenn Uly auch nicht die beste Gesellschaft war, war sie zumindest interessanter als die Pferde, die Bäume und die kleinen Dörfer, die sie ohnehin meiden mussten. Vi machte nicht Konversation, sie sammelte Informationen. Kylar war auf dem Weg, um sie zu töten.
    »Er hat es getan, weil er mich liebt«, antwortete Uly, trotzig wie gewöhnlich. »Eines Tages wird er mich heiraten.«
    Sie hatte schon früher solche Dinge gesagt, und es hatte sofort Vis Argwohn erregt, aber nachdem sie einige Fragen gestellt hatte, die Uly in Verwirrung gestürzt hatten, war Vi klar geworden, dass ihr Argwohn unbegründet war. Kylar war kein Kinderschänder.
    »Ja, ja, ich weiß. Aber er konnte dich nicht geliebt haben, bevor er dich kannte, oder? Du hast gesagt, du hättest ihn das erste Mal gesehen, als er dich aus der Burg holte.«
    »Zu Anfang dachte ich, er sei mein richtiger Vater«, erwiderte Uly.
    »Hmm«, machte Vi, als sei sie nicht sonderlich interessiert. »Wer sind deine richtigen Eltern?«
    »Der Name meines Vaters war Durzo, aber er ist jetzt tot. Kylar will nicht über ihn sprechen. Ich denke, meine Mutter
ist Momma K. Sie hat mich immer so komisch angesehen, als wir bei ihr waren.«
    Vi musste den hinteren Rand ihres Sattels packen, um sich festzuhalten. Nysos, das war es! Sie wusste, dass Uly ihr bekannt vorkam. Uly war Durzos und Momma Ks Tochter! Kein Wunder, dass sie sie versteckt hatten. Es erklärte auch, warum Kylar das Mädchen aufgenommen hatte.
    Unerklärlicherweise bereitete der Gedanke ihr Schmerz. Sie konnte sich nicht vorstellen, einen von Hus Bastarden aufzunehmen. Was das betraf, konnte sie sich auch nicht vorstellen, dass Hu an einem dieser Bastarde etwas lag. Plötzlich war Uly für den Gottkönig doppelt wertvoll. Wer Uly in seiner Gewalt hatte, würde Macht über Momma K haben.
    Vielleicht würde es genügen, um Vi aus seinen Fängen zu befreien. Aber Vi wusste es besser. Der Gottkönig belohnte seine Diener gut. Was immer sie an Lastern hatte, es würde ihr gestattet sein, ungehemmt darin zu schwelgen. Er würde ihr Gold geben, Kleider, Sklaven, was immer sie wollte. Aber er würde ihr niemals ihre Freiheit geben. Dafür hatte sie sich als zu wertvoll erwiesen.
    Je mehr Vi über Kylar erfuhr, umso größer wurde ihre Verzweiflung. Sie musste Uly zum Sprechen bringen, weil sie alles über ihren Feind in Erfahrung bringen musste, was sie konnte … Alles, was sie erfuhr, kam von einem zwölfjährigen Mädchen, das in den Mann verliebt war, aber Vi war gut darin, Wahrheit von Meinung zu unterscheiden. Trotzdem, Kylar klang mehr und mehr - verdammt! Sie würde nicht noch einmal darüber nachdenken. Danach fühlte sie sich nur schlimmer. Verdammt sei diese Spur. Verdammt diese lange Reise. Noch eine weitere Woche, und sie konnte das alles hinter sich lassen. Vielleicht würde sie nicht einmal bis zu ihrem
Zahltag bleiben, so sehr sie es verdient hatte. Sie würde das Mädchen mit einem Brief, in dem sie über ihr Tun Bericht erstattete, abliefern und verschwinden. Sie hatte Jarl getötet. Sie hatte Kylar und Momma K dem Gottkönig ausgeliefert. Gewiss würde er nicht Soldaten und Geld darauf verschwenden, ihr noch jemanden nachzuschicken. Selbst wenn er es tat, würde er ihr nicht mit dem Zorn folgen, den er verspüren würde, falls sie ihn verriet. Sie konnte verschwinden. Es gab nur wenige Menschen, die

Weitere Kostenlose Bücher