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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Wahnsinnigen finden konnte - gewiss würde ein solches Leben so hell brennen, dass er es nicht verfehlen konnte. Vielleicht konnte er dort Ezra folgen, konnte erfahren, was Ezra wusste, erfahren, wie er es erfahren hatte. Ezra hatte den Ka’kari vor sieben Jahrhunderten geschaffen, und der Ka’kari hatte Kylar unsterblich gemacht. Es waren nur drei Schritte zu einem der angesehensten und meistgeschmähten Magi der Geschichte. Drei Schritte! Um jemand so Berühmten zu finden, der vor so langer Zeit gestorben war. Es war eine Versuchung, aber es würde Zeit kosten. Vielleicht Monate. Aber oh, die Dinge, die er lernen könnte!
    Die Dinge, die ich über die Vergangenheit lernen könnte, während in der Gegenwart alles zerbricht. Konzentrier dich, Dorian. Konzentrier dich.
    Dorian kehrte zu Kylars Leben zurück und folgte ihm Schritt für Schritt, von seiner Jugend im Labyrinth, seiner
Freundschaft mit Elene und Jarl, Jarls Vergewaltigung, Elenes Verstümmelung, Kylars erstem Mord mit elf Jahren, der Lehrzeit bei Durzo, Momma Ks Unterweisung, Graf Drakes milderndem Einfluss, Kylars Freundschaft mit Logan, dem Wiedersehen mit Elene, dem Diebstahl des Ka’kari, den Kämpfen in der Burg, der Tötung seines Herrn … bis zum Auffinden von Roth Ursuul. Roth Ursuul, meinem kleinen Bruder, dachte Dorian, und ein ebensolches Ungeheuer, wie ich es einst war.
    Konzentrier dich, Dorian. Er glaubte, etwas zu hören, einen Aufschrei, irgendeine Bewegung in der irdischen Welt, aber er wollte sich nicht davon ablenken lassen. Seine Vision wurde gerade interessant. Da! Er sah zu, wie Kylar der Gerechtigkeit halber Momma K vergiftete und ihr aus Barmherzigkeit das Gegenmittel verabreichte.
    Er konnte erfahren, welche Entscheidung ein Mann traf, aber ohne dessen Beweggründe zu kennen, würde Dorian nicht erahnen können, welchen Weg Kylar in der Zukunft einschlagen würde. Kylar hatte bereits gezeigt, dass er auch weniger wahrscheinliche Wege beschritt, unmögliche Wege. Vor die Wahl gestellt, sich zwischen dem Leben seiner Geliebten und dem seines Mentors zu entscheiden, hatte er sich dafür entschieden, sein eigenes zu opfern. Der Bulle hatte ihm jedes seiner Hörner dargeboten, und Kylar hatte sich über den Kopf des Bullen geschwungen. Das war der Kylar, der zählte. In diesem Augenblick sah Dorian Kylars nackte Seele. Jetzt habe ich dich, Kylar. Jetzt kenne ich dich.
    Ein plötzlicher Schmerz durchzuckte Dorians Arm, aber jetzt, da er Kylar zu fassen bekommen hatte, würde er ihn nicht mehr loslassen. Kylar sehnte sich danach, die grausamen Realitäten der Straße mit den frommen Impulsen zu
verschmelzen, mit denen Graf Drake ihn irgendwie vergiftet hatte. Vergiftet? Das Wort kam von Kylar. Also sah auch er wie Durzo Barmherzigkeit manchmal als Schwäche an.
    Du wirst abscheulich schwierig sein, nicht wahr? Dorian lachte, während er beobachtete, wie Kylar sich mit Caernarvons unfähiger Sa’kagé herumschlug, wie Kylar Kräuter sammelte, wie er Steuern zahlte, wie er mit Elene streiten würde, wie er versuchte, ein normales menschliches Wesen zu sein. Aber er hält sich nicht gut, der Druck baut sich auf. Kylar holt die grauen Roben eines Blutjungen hervor, steigt auf die Dächer - komisch, er tut das ungeachtet der Entscheidungen, die er bis zu diesem Punkt trifft -, und dann klopft es eines Nachts an der Tür, und Jarl taucht auf, um Kylar zu einer weiteren Entscheidung zu zwingen, zwischen der Frau, die er liebt, und dem Leben, das er hasst, und dem Freund, den er liebt, und dem Leben, das er hassen sollte, und zwischen einer Pflicht und einer anderen, zwischen Ehre und Verrat. Kylar ist Schatten im Zwielicht, ein wachsender Koloss, der mit einem Fuß im Tag steht und mit dem anderen in der Nacht, aber ein Schatten ist ein vergängliches Tier, und Zwielicht muss entweder der Nacht entgegendämmern oder sich zum Tag hin erhellen. Kylar öffnet Jarl die Tür, die Zukunft verschiedener Personen bricht zusammen …
    »Verdammt, Dorian!« Feir gab ihm eine Ohrfeige. Dorian wurde plötzlich bewusst, dass Feir dies bereits mehrere Male getan hatte, denn sein Kiefer pulsierte auf beiden Seiten. Außerdem musste irgendetwas mit seinem linken Arm nicht in Ordnung sein. Er schaute hin, verwirrt, und versuchte, sich dem Lauf der Zeit in der Gegenwart anzupassen.
    Ein Pfeil ragte aus seinem Arm. Ein schwarz gebeizter khalidorischer Hochländerpfeil. Vergiftet.
    Feir schlug ihn abermals.

    »Hör auf! Hör auf!«, sagte Dorian und wedelte

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