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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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mit den Händen. Der Schmerz in seinem linken Arm blühte auf. Er stöhnte und presste die Augen fest zu. Aber er war wieder da. Geistig klar. »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Plünderer«, antwortete Feir.
    »Ein Haufen Idioten hat versucht, etwas mit nach Hause zu nehmen, um prahlen zu können«, bemerkte Solon. Bei diesem Etwas hätte es sich natürlich um Solons, Feirs und Dorians Ohren gehandelt. Eine der vier Leichen trug bereits zwei Ohren an einer Halskette. Sie sahen frisch aus.
    »Sie sind alle tot?«, fragte Dorian. Es wurde Zeit, etwas wegen dieses Pfeils zu unternehmen.
    Solon nickte unglücklich, und Dorian las die Geschichte der kurzen Schlacht im Umkreis ihres Lagers. Der Angriff war erfolgt, während Feir und Solon das Lager errichtet hatten. Die Sonne stand tief in einer Bresche in den Faltierbergen, und der Plündertrupp war vom Berg gekommen, in der Annahme, dass die Sonne ihre Opfer blenden würde. Zwei Bogenschützen versuchten, ihren angreifenden Freunden Deckung zu geben, aber sie mussten steil bergab schießen, und ihre ersten Pfeile waren fehlgegangen.
    Danach war der Ausgang beschlossene Sache gewesen. Solon verstand sich nicht schlecht auf den Umgang mit einem Schwert, und Feir - der massige, ungeheuer starke und schnelle Feir - war ein Schwertmeister Zweiten Grades. Solon hatte die Schwertkämpfer Feir überlassen und beide Bogenschützen mit Magie getötet. Aber da war Dorian bereits von einem Pfeil getroffen worden. Das Ganze hatte wahrscheinlich weniger als zwei Minuten gedauert.
    »Der Jammer ist, dass sie dem Churaq-Clan angehören«, sagte Solon, während er einen der schwarz tätowierten jungen
Männer mit dem Fuß anstieß. »Sie hätten mit Freuden die Bastarde vom Hraagl-Clan getötet, die den khalidorischen Gepäckzug bewachen, dem wir folgen.«
    »Ich dachte, Schreiende Winde sei uneinnehmbar«, bemerkte Feir. »Wie sind die Plünderer auf diese Seite der Grenze gelangt?«
    Solon schüttelte den Kopf. Dies lenkte Dorians Aufmerksamkeit auf das Haar seines Freundes, das pechschwarz war - außer an den Wurzeln. Da Solon mit Hilfe von Curoch fünfzig Meister getötet hatte - und durch die schiere Menge an Magie, die ihn durchströmt hatte, beinahe umgebracht worden wäre -, wuchs sein Haar weiß nach. Es war nicht graumeliert wie das Haar alter Männer, sondern von einem Schneeweiß, das einen scharfen Kontrast zu einem Gesicht bildete, das einen Mann in der Blüte seiner Jahre zeigte, gutaussehend, mit der olivfarbenen Haut eines Sethi und Gesichtszügen, in denen ein militärisches Leben seine Spuren hinterlassen hatte. Zuerst hatte Solon sich außerdem darüber beklagt, dass er alles entweder in wilden Farben oder in Schwarzweiß sah, nachdem er Curoch benutzt hatte, aber dies schien sich gelegt zu haben. »Uneinnehmbar, ja«, sagte Solon. »Unpassierbar für eine Armee, ja. Aber so spät im Sommer können diese jungen Männer die Berge besteigen. Viele von ihnen sterben beim Aufstieg, oder Stürme kommen aus dem Nichts und spülen sie vom Fels, aber wenn sie Glück haben und stark sind, kann nichts sie auf halten. Bist du schon so weit mit diesem Pfeil, Dorian?«
    Obwohl alle drei Männer Magi waren, kam es nicht in Frage, dass sie ihm halfen, nicht dabei. Dorian war ein Hoth’salar, ein Bruder der Heilkunst; seine Hoffnung, seinen eigenen
wachsenden Wahnsinn zu heilen, hatte ihn in die höchsten Ränge der Heiler getrieben.
    Plötzlich durchnässte Wasser Dorians Arm rund um die Pfeilspitze.
    »Was war das?«, fragte Feir, der grün im Gesicht war.
    »All die Feuchtigkeit aus dem Blut, das bereits vergiftet war. Sie sollte zur Gänze am Pfeil kleben, wenn du ihn herausziehst«, sagte Dorian.
    »Ich?«, fragte Feir, und der zimperliche Ausdruck auf seinem Gesicht passte so gar nicht zu seinem gewaltigen Körper.
    »Du bist armselig«, erwiderte Solon. Er beugte sich vor und riss den Pfeil heraus. Dorian keuchte auf, und Feir musste ihn auffangen. Solon starrte den Pfeil an. Die Widerhaken waren so flachgedrückt worden, dass sie auf dem Weg hinaus das Fleisch nicht zerrissen, aber der Schaft war mit einer schwarzen Hülle aus Blut und Gift von kristalliner Struktur umgeben. Sie hatte den Schaft auf das Dreifache seiner ursprünglichen Größe anschwellen lassen.
    Während Dorian schwer atmete, begannen Ströme von Magie wie winzige Libellen in der Luft zu tanzen, wie hundert Spinnen, die leuchtende Netze woben, Bildteppiche aus Licht. Das war der Teil, der die anderen

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