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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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leidenschaftlich gern.
    Geh weg. Geh einfach weg.
    »Was geht da unten vor?«, fragte Gorhky. »Ich habe ein Geräusch gehört. Was macht ihr da?«
    Die Fackel wurde abermals bewegt, und Licht strich gefährlich nah an der Stelle vorbei, an der Lilly kauerte. Gorhky ging um das Gitter herum, hielt die Fackel hoch und starrte so tief wie möglich in das Loch hinab. Er bewegte sich zuerst gegen den Uhrzeigersinn, weg von ihnen.
    Die Locher waren erstarrt. Keiner von ihnen fluchte oder kämpfte oder redete oder tat überhaupt irgendetwas. Es war unendlich verräterisch. Einzig Natassa bewegte sich. Weg von Logan.
    Das Licht schnitt einen Pfad durch das Gitter und beleuchtete Lillys gesamten Kopf.
    »FAHR ZUR HÖLLE, GORHKY!«, rief Natassa.
    Plötzlich bewegte sich die Fackel weg von Lilly. »Wer ist … aah, es ist mein kleines Mädchen, nicht wahr?«
    »Du siehst mein Gesicht, Gorhky?«, fragte Natassa. Kluges Mädchen. »Das ist das Letzte, was du jemals sehen wirst, denn ich werde dich töten.«

    Gorhky lachte. »Du hast ein ganz schönes Mundwerk, nicht wahr? Aber andererseits hast du mir das ja schon gezeigt, bevor wir dich dort hinuntergeschickt haben, nicht wahr?« Er lachte abermals.
    »Fick dich!«
    »Das hast du auch schon getan, haha. Du warst das heißeste kleine Ding, das ich seit Jahren hatte. Hast du die übrigen Jungen auch rangelassen? Aber ich war dein Erster. Den Ersten vergisst man nie. Du wirst mich nie vergessen, oder?« Er lachte erneut.
    Logan staunte über Natassas Mut. Sie verhöhnte den Mann, der sie vergewaltigt hatte, nur um ihnen eine Chance zu geben.
    »Wie nimmt Lilly es auf? Ich bin mir sicher, dass all diese Jungs lieber dich bumsen würden als diese alte Hure. Wie läuft’s denn so, Lilly? Ist der Wettbewerb plötzlich hart geworden? Wo bist du, Lilly?« Er verlagerte abermals das Gewicht und suchte in den Tiefen nach Lilly.
    »Ich habe dieses Miststück ins Loch geworfen«, sagte Natassa.
    Logan zitterte so heftig, dass er kaum stehen konnte.
    »Ohne Scheiß? Du bist eine kleine Wildkatze, wie? Ich wette, du führst sogar unseren jungfräulichen kleinen König in Versuchung, nicht wahr? Hast du sie schon gebumst, König? Ich weiß, Lilly war ein wenig zu räudig für dich, aber das da ist ein schönes Stückchen Fleisch, hm, König? Wo bist du?«
    Von der anderen Seite des Lochs sagte Tatts: »Fick dich«, wobei er in die eigenen Hände sprach. Solchermaßen gedämpft, klang es beinahe wie Logan. Angesichts dieser Geistesgegenwärtigkeit stieg in Logan eine Woge warmer Gefühle für die Locher auf. Götter, sie steckten alle zusammen
in dieser Sache, und sie würden auch zusammen hinauskommen.
    Gorhky lachte. »Also schön, nun, es hat Spaß gemacht. Ihr lasst es mich wissen, wenn ihr Hunger habt. Ich habe heute Abend ein zusätzliches Steak gegessen, und ich bin so voll, dass ich nicht glaube, dass ich noch einen einzigen Bissen hinunterbekäme.«
    Logan hatte keine Kraft mehr. Er wollte aufschreien, so schwach fühlte sein Körper sich an. Er konnte nicht einmal spüren, dass er stand. Er wusste nur, dass er zusammenbrechen würde, falls er versuchte, sich zu bewegen. Sein Körper war in kaltem Schweiß gebadet. Die Welt verschwamm vor seinen Augen.
    Einen Moment später hörte Logan keuchende Atemzüge, Atemzüge der Erleichterung.
    »Er ist weg«, sagte jemand. Es war Natassa. Sie stand wieder neben Logan, und ihre Augen waren voller grimmiger Tränen. »Halt durch, Logan. Wir haben es fast geschafft.«
    Etwas klapperte laut gegen das Gitter.
    »Was machst du da?«, zischte Fin. »Lilly, was zur Hölle …«
    »Ich habe es nicht einmal berührt! Ich schwöre es!«, sagte sie.
    »Kommt runter!«, rief Logan.
    Aber es war zu spät. Sie hörten bereits das Geräusch laufender Schritte, und einen Moment später war Gorhky über dem Gitter, und Lilly, Fin und Logan wurden vom Licht seiner Fackel voll erfasst. Mit wilder Geschwindigkeit schlug er Lilly das stumpfe Ende seines Speers ins Gesicht. Sie alle brachen zusammen.
    Selbst während die Körper auf ihm landeten und ihn auf dem schräg geneigten steinernen Boden beinahe zerquetschten,
sah Logan, wie sein Schatz - der Schlüssel, den er monatelang aufgehoben hatte - aus Lillys Hand flog. Er klapperte, als er von dem steinernen Boden aufsprang, glänzte im Licht der Fackel - und fiel ins Loch.
    Jede einzelne seiner Hoffnungen, jeder Traum war mit diesem Schlüssel verbunden. Als er im Loch verschwand, nahm er sie alle mit

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