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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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handelte, war genauso gefesselt und verschnürt wie sie selbst.
    »Fck dch«, sagte Vi. Sie war geknebelt. Nicht mit einem kleinen Knebel aus einem Taschentuch, das man ihr um den Mund geknotet hatte, sondern mit einem richtigen Knebel. Es fühlte sich an, als hätte jemand einen Stein in ein Taschentuch gewickelt, ihr in den Mund gesteckt und dann dünne Lederriemen um ihr ganzes Gesicht gebunden, um zu garantieren, dass sie nicht sprechen konnte.
    »Bevor wir anfangen, Vi«, erklärte die Frau, »möchte ich dir etwas sehr Wichtiges sagen. Falls du mir entkommst - was du nicht wirst -, laufe nicht in den Wald. Hast du jemals von dem Dunklen Jäger gehört?«
    Vi blickte so finster drein, wie sie das mit halboffenem Mund fertigbrachte, dann kam sie zu dem Schluss, dass sie nichts zu verlieren hatte, wenn sie die alte Frau reden ließ. Sie schüttelte den Kopf.
    »Das erklärt vermutlich, warum du Hals über Kopf dem Tod in die Arme gerannt bist«, sagte die Frau. »Ich bin Schwester Ariel Wyant Sa’fastae. Der Dunkle Jäger wurde vor etwa sechshundertfünfzig Jahren von einem Magus namens Ezra erschaffen, dem vielleicht talentiertesten Magus aller Zeiten. Ezra stand im Krieg der Dunkelheit auf der Verliererseite. Er war einer von Jorsin Alkestes’ wertvollsten Generälen, die Art Mann, die zu allem fähig zu sein schien, und alles, was er tat, tat er in Superlativen. Entschuldige, das bedeutet, dass er alles hervorragend machte.«
    »Ch wß ws ds hst, bld Vtte«, sagte Vi, obwohl es eine Lüge war.
    »Was? Vergiss es. Ezra hat eine Kreatur geschaffen, die Magi spüren konnte, und gewisse Arten von Kreaturen, die jetzt
ausgestorben sind - Krul, Ferozi, Ferali, Blaemir und was weiß ich noch alles -, wofür du jenen Göttern danken magst, die du insgeheim anbetest. Er schuf seinen vollkommenen Jäger zu gut, und er konnte ihn nicht beherrschen. Er begann, alle zu töten, die magische Gaben besaßen, und entkam, während Ezra schlief. Schließlich kämpften sie miteinander - natürlich weiß niemand, was geschehen ist, denn niemand war dabei. Aber die magiebegabten Kinder von Torras Bend starben nicht länger, und niemand hat den Dunklen Jäger seither wiedergesehen. Ebenso wenig wie Ezra. Doch was immer Ezra tat, er hat den Dunklen Jäger nicht umgebracht. Er hat ihn lediglich eingesperrt. Hier. Etwa zehn Schritt nördlich von der Stelle, an der ich bedauerlicherweise dein Pferd töten musste, liegt der erste Zauber. Der Zauber markiert dich für den Tod.
    Jeder Magus, jede Maja und jeder Meister, die im Laufe von sechshundert Jahren versucht haben, Ezras Wald zu betreten, sind dort gestorben. Mächtige Magier, die machtvolle Artefakte bei sich trugen, sind gestorben, und diese Artefakte haben ihrerseits weitere Magier angelockt und so weiter. Was immer im Wald geschieht - selbst wenn der Dunkle Jäger ein Mythos ist -, was immer dort geschieht, niemand kommt zurück.« Schwester Ariel hielt inne, dann wurde ihre Stimme hell und freundlich. »Also, wenn du fliehst, geh nicht nach Norden.« Ariel runzelte die Stirn. »Du wirst mir vergeben, wenn ich dies hier nicht richtig mache. Ich habe noch nie zuvor jemanden entführt - im Gegensatz zu dir.«
    Scheiße.
    »Oh ja, Ulyssandra war recht erpicht darauf, mir alles über dich zu erzählen, Blutjunge.«
    Zweifache Scheiße.

    »Aber was das betrifft: Du bist kein Blutjunge, Vi. Du bist nicht mal ein Blutmädchen. Oh, es hat welche gegeben, aber was du bist, ist eine maja uxtra kurrukulas , eine Buschmagierin, eine wilde Magierin -«
    »Fck dch! Fck dch!« Vi kämpfte gegen ihre Fesseln an. Es hatte keinen Sinn.
    »Oh, du glaubst mir nicht? Ein Blutjunge, Vi, selbst von der weiblichen Variante, kann seine Magie benutzen, ohne zu sprechen. Wenn du also ein Blutjunge bist, warum fliehst du dann nicht?«
    Es gab nichts auf der Welt, was Vi so wenig ertragen konnte wie das Gefühl der Hilflosigkeit. Lieber wäre es ihr gewesen, Hu hätte ihr Haar begrapscht. Lieber wäre es ihr gewesen, der Gottkönig hätte sie bestiegen. Sie bäumte sich auf dem Boden auf und zerriss sich die Haut an den Seilen. Sie versuchte zu schreien. Dabei rutschte ihr ein Teil des Taschentuchs tiefer in den Hals. Sie würgte und hustete, und einen Moment lang dachte sie, sie würde sterben. Dann kam sie wieder zu Atem und lag schlaff da.
    Ariel zog die Brauen zusammen. »Das gefällt mir wirklich nicht. Ich hoffe, du wirst es eines Tages begreifen. Ich werde dir den Knebel abnehmen, verstanden? Du

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