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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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sich.
    Eine Sekunde zerbrechlichen Friedens verstrich, während aller Augen dem verschwindenden Schlüssel folgten. Dann begriffen die Locher einer nach dem anderen die neue Realität - die genauso war wie die alte Realität, bevor sie von der Existenz des Schlüssels erfahren hatten. Fin boxte jemanden - es musste Lilly sein, denn als er sich auf die Knie hochzog, hielt er sein Seil in Händen. Dann versetzte er Logan einen Hieb ins Gesicht.
    Logan konnte ihn nicht aufhalten. Fin war zu stark; Logan hatte all seine Kraft erschöpft. Er fühlte sich schlaff.
    Ein unmenschliches Knurren wurde laut, und eine massige Gestalt warf sich gegen Fin und schleuderte ihn durch die Luft. Er rollte bis dicht an den Rand des Lochs.
    Es war Knirscher, und er beugte sich mit gebleckten Zähnen über Logan.
    Auf Händen und Füßen kroch Fin davon, weg von Knirscher. Als Knirscher ihm nicht folgte, stand Fin langsam auf.
    Logan versuchte, sich hinzusetzen, aber sein Körper verweigerte ihm den Gehorsam. Er konnte sich nicht einmal bewegen. Ihm wurde schwarz vor Augen.
    »Ich bekomme die neue Schlampe als Erster«, verkündete Fin.
    Mochten die Götter barmherzig sein.

    »Du wirst der Erste sein, der stirbt, du Arschloch!«, schrie Natassa. Sie zitterte und hielt den Dolch, als hätte sie keine Ahnung, was sie damit tun musste.
    Die Locher - die verfluchten Tiere! - umringten sie auf drei Seiten. Sie wich an den Rand des Lochs zurück und fuhr mit dem Dolch wild durch die Luft.
    Über ihnen lachte Gorhky. »Süßes Fleisch, Jungs. Süßes Fleisch!«
    »Nein«, sagte Logan. »Nein. Knirsch, rette sie, rette sie, bitte.«
    Knirscher rührte sich nicht. Er hatte noch immer die Zähne gebleckt und sorgte dafür, dass alle sich von Logan fernhielten.
    Natassa sah es. Wenn sie nur auf Logans Seite des Lochs gelangen könnte, würde die Furcht aller anderen vor Knirscher sie fernhalten. Aber Fin sah es ebenfalls. Er formte das Seil zu einem Lasso.
    »Du kannst es uns leicht machen, oder du kannst es schwer machen«, sagte Fin und gab mit seinen blutigen Lippen ein schmatzendes Geräusch von sich.
    Natassa sah ihn an, den Blick wie gebannt auf das Lasso in seinen Händen gerichtet, als hätte sie den Dolch in ihren eigenen Händen vergessen. Sie schaute über das Loch hinweg und sah Logan in die Augen.
    »Es tut mir leid, Logan«, sagte sie. Dann trat sie in das Loch.
    Die Locher schrien auf, als sie in die Tiefe stürzte.
    »Haltet den Mund und lauscht!«, schrie Gorhky. »Manchmal kann man hören, wie sie auf dem Boden aufprallen.«
    Und die Bastarde, die Tiere, die Ungeheuer, sie hielten den Mund und lauschten, in der Hoffnung, einen Körper unten auf den Felsen aufschlagen zu hören. Doch sie lauschten vergeblich.
Die Locher brummelten die üblichen Flüche über verlorenes Fleisch und sahen zu Lilly hinüber. Logans Tränen waren so heiß wie sein Fieber.
    »Also, wer zur Hölle ist Logan?«, rief Gorhky. »König, hat sie mit dir gesprochen?«
    Logan schloss die Augen. Was spielte es noch für eine Rolle?

41
    »Es wird Zeit, Fettsack«, sagte Ferl Khalius. »Er ist nicht verrückt genug, um uns hier herüber zu folgen.«
    Sie befanden sich auf einer Höhe von gut vierhundert Metern auf dem Berg Hezeron, dem höchsten Berg an der ceuranischen Grenze. Bisher war der Marsch sehr anstrengend gewesen, aber das Wetter fast immer günstig. Es gab zwei Wege über den Berg: über den Pass an einer Seite oder direkt den Hang hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Ferl hätte im letzten Dorf beinahe eine Rauferei angezettelt, als er sich erkundigte, welchen Weg ein tapferer Mann, der es eilig hatte, nehmen würde.
    Einige der Dorfbewohner behaupteten, dass der direkte Weg niemals eine gute Wahl sei und dass er zu dieser Jahreszeit besonders übel sein würde. Selbst eine dünne Schneedecke oder gefrierender Regen würden diesen Pfad zu einem Selbstmordunternehmen machen. Andere hatten behauptet, dass der Weg über den Hang die einzige Möglichkeit sei, durchs Gebirge zu kommen, bevor die Schneefälle kamen. Wenn man in den Schluchten und Tälern des Weges über den
Teufelspass vom Schnee überrascht wurde, bedeutete das den sicheren Tod.
    Und Schnee lag in der Luft.
    Baron Kirof ging es nicht gut. Er hatte solche Höhenangst, dass er geweint hatte. »Wenn... wenn er verrückt sein müsste, uns zu folgen, was sind wir dann?«
    »Menschen, die leben wollen. Ich bin in schlimmeren Bergen als diesen aufgewachsen.« Ferl zuckte die

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