Am Rande Der Schatten
kannst nicht von hier fliehen, nicht einmal mit deiner Magie, und das wirst du früher oder später lernen müssen, daher können wir es geradeso gut gleich jetzt klarstellen, um dir so viel Schmerz wie möglich zu ersparen. Aber bevor du gegen mich kämpfst - ich erwarte in der Tat, dass deine ersten Worte Flüche sein werden oder Lügen oder ein Versuch, Magie zu benutzen -, bevor du das also tust, möchte ich dir eine Frage stellen.«
Vis Blicke brannten Löcher in die Frau. Das Miststück. Sollte sie ihr nur diesen Knebel herausnehmen.
»Wer ist der extrem talentierte Vürdmeister, der dich mit diesem Zauber belegt hat?«
Alle Fluchtgedanken lösten sich in Luft auf. Es war ein Bluff. Es musste ein Bluff sein. Aber wie?
Nysos. Was hat der Bastard mir angetan? Es war genau das, was der Gottkönig tun würde: sie mit irgendeinem verfluchten Zauber belegen. Hatte sie sich, als sie im Thronsaal war, nicht etwas in der Art eingebildet? Was war, wenn es keine Einbildung gewesen war?
»Denn dieser Zauber ist wirklich bemerkenswert«, fuhr Schwester Ariel fort. »Ich habe ihn jetzt sechs Stunden lang studiert, während du bewusstlos warst, und ich kann immer noch nicht erkennen, was er bewirkt. Eines weiß ich jedoch: Er ist mit Fallen versehen. Und der Magier - der Zauber trägt definitiv die Spuren eines männlichen Magiers - hat ihn auf einige interessante Arten verankert. Ich gelte unter meinen Schwestern als eine der stärkeren Magae, die während der letzten fünfzig Jahre die Farben errungen hat. Und der Zauber ist zu stark, als dass ich ihn brechen könnte, das war sofort klar. Verstehst du, es gibt magische Gewebe, die man entwirren kann, und solche, die man aufbrechen muss - fordische Knoten, wenn du so willst. Kennst du fordische Knoten? Egal. Dieser Zauber hat beides. Die Fallen könnte man vielleicht entwirren. Aber der Kernzauber muss mit äußerster Vorsicht aufgebrochen werden. Auch wenn ich es selbst tun könnte, würde es dir wahrscheinlich dauerhaften geistigen Schaden zufügen.«
»Nn ga.«
»Was? Oh.« Schwester Ariel blieb im Schneidersitz sitzen und murmelte. Die Fesseln fielen von Vis Gesicht. Sie spuckte das Taschentuch aus - es war tatsächlich um einen Stein gewickelt,
dieses Miststück! - und atmete. Sie griff nicht nach ihrer magischen Gabe. Noch nicht.
»Der Rest?«, fragte sie und deutete auf ihre anderen Fesseln.
»Hm, tut mir leid.«
»Es ist ein wenig mühsam, mit Euch zu reden, während ich auf der Seite liege.«
»Das leuchtet mir ein. Loovaeos .«
Vis Körper wurde in eine aufrechte Position gezogen und rückwärts gegen einen Baum geschoben.
»Also, das ist ein Köder? Ein Bluff über irgendeinen Zauber, mit dem ich belegt bin und den wir nicht werden aufheben können, bis wir die Chantry erreichen - wo es sich zufällig so fügen wird, dass eine Flucht für mich unmöglich sein wird?«
»Ganz richtig.«
Vi schürzte die Lippen. Bildete sie es sich nur ein, oder umgab Ariel ein schwaches Leuchten? »Das ist ein ziemlich guter Köder«, gab sie zu.
»Besser als das, was wir den meisten Mädchen anbieten.«
»Ihr entführt ständig Mädchen?«
»Wie ich bereits sagte, dies ist mein erstes Mal. Im Allgemeinen kommt es nicht zu einer Entführung. Die Schwestern, die Neulinge anwerben, haben zahlreiche Methoden, um überzeugend zu sein. Ich wurde als zu taktlos für solche Arbeit eingeschätzt.«
Welche Überraschung. »Was ist der übliche Köder?«, fragte Vi.
»So zu sein wie die Anwerberinnen, die dazu neigen, schön zu sein, charmant und angesehen, und die - nicht zuletzt - stets ihren Willen durchsetzen können.«
»Und der Haken ist?«, fragte Vi.
»Oh, wir bleiben bei der Fischmetapher?«
»Was?«, fragte Vi.
»Vergiss es. Der Haken sind Dienst und Bevormundung. Es ist wie eine Lehre, sieben bis zehn Jahre des Dienstes, bevor man zu einer vollen Schwester wird. Dann ist man frei.«
Vi war so lange Lehrling gewesen, dass es ihr für zehn Leben reichte. Sie grinste höhnisch. Lass sie weiterreden. Ich kann geradeso gut so viel wie möglich in Erfahrung bringen. »Du hast gesagt, ich sei nicht wirklich ein Blutjunge. Ich tue all das, was Blutjungen tun.«
»Du hast Mühe mit der Umarmung der Dunkelheit, nicht wahr?«
»Was?«
»Unsichtbarkeit. Das kannst du nicht, oder?«
Woher wusste sie das? »Das ist nur eine Legende. Sie treibt die Preise in die Höhe. Niemand wird unsichtbar.«
»Ich kann erkennen, dass du eine Menge Zeit darauf verwenden wirst,
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