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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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paaren zu lassen, um festzustellen, welche Gaben seine Nachkommen hatten. Um seinetwillen würden sie gewiss die attraktivsten Frauen auswählen. Die meisten Männer würden solche
Pflichten recht angenehm finden. Er würde haben, was immer er wollte, außer Freiheit. Er war unsterblich! Was bedeuteten ihm schon ein paar Jahrzehnte? Eine einzige Lebensspanne in verhätscheltem Luxus und das Wissen, dass er, indem er es sich wohl ergehen ließ, den Lauf der Geschichte verändern konnte. Er würde Bedeutung und Ziel haben, einfach indem er sich verwöhnen ließ.
    Was mochte geschehen, wenn die Schwesternschaft - wenn Ariel selbst - seine Geheimnisse entwirrte? Die perfekte Heilung für jeden Verletzten, ohne Narben. Unsterblichkeit! Wie mächtig würde die Chantry werden, wenn sie entscheiden konnten, wem sie tausend Jahre Jugend schenkten?
    Was würde das für die Welt bedeuten?
    Sie, Ariel Wyant, hatte endlich ein Rätsel gefunden, das ihrer Gaben würdig war. Nein, kein Rätsel, ein Mysterium. Sie würde ihren Platz in der Geschichte einnehmen als die Frau, die der Menschheit ewiges Leben gegeben hatte. Es war atemberaubend und - wie sie verspätet begriff - beängstigend.
    Sie lachte leise. »Ich verstehe jetzt, warum die Gesellschaft mit dir nicht weitergekommen ist. Die Versuchungen sind einfach zu groß, nicht wahr?«
    Der junge Mann antwortete nicht. Er schien zu dem Schluss gelangt zu sein, dass alles, was er sagte, ihr nur noch mehr verraten würde. Gleichzeitig hatte sie das Gefühl, dass er dachte, sie wisse Dinge, die er wissen wollte.
    »Du hast in Torras Bend gesagt, du seist ein cenarischer Soldat«, fuhr Ariel fort. »Aber es sieht nicht so aus, als wärst du bei den Rebellen. Nach der Länge der Zeit, die dein Körper hier gelegen hat, schätze ich, dass du nicht einmal im Lager haltgemacht hast, um dir Befehle geben zu lassen. Also, Folgendes ist mein Angebot: Du verrätst mir, was du wirklich
tust, und ich werde dir helfen. Du bist allein im Wald, in Unterwäsche, in der Kälte, ohne ein Pferd, ohne Geld und ohne Waffen. Ich bin davon überzeugt, dass es kein Problem darstellt, ohne Waffen zu sein, aber die übrigen Dinge sind gewiss problematisch.«
    »Oh, jetzt sind wir also Freunde?«, fragte Kylar und zog eine Augenbraue hoch. »Für mich scheint die Frage darin zu bestehen, warum ich Euch nicht töte, um die Chantry daran zu hindern, von mir zu erfahren.«
    »Du bist unsterblich, nicht unbesiegbar«, erwiderte Ariel grinsend. »Wenn es sein muss, könnte ich dich ein Dutzend Mal töten, während ich dich zur Chantry schleife. Keiner von uns weiß, ob ich, indem ich dich mit Magie töte, das delikate Gleichgewicht störe, das dich ins Leben zurückholt, daher wäre das ein Risiko für uns beide, nicht wahr? Natürlich könnte ich dich, nachdem ich dich einmal mit Magie getötet habe, anschließend von Hand töten. Und natürlich könntest du mich töten. Also ist es auch für mich ein Dilemma. Am Ende würde es vielleicht der Lohn meiner Mühe sein, dass ich nur noch einen Beutel Fleisch habe. Du könntest am Ende tot sein. Dauerhaft tot.«
    »Wenn Ihr der Chantry von meiner Existenz erzählt, wird jede Schwester auf der Welt nach mir suchen. Für den Rest eines sehr langen Lebens. Vielleicht ist es besser für mich, das Risiko einmal einzugehen, bei einer einzigen Schwester, als mich für alle Ewigkeit mit jedem Flittchen abzuplagen, das danach trachtet, sich einen Namen zu machen.«
    »Du würdest mich also kaltblütig ermorden?«, fragte sie.
    »Nennt es präventive Selbstverteidigung.«
    Sie trat näher an ihn heran und schaute in die kühlen, blauen Augen. Er war ein Blutjunge, ja. Aber war er ein Mörder
? Das Traurigste an allem, was er gesagt hatte, war der Umstand, dass er recht hatte. Wenn er Freiheit wollte, wenn ihm Geheimhaltung so kostbar war, sollte er sie töten. Wenn die Chantry von seiner Existenz erfuhr, würden sie niemals Ruhe geben, bis sie ihn hatten. Er war auf einzigartige Weise geeignet, sich ihnen zu entziehen, aber wer wollte schon ein gejagtes Leben leben? Er konnte fünf Jahre oder fünfzig vor ihnen davonlaufen, aber nicht ewig. Die Chantry würde niemals aufgeben. Niemals. Er würde zum größten Ehrgeiz jeder ehrgeizigen Schwester werden, zur größten Prüfung und zum größten vorstellbaren Preis.
    Ariel malte sich aus, wie Istariel diesen Mann verhörte. Sie war erschrocken zu sehen, wie hässlich die Szene wurde. Istariel würde Unsterblichkeit wollen - nicht

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