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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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aber sie legte keine Hitze in ihren Zauber. Sie würde den Wald nicht in Brand stecken, nur um dem Mädchen einen Schrecken einzujagen. Außerdem hätte sie sie vielleicht versehentlich getroffen.

    Binnen weniger Augenblicke verebbte selbst das Geräusch der Hufschläge. Schwester Ariel schüttelte den Kopf und machte keine Anstalten, ihr zu folgen.
    So viel zum offensichtlichen Teil des Spiels. Was Vi jetzt tat, war der eigentliche Trumpf. Viel Glück, Vi. Mögest du zu uns zurückkehren, wenn du bereit bist, dich heilen zu lassen.
    Sie hoffte, dass sie eines Tages vielleicht mit Vi in ihren Gemächern in der Chantry sitzen und darüber lachen würde, was heute geschehen war, aber sie glaubte nicht, dass es dazu kommen würde. Nicht nach dem, was sie gerade getan hatte. Leidenschaftliche Frauen neigten dazu, Frauen wie Schwester Ariel zu hassen. Oder zumindest hassten sie es, auf kalte Weise manipuliert zu werden - aber welche andere Wahl hatte Ariel?
    »Und jetzt zu dir«, sagte sie und drehte sich um. »Mein unsterblicher Krieger. Wie funktionierst du?«
     
     
    »Ich habe dich beim letzten Mal nicht gesehen«, sagte Kylar zu dem Wolf. »Ich dachte, ich sei fertig mit dir.« Der Wolf saß auf seinem Thron im Vorraum des Mysteriums, und der Blick seiner leuchtenden gelben Augen lastete schwer auf Kylar. Die unscharfen Geister, die den unscharfen Raum bevölkerten, murmelten zu leise, als dass Kylar sie hätte verstehen können. Der ganze Ort machte ihn noch immer nervös.
    Er konnte den Boden unter seinen Füßen nicht spüren. Er konnte die Geister nicht sehen, wenn er sie direkt anschaute. Konnte nicht erkennen, ob der Raum tatsächlich Wände hatte. Seine Haut kribbelte, aber er hätte nicht sagen können, ob es hier warm oder kalt war. Er konnte nichts riechen. Abgesehen von seiner Stimme hörte er nichts. Er hatte das Gefühl, dass jenseits seiner Wahrnehmung Geräusche waren, Stimmen, das
Scharren von Füßen, aber das war nur eine Intuition. Er war körperlos, und irgendwie hatte er einige seiner Sinne mitgenommen, aber nicht alle, und keiner davon war verlässlich. Nur wenige Dinge waren hier klar: der Wolf und die beiden Türen. Eine war aus schlichtem Holz mit einem Eisenriegel, die andere golden mit Licht, das durch die Ränder sickerte.
    »Ich war zu wütend, um deinen Anblick zu ertragen«, sagte der Wolf.
    Er wirkte jetzt nicht viel glücklicher. Kylar fiel nichts ein, was er hätte sagen können. Wütend? Warum?
    »Es hat Acaelus fünfzig Jahre gekostet, um es auf drei Tode zu bringen. Du hast es in weniger als sechs Monaten geschafft. Du hast Geld für einen Tod genommen. Geld. War der Preis für diese Ketzerei nicht hoch genug? Wirst du niemals lernen?«, fragte der Wolf.
    »Wovon redest du?« Kylar konnte spüren, dass die Geister oder was auch immer die körperlosen Leute waren, die sich im Raum drängten, sehr still geworden waren.
    »Du machst mich krank.«
    »Ich verstehe nicht …«
    Der Wolf hielt einen von Brandnarben bedeckten Finger hoch, und das Gewicht der Autorität des kleinen Mannes war so groß, dass Kylar sofort abbrach.
    »Acaelus hat ebenfalls einmal Geld genommen, nach dem Tod seiner ersten Frau. Ich denke, bis dahin glaubte er nicht wirklich an seine Unsterblichkeit. Er hat zweimal Geld genommen und einmal etwas Schlimmeres getan. Danach habe ich ihm gezeigt, was es kostet. Es hat ihn davon abgehalten, wie es dich abhalten sollte. Wenn du darauf bestehst, Leben fortzuwerfen, werde ich dafür sorgen, dass du jeden Tag deines unendlichen Lebens bereust.«

    Es war wie ein schlechter Traum: Das missbilligende Tribunal maß ihn an Anforderungen, die er nicht verstand, und befand ihn für schuldig; dann waren da die drohenden Gestalten, die ihre Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet hatten, die Türen des Gerichts, die Drohung einer Wahrheit, die er nicht ertragen konnte. Er hätte sich geschüttelt, hätte sich in sein Fleisch gekniffen - wenn er denn einen Körper gehabt hätte, den er schütteln oder kneifen könnte. Wenn er nicht genau gewusst hätte, dass er getötet worden war.
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Was zur Hölle soll ich tun?«, fragte Kylar voller Bitterkeit. »Wozu bin ich bestimmt?«
    Licht blitzte in diesen harten, goldenen Augen auf, und die Welt schob sich zusammen. Die Perspektiven veränderten sich, und Kylar fühlte sich plötzlich unbeholfen. Fett und unkoordiniert, saß er auf einem kleinen Stuhl. Seine Finger waren kurz und dick, und Heulen

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