Am Rande Der Schatten
bebrillten Augen auf Logan. Kylar hatte eine Decke über den König geworfen, um ihn vor neugierigen Blicken zu schützen. »Ja«, sagte der Mann. »Tevor Nile, zu Euren Diensten. Bitte, legt ihn dort auf den Tisch.«
Sie gingen in einen leeren Raum. Tevor Nile zog die Decke zurück und schnalzte mit der Zunge. Kylar hatte Logan mit dem Gesicht nach unten auf den Tisch gelegt. Der Bader schlitzte Logans von Blut, Schmutz und Schweiß starren Lumpen von einer Robe auf, um sich die Schnittwunde auf Logans Rücken anzusehen. Er schüttelte bereits den Kopf.
»Es ist zu viel«, erklärte er. »Ich weiß nicht einmal, wo ich anfangen soll.«
»Ihr seid ein Magier, also fangt mit Magie an.«
»Ich bin kein …«
»Wenn Ihr mich noch ein einziges Mal belügt, schwöre ich, dass ich Euch töten werde«, schnitt Kylar ihm das Wort ab. »Weshalb sonst ein Herd dieser Größe in einem so kleinen Raum? Weshalb sonst das Schiebedach? Weil Ihr für Magie Feuer oder Sonnenlicht braucht. Ich werde es niemandem erzählen. Ihr müsst diesen Mann heilen. Seht ihn Euch an. Wisst Ihr, wer er ist?«
Kylar rollte Logan auf den Rücken und zog seine Robe weg.
Tevor Nile schnappte nach Luft, aber er sah nicht Logans Gesicht an. Er betrachtete den leuchtenden Abdruck auf seinem Arm.
»Drissa!«, rief er.
Aus dem Nebenzimmer konnte Kylar die beiden Frauen reden hören. »… Denkt Ihr? Was meint Ihr denn nun wirklich? Ist er weg oder nicht?«
»Wir sind ziemlich sicher, dass er weg ist«, antwortete eine Frau.
»DRISSA!«, brüllte Tevor.
Eine Tür wurde geöffnet und geschlossen, dann wurde ihre Tür geöffnet, und Drissa Niles verärgertes Gesicht erschien. Wie ihr Mann wirkte sie verhutzelt, obwohl sie vermutlich erst Ende vierzig war. Beide waren klein und gelehrtenhaft und trugen Brillen und formlose Kleidung. Wie bei ihrem Mann konnte Kylar keinen Anflug von Bösem in ihr wahrnehmen, aber da war definitiv etwas vorhanden, das er für Magie hielt.
Zwei miteinander verheiratete Magier. In Cenaria. Es war eine Kuriosität, gewiss, vor allem hier. Kylar konnte nur glauben, dass
es die denkbar glücklichste Kuriosität war. Wenn zwei magiebegabte Heiler Logan nicht helfen konnten, konnte es niemand.
Drissas Verärgerung verschwand, sobald sie Logan sah. Ihre Augen weiteten sich. Sie kam näher heran und blickte voller Staunen von seinem leuchtenden Arm zu seinem Gesicht und wieder zurück.
»Woher hat er das?«, fragte sie.
»Könnt Ihr ihm helfen?«, verlangte Kylar zu erfahren.
Drissa sah Tevor an. Er schüttelte den Kopf. »Nicht nach dem, was wir gerade getan haben. Ich glaube nicht, dass ich noch genug Macht in mir habe. Nicht dafür.«
»Wir werden es versuchen«, sagte Drissa.
Tevor nickte unterwürfig, und zum ersten Mal bemerkte Kylar die Ringe in ihren Ohren. Beide Ringe waren aus Gold und passten zusammen. Sie waren Waeddryni. In jeder anderen Situation hätte er sie gefragt, ob diese verdammten Ringe wirklich Zauber in sich trugen.
Tevor zog den Teilbereich des Daches zurück, um das Sonnenlicht des bewölkten Morgens einzulassen. Drissa berührte das bereits im Kamin aufgestapelte Holz, und es loderte auf. Dann nahmen die beiden links und rechts von Logan Aufstellung, und die Luft über ihm begann zu schimmern.
Kylar brachte den Ka’kari in sich dazu, sich in seinen Augen zu sammeln. Es war, als setze man einem fast Blinden eine Brille auf. Das Zaubergewebe, das über Logan gebreitet und für ihn nur gerade eben sichtbar gewesen war, wurde plötzlich klar und deutlich.
»Kennt Ihr Euch mit Kräutern aus?«, fragte Drissa Kylar. Als er nickte, sagte sie: »Holt aus dem großen Raum Tuntunblätter, Grubelsalbe, Silberblatt, Greiskraut und den weißen Brei vom oberen Regal.«
Eine Minute später kam Kylar mit den Zutaten zurück, außerdem mit einigen anderen Dingen, von denen er dachte, sie würden helfen. Tevor betrachtete sie und nickte, schien aber außerstande zu sprechen.
»Gut, gut«, bemerkte Drissa.
Kylar begann die Kräuter und Breiumschläge anzuwenden, während Drissa und Tevor an den Zaubern arbeiteten. Wieder und wieder sah er, wie sie ein gobelindickes Gewebe von Magie in Logan hineintauchten, es so zurechtmachten, dass es ihm passte, es wieder über ihn hoben, ausbesserten und wieder in ihn hinabtunkten. Was ihn jedoch besonders überraschte, war die Art, wie einige der Kräuter reagierten.
Er hatte nie darüber nachgedacht, dass normale Pflanzen auf Magie reagieren könnten, aber
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