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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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offensichtlich taten sie es. Das Silberblatt, das Kylar in die Stichwunde auf Logans Rücken gedrückt hatte, färbte sich binnen Sekunden schwarz - etwas, das er bei diesem Blatt noch nie erlebt hatte.
    Für Kylar war es so, als beobachte er einen Tanz. Tevor und Drissa arbeiteten in perfekter Harmonie zusammen, aber Tevor wurde müde. Binnen fünf Minuten verließen ihn die Kräfte. Seine Teile der Zauber wurden zittrig, ihr Gewebe dünn. Sein Gesicht war bleich und verschwitzt. Immer wieder blinzelte er und schob sich die Brille an seiner langen Nase hinauf. Kylar konnte die Erschöpfung des Magiers sehen, jedoch nichts dagegen tun. Einen Tänzer zu kritisieren war etwas anderes, als imstande zu sein, vorzutreten und es besser zu machen. Das war es, was er jetzt am liebsten getan hätte. Er war sich nicht sicher, woher er es wusste, aber es schien, als versuche Drissa von Mal zu Mal kleinere Veränderungen in Logan zu bewirken, und er hatte immer noch einige furchtbare Verletzungen. Während er ihn durch das heilende Zaubergewebe
betrachtete, schien sein ganzer Körper die falsche Farbe zu haben. Kylar berührte ihn, und er fühlte sich heiß an.
    Ohnmächtig sah Kylar weiter zu. Er hatte Magie, hatte Magie übrig; selbst nach allem, was hinter ihm lag, verfügte er nach wie vor über Magie. Er zwang den Ka’kari zurückzukommen, zwang ihn, von seinem Schutz abzusehen, und versuchte mit aller Macht, diese Magie in Logan hineinfließen zu lassen. Nichts geschah.
    Nimm sie, du verdammter Kerl. Genese!
    Logan regte sich nicht. Kylar konnte die Magie nicht benutzen; er wusste nicht, wie man einen Zauber webte, erst recht nicht einen, der so komplex war wie das, was die Niles taten.
    Tevor sah Kylar entschuldigend an und tätschelte seine Hand.
    Bei der Berührung flammte Licht durch den ganzen Raum. Es brannte jenseits des magischen Spektrums in das sichtbare Spektrum hinein und warf Schatten an die Wände. Die Zaubergewebe über Logan, die noch eine Sekunde zuvor erschlafft und verblasst waren, brannten jetzt in einem weißen, glühenden Licht. Hitze schoss durch Kylars Hand.
    Tevor öffnete den Mund wie ein Fisch.
    »Tevor!«, sagte Drissa. »Benutz sie!«
    Während die Magie aus Kylar abfloss, spürte er, wie sie durch Tevor und in Logans Körper hineingezogen wurde. Er hatte keine Kontrolle darüber. Tevor bediente sich jetzt Kylars gesamter Magie. Kylar begriff, dass Tevor diese Magie benutzen könnte, um ihn zu töten, und nachdem er, Kylar, sich dermaßen unterworfen hatte, würde er den anderen Mann nicht aufhalten können.
    Auf Drissas Gesicht zeigten sich Schweißperlen, und Kylar konnte spüren, dass die beiden Magier fieberhaft arbeiteten.
Sie schleusten Magie durch Logans Körper, wie man einen Kamm durch verheddertes Haar zog. Sie berührten die leuchtende Narbe an seinem Arm - die noch Stunden später weiter leuchtete -, aber seltsamerweise war es keine Verletzung. Es war nichts, was sie in Ordnung bringen konnten. Die heilende Magie glitt direkt darüber hinweg.
    Schließlich holte Drissa tief Luft und ließ das Gewebe sich auflösen.
    Logan würde überleben; tatsächlich war er wahrscheinlich gesünder als an dem Tag, an dem er in den Schlund gegangen war.
    Aber Tevor ließ Kylar nicht los. Er drehte sich um und starrte ihn mit großen Augen an.
    »Tevor«, sagte Drissa warnend.
    »Was seid Ihr? Ein Vürdmeister?«, fragte Tevor.
    Kylar versuchte, den Ka’kari hinaufzuziehen, um die Verbindung zu durchtrennen, aber er konnte es nicht. Er versuchte, seine Muskeln mit magischer Stärke bereit zu machen, aber er konnte es nicht.
    »Tevor«, wiederholte Drissa.
    »Hast du es gesehen? Hast du das gesehen? Ich habe noch nie …«
    »Tevor, lass ihn los.«
    »Schatz, mit so viel Magie könnte er uns beide in Brand stecken. Er …«
    »Du würdest also die eigene Magie eines Mannes gegen ihn benutzen, nachdem er sich dir unterworfen hat? Wie würden die Brüder wohl dazu stehen? Ist das die Art Mann, die ich geheiratet habe?«
    Tevor ließ den Kopf sinken und gab gleichzeitig Kylars Magie frei. »Es tut mir leid.«

    Kylar schauderte, erschöpft, leer, schwach. Es war beinahe genauso beunruhigend, die Kontrolle über seine Magie zurückzuerlangen, wie es beunruhigend gewesen war, sie preiszugeben. Er fühlte sich, als hätte er zwei Tage lang nicht geschlafen. Er hatte kaum noch die Energie, um sich darüber zu freuen, dass Logan durchkommen würde.
    »Ich denke, wir sollten uns jetzt besser um Euch und

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