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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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der letzten Jahrzehnte hatten nur wenige Magier die Stadt zu ihrer Heimat gemacht, aber Kylar begann langsam
zu glauben, dass die Chantry niemals irgendeinen Winkel der Welt aufgab. Er wusste von einer Frau in der Stadt, die einen vorzüglichen Ruf als Heilerin genoss, und wenn überhaupt jemand in der Stadt ein Magier war, dann sie. Er hoffte nur, dass er sich nicht irrte; wenn irgendjemand magischer Heilung bedurfte, dann war es Logan. Vor allem mit diesem Zeug auf seinem Arm.
    Kylar war sich nicht einmal sicher, worum es sich dabei handelte, aber es schien sich in Logans Fleisch gebrannt zu haben. Das Seltsamste war, dass es anscheinend nicht willkürlich auf Logans Arm gefallen war, wie er es bei spritzendem Blut erwartet hätte, sondern in einem Muster. Kylar wusste nicht einmal, ob er es mit Wasser abtupfen, abdecken oder sonst irgendetwas damit machen sollte. Alles könnte den Zustand der Wunde verschlimmern.
    Und was zur Hölle war das überhaupt für ein Ding gewesen? Als Vergeltung für die vielen Schnittwunden, die es ihm zugefügt hatte, hatte Kylar der Bestie einen Reißzahn genommen, aber sein Überleben verdankte er ebenso dem Glück wie seinen Fähigkeiten. Wenn es nicht so viele Stalagmiten in dem Gewölbe gegeben hätte, wäre die Kreatur um ein Vielfaches schneller gewesen als Kylar. Ihre Haut war undurchdringlich, selbst für die gesamte Kraft von Kylars Magie. Er hatte vermutet, dass ihre Augen verletzbar sein würden, aber die Kreatur hatte sie bereits drei Mal vor ihm geschützt, bevor Logan und Knirscher sie abgelenkt hatten. Und wie sie geschwommen war - unter ihm durchs Wasser geschossen praktisch -, das pure Grauen! Wahrscheinlich würde er für den Rest seines Lebens davon träumen.
    Nichtsdestoweniger war die Rettung Logans das Beste, was er je getan hatte. Logan hatte gerettet werden müssen, hatte es
verdient, gerettet zu werden, und Kylar war der Einzige gewesen, der ihn hatte retten können. Dies war Kylars Aufgabe. Dies wog seine Opfer auf. Dies war der Grund, warum er der Nachtengel war.
    Er betrat mit seiner seltsamen Last das Labyrinth und lud sie in einen geschlossenen Wagen. Dann fuhr er zu Drissa Niles Laden.
    Der Laden lag im wohlhabendsten Teil des Labyrinths, gleich hinter der Vanden-Brücke, und er war ziemlich groß, mit einem Schild darüber, auf dem zu lesen stand: »Nile und Nile, Bader«. Darunter befand sich ein Bild des heilenden Zauberstabs für diejenigen, die des Lesens nicht mächtig waren. Wie Durzo vor ihm hatte Kylar den Ort gemieden, weil er befürchtete, eine Magierin könne erkennen, was er war. Jetzt hatte er keine Wahl mehr. Er fuhr hinter dem Laden an den Straßenrand, zog Logan von der Ladefläche des Wagens und trug ihn, gefolgt von Knirscher, zur Hintertür.
    Die Tür war verschlossen.
    Ein kleines Aufwallen von Magie erledigte das Problem. Der Riegel barst, und Holz splitterte. Kylar trug Logan hinein.
    Der Laden verfügte über mehrere Räume, die von einem zentralen Wartebereich abzweigten. Angelockt vom Geräusch des berstenden Riegels, kam ein Mann aus einem der Patientenzimmer, wo Kylar flüchtig zwei Frauen im Gespräch sah, bevor der Bader die Tür schloss. Ein schneller Blick bestätigte, dass auch die Vordertür verriegelt war.
    »Was macht Ihr hier?«, fragte der Bader. »Ihr könnt nicht hier einbrechen.«
    »Was zur Hölle seid Ihr für ein Bader, dass Ihr mitten am Tag Eure Türen verschließt?«, fragte Kylar. Als er dem Bader
in die Augen schaute, wusste er, dass der Mann kein Verbrecher war, aber er sah etwas anderes, ein warmes, grünes Licht wie von einem Wald nach einem Unwetter, wenn die Sonne hervorkommt.
    »Ihr seid ein Magier«, sagte Kylar. Er hatte gedacht, dass dieser Mann lediglich zur Tarnung diente, ein männlicher Bader, den Drissa Nile benutzte, um von ihren eigenen allzu wunderbaren Heilungen abzulenken. Er hatte sich getäuscht.
    Der Mann erstarrte. Er trug eine Brille, und das rechte Glas war erheblich stärker als das linke, was seinen plötzlich geweiteten Augen ein beunruhigend schiefes Aussehen verlieh. Er sagte: »Ich weiß nicht, wovon Ihr redet …« Kylar spürte, wie ihn etwas schnell streifte und versuchte, ihn abzutasten, aber der Ka’kari ließ es nicht zu. Der Magier brachte seinen Satz nicht zu Ende. »Ihr seid unsichtbar für mich. Es ist, als … als wärt Ihr tot.«
    Scheiße. »Seid Ihr ein Heiler oder nicht? Mein Freund stirbt«, erklärte Kylar.
    Zum ersten Mal richtete der Mann den Blick seiner

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