Am Rande Der Schatten
aufmerksam waren. Tevor schien vollkommen in sich versunken zu sein.
»Sie hat mein Pferd getötet, um mich daran zu hindern, in Ezras Wald zu reiten.«
Drissa räusperte sich. »Ich verstehe …«
»Gwaa!«, brüllte Tevor. Er fuhr mit einem Ruck zurück, fiel von seinem Hocker und schlug sich an den Steinen des Kamins den Kopf an.
»Berühre nichts davon!« So schnell er gefallen war, war er auch wieder auf den Beinen.
Vi und Drissa starrten ihn verwundert an. Er rieb sich den Hinterkopf. »Bei den Hundert, ich hätte uns um ein Haar alle in Brand gesteckt.« Er setzte sich wieder. »Drissa, sieh dir das an.«
»Oh«, sagte Vi. »Ariel meinte, es sei auf einige interessante Arten mit Fallen versehen.«
»Das sagt Ihr mir jetzt?«, fragte Tevor. »Interessant? Sie nennt das interessant?«
»Sie sagte, Ihr wärt die Besten für winzige Zaubergewebe.«
»Das hat sie gesagt?« Tevors Verhalten änderte sich von einem Moment auf den anderen.
»Nun, sie hat Drissa gemeint.«
Er warf die Hände hoch. »Natürlich hat sie Drissa gemeint. Die verdammten Schwestern können nicht zugeben, dass ein Mann gut sein könnte, nicht einmal für eine Sekunde.«
»Tevor«, sagte Drissa.
Er verstummte abrupt. »Ja, Liebes?«
»Ich kann es nicht sehen. Kannst du es anheben …« Plötzlich stieß sie den Atem aus. »Oje. Oje. Nein, heb es nicht an.«
Tevor erwiderte nichts. Vi drehte sich um, um seinen Gesichtsausdruck zu betrachten.
»Bitte, haltet still, Kind«, sagte Drissa.
Zehn Minuten lang arbeiteten sie in schweigender Eintracht. Oder zumindest glaubte Vi, dass sie arbeiteten. Abgesehen von etwas, das sich wie die Berührung von Federn auf ihrem Rückgrat anfühlte, spürte sie nichts.
Schließlich brummte Tevor, als sei er zufrieden.
»Sind wir fertig?«, fragte Vi.
»Fertig?«, wiederholte er. »Wir haben noch gar nicht angefangen. Ich habe den Schaden untersucht. Interessant? Ich möchte meinen, dass es interessant ist. Es gibt drei Nebenzauber, die den Hauptzauber schützen. An die komme ich heran. Das Brechen des letzten Zaubers wird schmerzhaft sein, sehr schmerzhaft. Die gute Nachricht ist, dass Ihr zu uns gekommen seid. Die schlechte Nachricht ist, dass ich das Gewebe durch meine Berührung zerrissen habe. Wenn ich den Zauber nicht in etwa einer Stunde gebrochen habe, wird er Euch den Kopf wegreißen. Ihr hättet vielleicht sagen sollen, dass es ein Vürdmeister war, der Euch mit dem Zauber belegt hat. Gibt es noch andere Überraschungen?«
»Was ist der Hauptzauber?«, fragte Vi Drissa.
»Es ist ein Zwangzauber, Vi. Nur zu, Tevor.«
Der Mann seufzte und sank wieder in sich zusammen. Er schien nicht in der Lage zu sein zu sprechen, während er arbeitete. Drissa dagegen hatte keine solchen Probleme. Vi konnte sehen, wie ihre Hände leicht zu leuchten begannen, während sie sprach. »Es wird bald anfangen zu schmerzen, Vi. Und nicht nur körperlich. Wir können den Schmerz nicht betäuben, weil der Vürdmeister diesen Bereich Eures Gehirns mit einer Falle versehen hat. Euch zu betäuben wäre eins der ersten Dinge, die ein Heiler normalerweise tun würde. Daher hat er dafür gesorgt, dass es tödlich wäre. Haltet jetzt still.«
Die Welt wurde weiß und blieb weiß. Vi war blind.
»Lauscht einfach meiner Stimme, Vi«, sagte Drissa. »Entspannt Euch.«
Vi atmete in schnellen, flachen Zügen. Plötzlich kehrte die Welt zurück. Sie konnte wieder sehen.
»Noch vier Mal, und wir werden den ersten Zauber haben«, erklärte Drissa. »Es ist vielleicht einfacher, wenn Ihr die Augen schließt.«
Vi schloss sofort die Augen. »Also, Zwang«, sagte sie.
»Richtig«, erwiderte Drissa. »Zwangsmagie ist sehr eingeschränkt. Damit der Zauber hält, muss der, der ihn webt, Autorität über Euch haben. Ihr müsst das Gefühl haben, dem Betreffenden Gehorsam zu schulden. Am schlimmsten wäre es, wenn es sich um einen Elternteil oder einen Mentor handelte oder einen General, wenn Ihr in der Armee wärt.«
Oder einen König. Oder einen Gott. Heilige Höllen.
»Nichtsdestoweniger«, fuhr Drissa fort, »die gute Nachricht ist, dass man einen Zwang abstreifen kann, wenn man die Macht abstreifen kann, die diese Person über einen hat.«
»Brillant«, sagte Tevor. »Verdammt brillant. Verrückt und krank, aber genial. Hast du gesehen, wie er die Fallen in
ihrer Glore Fryden verankert hat? Er sorgt dafür, dass sie in jedem Fall seine Zauber aufrechterhält. Schrecklich ineffizient, aber
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