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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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aber die Gewinne sind im Keller, die Kommandostrukturen lösen sich auf: Die Leute lassen sich von ihren Vorgesetzten nichts mehr befehlen und dergleichen. Viele Menschen denken, dass die Dinge unter der Besatzungsmacht jetzt erträglicher werden sollten. Sie wollen, dass wieder Alltag einkehrt.«
    »Klingt aus ihrer Sicht vernünftig. Wie sieht Euer Generalplan aus, was wollt Ihr ihnen entgegenhalten?«
    Jarl runzelte die Stirn. Es gab keinen Generalplan, und Brant ließ diese Tatsache unglaublich dumm erscheinen. »Wir - ich hatte geplant abzuwarten, was sie tun. Ich wollte mehr über
sie in Erfahrung bringen und ihnen dann entgegentreten, wie es gerade notwendig erscheint.«
    »Haltet Ihr es für eine gute Idee, Eurem Feind zu erlauben, Euch mit gut durchdachten Strategien zu konfrontieren und Euch damit zu zwingen, aus einer Position der Schwäche heraus zu reagieren?«, fragte Brant.
    »Das ist eher eine rhetorische Keule als eine Frage, General«, erwiderte Jarl.
    »Danke«, sagte der General. Momma K verkniff sich ein Lächeln.
    »Was schlagt Ihr vor?«, fragte Jarl.
    »Gwinvere hat die Sa’kagé in absoluter Heimlichkeit regiert, mit Marionetten-Shingas, richtig?«
    Jarl nickte.
    »Also, wer war seit der khalidorischen Invasion der Marionetten-Shinga?«
    Jarl zuckte zusammen. »Ich, ähm, habe nicht direkt einen berufen.«
    »Nicht direkt?« Brant zog eine buschige, graue Augenbraue hoch.
    »Brant«, meldete Momma K sich zu Wort. »Ein wenig sanfter.«
    Brant rückte den Arm in seiner Schlinge zurecht. »Betrachtet es einmal von der Straße aus, Jarl. Seit mehr als einem Monat waren die Menschen ohne Anführer. Es gab nicht etwa nur einen schlechten Anführer. Es gab gar keinen. Gwinveres kleine Regierung hat allen geholfen, bisher ist es gut gegangen, aber Eure Sa’kagé-Schläger haben im selben Boot gesessen wie alle anderen auch. Warum sollten sie also weiter Abgaben zahlen? Gwinvere hat es fertiggebracht, ein Schatten-Shinga zu sein, aber es hat noch nie eine Bedrohung wie diese gegeben.
Dies ist ein Krieg. Ihr braucht eine Armee. Armeen brauchen einen Anführer. Ihr müsst dieser Anführer sein, und Ihr könnt es nicht aus dem Schatten heraus tun.«
    »Wenn ich verkünde, wer ich bin, werden sie mich töten.«
    »Sie werden es versuchen«, sagte Brant. »Und sie werden Erfolg haben, es sei denn, Ihr könnt eine Kerntruppe tüchtiger Leute versammeln, die Euch absolut treu ergeben sind. Leute, die bereit sind, für Euch zu töten und zu sterben.«
    »Es handelt sich nicht um Soldaten aus guten Familien, für die Loyalität, Pflicht und Mut von klein auf selbstverständlich waren«, wandte Jarl ein. »Wir reden hier von Räubern, Prostituierten und Taschendieben, von Leuten, die nur an sich selbst und an ihr eigenes Überleben denken.«
    »Und das ist es, was sie sagen werden«, sagte Momma K so leise, dass Jarl sie kaum hörte, »es sei denn, du siehst, was sie sein könnten, und bringst sie dazu, es ebenfalls zu sehen.«
    »Als ich General war, kamen meine besten Soldaten aus dem Labyrinth«, bemerkte Brant. »Sie wurden zu den Besten, weil sie alles zu gewinnen hatten.«
    »Also, was genau schlagt Ihr vor?«, fragte Jarl.
    »Ich schlage vor, dass Ihr Euch selbst um Eure Arbeit bringt«, antwortete Brant. »Gebt Euren Gaunern einen Traum von einem besseren Leben, einem besseren Leben für ihre Kinder und eine Chance, sich selbst als Helden zu sehen, und Ihr werdet eine Armee haben.«
    Er hielt inne, damit Jarl seine Worte in sich aufnehmen konnte, und schon bald hämmerte Jarls Herz, und seine Gedanken überschlugen sich. Es war verwegen. Es war groß. Es war eine Chance, Macht für mehr zu benutzen, als einfach um der Macht willen. Er konnte die Umrisse eines Planes sehen, der sich zusammenfügte. Im Geiste ging er bereits
durch, welche Leute er in welche Positionen bringen würde. Bruchstücke von Ansprachen verschmolzen miteinander. Oh, es war verführerisch. Brant riet Jarl nicht nur, den Banditen einen Traum zu geben; Brant gab Jarl einen Traum. Er könnte eine ganz andere Art von Shinga sein. Er könnte nobel sein. Man würde ihn verehren. Wenn er erfolgreich war, könnte er sogar im Rahmen des Gesetzes arbeiten, könnte von jeder adligen Familie, die er wieder an die Macht brachte, echte Titel erhalten. Götter, es war verführerisch!
    Aber es bedeutete, sich zu offenbaren. Sich zu verpflichten. Im Augenblick war er ein Geheimnis. Alle dachten, er sei lediglich ein Stricher, der sich aus dem

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