Am Rande Der Schatten
hasste sich im nächsten Moment. Hu kicherte ihr leise ins Ohr und drückte seinen Körper an ihren Rücken. »Hallo, meine Schöne, wo bist du gewesen?«, fragte er, während er die Hände über ihre Hüften gleiten ließ.
»Ich habe gearbeitet. Erinnert Ihr Euch?«, sagte sie und drehte sich mit einiger Mühe um. Als er ihr das erlaubte, wusste sie, dass er immer noch benebelt war.
Er schlang die Glieder um ihren Körper, und einen Moment lang lagen der Abscheu und der Hass im Widerstreit mit der vertrauten Passivität vor der Niederlage. Sie ließ ihn ihren Kopf zur Seite drehen, damit er ihren Hals liebkosen konnte. Er küsste sie sanft, dann hörte er auf. »Du trägst das Parfüm nicht, das ich so mag«, sagte er, immer noch sanft, aber mit einem überraschten Unterton in der Stimme, dass sie so dumm sein konnte. Vi kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nur knapp davon entfernt war, gewalttätig zu werden.
»Ich habe gearbeitet. Für den Gottkönig.« Vi gestattete sich nicht, auch nur einen Hauch Furcht in ihre Stimme eindringen zu lassen. Hu gegenüber Furcht zu zeigen, war so, als werfe man einem Rudel wilder Hunde blutiges Fleisch hin.
»Oooh«, sagte Hu, plötzlich wieder sanft. Seine Pupillen waren stark geweitet. »Ich hatte ein kleines Fest. Um zu feiern.« Er deutete auf das Schlafzimmer. »Ich habe eine Gräfin und eine … verdammt, ich kann mich nicht erinnern, aber die andere ist eine Wildkatze. Willst du dich zu uns gesellen?«
»Was feiert ihr denn?«, fragte Vi.
»Durzo!«, antwortete Hu. Er ließ Vi abrupt los und tanzte einen kleinen Kreis, wobei er sich einen weiteren Pilz vom
Tisch schnappte und ihn in den Mund steckte. Dann versuchte er, den nächsten Pilz zu ergreifen, langte jedoch daneben. »Durzo Blint ist tot!« Er lachte.
Vi hob den Pilz auf, den er verfehlt hatte. »Wirklich? Ich habe dieses Gerücht gehört, aber seid Ihr Euch sicher?« Hu hatte Durzo Blint immer gehasst. Die beiden wurden im selben Atemzug als die besten Blutjungen der Stadt genannt, aber im Allgemeinen kam Durzos Name an erster Stelle. Hu hatte Männer dafür getötet, dass sie das gesagt hatten, aber er hatte nie versucht, es mit Durzo aufzunehmen. Wenn er gedacht hätte, dass er Durzo töten könnte, hätte er es getan, das wusste sie.
»Momma K war mit ihm befreundet, und sie glaubte nicht, dass er tot sei, daher hat sie sich einige Männer genommen und ist dorthin gegangen, wo er begraben war - und tatsächlich! Tot, tot, tot!« Hu lachte abermals. Er nahm Vi den Pilz ab und hörte dann auf zu tanzen. »Im Gegensatz zu seinem Lehrling, dem Auftrag, den du vermasselt hast.« Er griff nach einer Flasche Mohnschnaps und trank. »Ich wollte ihn töten, weißt du, nur um Blints Geist eins auszuwischen. Hundert Kronen habe ich an Bestechungsgeldern verschwendet, und es stellte sich heraus, dass er die Stadt verlassen hat. Donnerwetter.« Er wippte auf den Füßen. »Der war stark. Hilf mir, mich hinzusetzen.«
Vis Brust schnürte sich zusammen. Das war ihre Antwort. Kylar Stern war der Nachtengel. Er hatte den Sohn des Gottkönigs getötet. Die Ermordung Kylars war das Einzige, was dem Gottkönig vielleicht genug Freude bereitete, um ihr zu verzeihen, dass sie Jarl nicht tötete. Sie fasste Hu am Arm und führte ihn zu seinem Stuhl, wobei sie sicherstellte, dass er nicht mit dem mit Rasierklingen gesäumten Babyhäubchen
in Berührung kam. »Wo ist er, Master? Wohin ist er gegangen?«
»Weißt du, du bist wirklich nicht entgegenkommend genug. Nach allem, was ich für dich getan habe, du Miststück.« Sein Gesicht wurde hässlich, und er zog sie grob auf seinen Schoß. Die Minuten, bevor Hu das Bewusstsein verlor, waren gefährlich: Er mochte sie schwach befummeln wie ein Betrunkener und dann die gewaltige Kraft seiner Magie benutzen, um sich dafür zu entschädigen und sie versehentlich zu verletzen oder zu töten. Also fiel sie in seine Arme und machte sich taub. Ihr Körper lenkte Hu ab. Er versuchte, sie zu liebkosen, fummelte aber am Stoff ihrer Robe herum.
»Wo ist Blints Lehrling, Master?«, fragte Vi. »Wohin ist er gegangen?«
»Er ist nach Caernarvon gezogen, hat den Weg der Schatten aufgegeben. Wer ist jetzt der Beste, hm?«
»Ihr seid der Beste«, antwortete Vi und glitt vorsichtig von seinem Schoß. »Ihr seid immer der Beste gewesen.«
»Viridiana«, sagte Hu. Sie erstarrte. Er nannte sie niemals bei ihrem vollen Namen. Wachsam geworden, fragte sie sich, ob die Pilze harmlos gewesen
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