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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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»Tatsächlich habe ich ihr damit gedroht, dich hinter ihr her zu schicken, falls sie nicht brav ist. Ich bin davon überzeugt, dass sie sich ungeheuer freuen wird, dich zu sehen.«
    »Und wenn sie tot ist?«, hakte Ariel nach.
    Istariels Grinsen verblasste. »Finde jemanden für mich, den die Leibeigenen nicht ignorieren können. Jemanden, der tun wird, was getan werden muss.«
    In dieser Zweideutigkeit lag ein erschreckend großer Spielraum. Aber Spielraum konnte man in beide Richtungen benutzen, und Tatsache war, dass Ariel gern in das Unternehmen eingeschlossen werden wollte. Oh, Schwester, du spielst mit einem furchtbaren Feuer. Warum benutzt du mich dafür? »Abgemacht«, sagte Ariel.
    Istariel bedeutete ihr, dass sie entlassen sei, und Ariel ging zur Tür. »Oh«, bemerkte Istariel, als hätte sie es beinahe vergessen, »wen auch immer du mitbringst, sieh zu, dass sie verheiratet ist.«

19
    Kylar stand draußen vor dem Laden und schloss gerade ab, als er spürte, dass er beobachtet wurde. Er bog unbewusst die Finger, um die Messer zu überprüfen, die an seine Unterarme gebunden waren, aber da waren keine Messer. Er schloss die großen Läden über der Theke, wo sie ihre Waren auslegten, und machte sich an dem Schloss daran zu schaffen. Plötzlich fühlte er sich sehr verletzbar.
    Es war nicht die Waffenlosigkeit, die ihm dieses Gefühl bescherte. Ein Blutjunge war eine Waffe. Er fühlte sich verletzbar wegen seines Schwurs. Kein Töten, keine Gewalt. Was blieb ihm dann noch?
    Wer immer es war, er stand im Schatten der schmalen Gasse, die neben dem Laden abzweigte. Kylar hatte keinen Zweifel, dass der Betreffende darauf wartete, dass er zur Vordertür ging, die nur wenige Schritte von dieser Gasse entfernt war. Mit seiner Magie könnte er durch die Tür gelangen und sie verschließen - und seine Fähigkeiten damit verraten. Oder er könnte weglaufen - und Uly schutzlos zurücklassen.
    Im Ernst. Bevor es eine Frau in seinem Leben gegeben hatte, waren die Dinge so einfach gewesen.
    Kylar ging auf die Tür zu. Der Mann war zerzaust und trug Lumpen, und er hatte die blutunterlaufenen Augen und die Zahnlücken eines Süchtigen. Die Messer, die der Ladeshi
in Händen hielt, wirkten jedoch durchaus funktionsfähig. Er sprang aus der Gasse hervor. Kylar erwartete, dass der Mann Geld verlangen würde, aber das tat er nicht.
    Stattdessen griff er sofort an, wobei er wie ein Wahnsinniger schrie. Es klang, als sagte er: »Töte mich nicht! Töte mich nicht!« Auf Kylars erste Bewegung hin schlug der Süchtige der Länge nach auf den Boden. Verwirrt lehnte Kylar sich an die Mauer. Der Mann rappelte sich hoch und kam auf ihn zugestürmt. Kylar wartete. Und wartete. Dann bewegte er sich abrupt. Der Süchtige krachte gegen die Mauer.
    Nachdem er die Dolche des blutenden Mannes weggetreten hatte, rollte Kylar ihn mit einem Fuß herum.
    »Töte mich noch nicht«, sagte der Mann und schnaubte durch das Blut, das ihm aus der Nase floss. »Bitte, Unsterblicher. Töte mich noch nicht.«
     
     
    »Ich habe Euch ein Geschenk mitgebracht«, sagte Gwinvere.
    Agon blickte von dem auf, was er gerade schrieb. Es war eine Liste der Stärken und Schwächen ihrer taktischen Situation im Labyrinth. Bisher war es eine niederschmetternde Liste. Er stand vom Tisch auf und folgte Gwinvere in das Nebenzimmer ihres Hauses, wobei er versuchte, nicht daran zu denken, wie gut sie roch. Es schnitt ihm ins Herz.
    Ihr Esstisch war bedeckt mit einem Tuch, unter dem sich zehn Höcker abzeichneten.
    »Wollt Ihr es nicht aufmachen?«, fragte Gwinvere.
    Agon zog eine Augenbraue hoch und sah sie an; sie lachte. Er nahm das Tuch von der Tischplatte und sog scharf die Luft ein.
    Auf dem Tisch lagen zehn unbespannte Kurzbögen. Sie waren verziert mit einfachen, beinahe primitiven Schnitzereien von Männern und Tieren, größtenteils Pferden.

    »Gwinvere, das hättet Ihr nicht tun sollen.«
    »Das sagen meine Buchhalter auch.«
    Er nahm einen der Bögen in die Hand und versuchte, ihn zu biegen.
    »Vorsicht«, mahnte sie. »Der Mann, der … diese Bögen geliefert hat, meinte, Ihr müsstet sie eine halbe Stunde über einem Feuer erwärmen, bevor Ihr sie bespannt. Anderenfalls würden sie brechen.«
    »Es sind wirklich ymmurische Bögen«, sagte Agon. »Ich habe noch nie zuvor welche gesehen.« Die Bögen waren eins der Wunder der Welt. Niemand außer den Ymmuri kannte das Geheimnis ihrer Konstruktion, obwohl Agon deutlich sehen konnte, dass sie irgendwie nicht

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