Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks

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breites Lächeln, als sei er es so sehr gewohnt zu lächeln, um seine perfekten, weißen Zähne vorzuzeigen, dass er sich noch nicht an sein Süchtigengrinsen angepasst hatte. Seltsamerweise wirkte er jetzt, da er gefesselt war, arrogant. »Ich bin Aristarchos ban Ebron, Shalakroi von Benyurien in der Seidenprovinz Ladesh.«
    »Ist Shalakroi der ladishe Ausdruck für einen Süchtigen?«
    Der Hochmut fiel vom Gesicht des Mannes ab wie eine Ladung Ziegelsteine. »Nein. Tut mir leid. Und es tut mir leid, dass ich Euch zu töten versucht habe. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle.«
    »Das konnte ich erkennen.«
    »Ich glaube nicht, dass Ihr versteht«, sagte Aristarchos.
    »Ich habe schon früher Süchtige gesehen.«
    »Ich bin nicht nur ein Süchtiger, Kylar.« Er lächelte ein schiefes Lächeln, das weitere seiner verfaulten Zähne zeigte. »Das Gleiche würde wohl jeder Süchtige sagen, hm? Ich habe beim Fall der Stadt versucht, aus Cenaria fortzukommen, aber meine ladishe Haut hat mich verraten. Die Khalidori hielten mich auf und befragten mich nach dem Seidenhandel. Sie hassen das Seidenmonopol ebenso sehr wie der Rest von euch Midcyri. Dieses Verhör wäre in Ordnung gewesen, aber ein Vürdmeister namens Neph Dada sah mich. Er hat das zweite Gesicht. Ich weiß nicht, was er gesehen hat, aber sie haben begonnen, mich zu foltern.« Ein abwesender Ausdruck trat in seine Augen. »Das war schlimm. Schlimmer noch war, dass sie mir anschließend jedes Mal mit Gewalt einige Samen einflößten. Sie nahmen mir den Schmerz. Sie machten alles besser. Ich erkannte nicht einmal, worum es sich handelte. Die Khalidori ließen mich nicht schlafen. Sie folterten mich, fütterten mich mit Samen, folterten mich. Sie stellten nicht einmal Fragen, bis er kam.«

    »Er?« Kylar war übel.
    »Ich … fürchte mich, seinen Namen auszusprechen«, antwortete Aristarchos, beschämt ob seiner Furcht und doch so verängstigt, dass er trotzdem schwieg. Er begann mit den Fingern zu trommeln.
    »Der Gottkönig?«
    Er nickte. »Es ging einfach so weiter, bis sie mich nicht länger zu zwingen brauchten, die Samen zu nehmen. Ich bettelte um sie. Als er das zweite Mal kam, benutzte er Magie bei mir … Er ist fasziniert von Zwang. Magischem, chemischem und der Mischung von beidem, sagte er. Ich war einfach ein Experiment. Nach einer Weile … Nach einer Weile gab ich ihnen Euren Namen, Kylar. Er belegte mich mit einem Zwang, Euch zu töten. Ich hatte eine Schachtel mit meinen Samen darin, die sich nur öffnen ließ, sobald ich gehorchte.« Ein Beben durchlief ihn. »Versteht Ihr? Ich habe versucht, mich stattdessen mit Gras zu begnügen. Ich habe es mit Mohnwein versucht. Nichts funktioniert. Ich dachte, wenn ich nur schnell genug hierherkommen könnte, könnte ich Euch warnen. Ich habe durchaus einige Dinge zurückgehalten. Sie wissen nicht, dass Ihr vom Tod zurückgekehrt seid. Sie wissen nichts von der Gesellschaft oder von Euren Inkarnationen.«
    Für Kylar ging das alles zu schnell. Die möglichen Konsequenzen explodierten in hundert verschiedene Richtungen. »Welche Gesellschaft?«, fragte Kylar.
    Aristarchos sah ihn ungläubig an und hörte auf, mit den Fingern zu trommeln. »Durzo hat es Euch nie erzählt?«
    »Kein Wort.«
    »›Die Gesellschaft der Zweiten Morgenröte‹.«
    »Nie davon gehört.«

    »›Die Gesellschaft der Zweiten Morgenröte widmet sich dem Studium angeblicher Unsterblicher, den Beschreibungen ihrer Fähigkeiten und der Beschränkung besagter Kräfte auf jene, die sie nicht missbrauchen.‹ Wir sind eine Geheimgesellschaft, die über die ganze Welt verstreut ist. So konnte ich Euch finden. Wir wurden vor Jahrhunderten gegründet. Damals dachten wir, es gebe Dutzende von Unsterblichen. Im Laufe der Jahre sind wir zu dem Schluss gelangt, dass es höchstens sieben gab und vielleicht nur einen einzigen. Der Mann, den Ihr als Durzo Blint kanntet, war außerdem Ferric Feuerherz, Vin Craysin, Tal Drakkan, Yrik der Schwarze, Hrothan Stahlbeuger, Zak Eurthkin, Rebus Flink, Qos Delanoesh, X!rutic Ur, Mir Graggor, Pips McClawski, Garric Schattenbann, Dav Slinker und wahrscheinlich ein Dutzend andere, von denen wir nichts wissen.«
    »Das umfasst die Hälfte der Geschichten von Midcyru.«
    Aristarchos begann zu zittern und zu schwitzen, aber er fuhr mit gelassener Stimme fort: »Er hat sich erfolgreich als Vertreter von mindestens einem Dutzend verschiedener Kulturen ausgegeben, wahrscheinlich dem Doppelten dieser Zahl. Er sprach