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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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nach einem Pferd, aber Kylar fragte, ob man ihm stattdessen zwei breite Lederriemen bringen könne. Gesellen und Lehrlinge hielten inne, um zuzuschauen, aber Kylar scherte sich nicht darum. Grinsend befestigte Haylin die Riemen höchstpersönlich.
    »Mylord«, sagte Haylin, als er damit fertig war. »Falls Ihr es je zurückhaben wollt, es ist hier.«
    »Vielleicht. In der Zeit Eurer Enkelsöhne.«
    Großmeister Haylin lächelte breit.
    Kylar wusste, dass er es nicht hätte laut sagen sollen. Er hätte das Pferd nicht ablehnen sollen. Es scherte ihn nicht. Irgendwie tat es einfach so gut, mit einem Mann zu sprechen, der etwas von dem wusste, was er war, und der weder Furcht noch Abscheu verspürte - selbst wenn der Mann glaubte, er sei sein Meister. Aber andererseits hatte Kylar wahrscheinlich ohnehin mehr Ähnlichkeit mit Gaelan Sternenfeuer, als Durzo Blint sie gehabt hatte. Es tat so gut, bekannt zu sein und akzeptiert zu werden, dass es ihn nicht kümmerte, dass er unvorsichtig war.
    Mit einem Aufwallen seiner Magie hievte Kylar die Truhe auf seinen Rücken. Ein Aufkeuchen ging durch die Schmiede. In Wahrheit war die Kiste beinahe zu schwer, um sie zu tragen, selbst mit Magie. Kylar nickte dem Großmeister zu und ging hinaus.
    »Wer zur Hölle war das?«, hörte Kylar Lächelgesicht fragen.
    »Eines Tages, wenn du bereit bist, werde ich es dir vielleicht erzählen«, antwortete der Großmeister.

22
    »Hallo«, sagte Kylar zu Capricia, als er zu dem Ringmacher zurückkehrte.
    »Hallo«, erwiderte sie seinen Gruß überrascht. Sie war allein und schloss gerade den Laden.
    »Der Esel ist zurück.« Er verzog das Gesicht. »Ich möchte mich entschuldigen für … für meinen letzten Besuch hier.«
    »Was?«, fragte sie. »Nein, dazu habt Ihr keinen Grund. Mir ist klar, dass das alles seltsam erscheint, wenn man nicht von hier stammt. Männern gefällt das nie - obwohl die Frauen sich ebenfalls die Ohren durchstechen müssen, und sie beklagen sich niemals.« Sie zuckte die Achseln.
    »Schön, nun …«, begann Kylar, dann wurde ihm klar, dass er nichts zu sagen hatte. Was hatte Schmuck nur an sich, dass er sich immer so unzulänglich fühlte? »Richtig«, fügte er matt hinzu.
    »Ehrlich«, sagte sie, »die meisten Männer nehmen den Schmerz kaum wahr. Ich meine, ihre Bräute sorgen dafür, dass sie abgelenkt sind. Eigentlich vollzieht Ihr die Ehe erst nach dem Nageln, aber in den meisten Fällen ist es mehr oder weniger nur eine Formalität.«
    Kylar hüstelte. Er hatte darüber nachgedacht. »Ähm, erinnert Ihr Euch, auf welche sie gezeigt hat?«, fragte Kylar.

    »Natürlich«, antwortete Capricia. Sie lachte. »Ich fürchte, es sind die Ringe, die den Zauber weit besser festhalten.« Ihre Augen funkelten, und er errötete.
    »Ich habe das Missgeschick, eine Ehefrau mit einem hervorragenden Geschmack zu haben.«
    »Es wirft ein gutes Licht auf ihre anderen Entscheidungen«, bemerkte Capricia und schenkte ihm ihr breites Lächeln. Welche Konsequenzen die Angelegenheit mit dem Shinga auch haben würde, Kylar war froh, dass er sie gerettet hatte. Sie zog die Schublade heraus und stellte sie vor ihn hin. Dann runzelte sie kurz die Stirn und nahm ein Paar Ringe heraus. »Nur einen Moment«, sagte sie, ging hinter der Theke in die Knie, räumte die Ringe weg und stand dann wieder auf. »Ich denke, es war eins von diesen Paaren«, erklärte sie und deutete auf mehrere Paare in der obersten Reihe, die aus einem Geflecht aus Gold und Mistarille bestanden.
    »Was kosten die?«, fragte er.
    »Vierundzwanzig hundert, achtundzwanzig hundert und zweiunddreißig hundert.«
    Ohne es zu wollen, stieß er einen Pfiff aus.
    »Wir haben aber auch ähnliche Ringe in weißem und gelbem Gold, die günstiger sind«, erklärte Capricia. »Das Mistarille treibt den Preis in ziemlich lächerliche Höhen.«
    Jorsin Alkestes’ Schwert hatte aus Mistarille bestanden, mit einem Kern aus gehärtetem Gold, hatte Durzo gesagt. Man brauchte eine spezielle Esse, um Mistarille zu schmelzen, weil es erst schmolz, wenn es um das Dreifache heißer war als Stahl. Sobald es die richtige Temperatur erreichte, behielt es sie stundenlang bei, im Gegensatz zu anderen Metallen, die wieder und wieder neu erhitzt werden mussten. Für Schmiede war es eine pure Freude und ein pures Grauen, damit zu arbeiten,
denn nach dem ersten Erhitzen und den ersten Stunden, die sie daran gearbeitet hatten, ließ es sich nicht noch einmal schmelzen. Sie hatten nur eine einzige

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