Am Rande Der Schatten
Chance, es richtig hinzubekommen. Nur ein Schmied mit einem beträchtlichen magischen Talent konnte in einem größeren Maßstab mit Mistarille arbeiten.
»Trägt irgendjemand Ringe aus purem Mistarille?«, fragte er, während er die Ringe betrachtete. Er hätte schwören können, dass Elenes Augen aufgeleuchtet hatten, als sie eins dieser Paare gesehen hatte. Aber welches war es?
Sie schüttelte den Kopf. »Selbst wenn Ihr es Euch leisten könntet, Ihr würdet es nicht wollen, meint Master Bourary. Er sagt, dass einige der einfacheren Zauber in Gold tatsächlich besser halten. Selbst die ältesten Ringe kombinieren die beiden Metalle. Er hat ein Paar, das sein Ururururgroßvater gemacht hat und das aussieht wie pures Mistarille, aber die Ringe enthalten einen Kern aus Gelbgold und Diamant. Sie sind ziemlich beeindruckend. Er hat das Mistarille mit winzigen Löchern durchsetzt, sodass man im richtigen Licht das Gold und die Diamanten hindurchfunkeln sehen kann.«
Kylar begann beinahe an das Gerede über Zauber zu glauben. Entweder war Master Bourary tatsächlich, wofür er sich ausgab, oder er hatte große Mühe darauf verwandt, von Leuten, die magisches Talent besaßen, zu lernen, wie man über Magie sprach.
Es schien ihm trotzdem Wahnsinn zu sein, Ringe zu betrachten, die zwei- oder dreitausend Goldmünzen kosteten. Er hätte Großmeister Haylin heute Nachmittag wegen der Ringe befragen sollen. Der Großmeister hätte gewusst, ob sie echt waren. Aber Kylar war leicht ums Herz. Er hatte sein Geburtsrecht verkauft. Er hatte sich gebunden. Jetzt ging es
nur noch darum, den perfekten Ring zu finden, um die Frau zu erfreuen, die er liebte, die Frau, die ihn davor bewahrte, zu dem bitteren Wrack zu werden, zu dem Durzo Blint geworden war.
Tatsächlich, die Magie in den Ringen zählte nicht. Es zählte nur eines: Elene wissen zu lassen, was sie ihm wert war.
»Da war noch ein Paar, ich schwöre, es lag in dieser Schachtel«, sagte Kylar zu Capricia. »Waren das die Ringe, die Ihr weggelegt habt?«
»Das war nur ein Ausstellungspaar - nun, eigentlich kein Ausstellungspaar. Die Königin ist auf einen Edelsteinhändler wütend geworden, der ihr vor einem Jahrzehnt einige Juwelen nicht verkaufen wollte, und sie hat daraufhin Ausstellungspaare für ungesetzlich erklärt. Also ist es streng genommen kein Ausstellungspaar, aber es ist eigentlich auch nicht für den Verkauf gedacht. Wir haben noch andere Schubladen; das Paar, das Ihr sucht, könnte in einer von denen liegen.«
»Zeigt mir einfach die, nach denen ich gefragt habe«, bat Kylar. Er war plötzlich skeptisch. War das ein Verkaufstrick? Er hatte so etwas schon früher erlebt - ein hübsches Mädchen sagt einem Mann: »Hier, dies ist sehr schön«, während sie etwas lächerlich Teures beiseitelegt und etwas Billiges hervorzieht, und der Mann erwidert prompt: »Was ist mit denen?«, um seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen.
Aber Capricia machte auf ihn nicht diesen Eindruck. Sie schien ehrlich zu sein. Sie zog die Ringe hervor und legte sie vor ihn hin. Ein Blick darauf genügte, und Kylar konnte förmlich sehen, wie die Größe des Inventars seines Ladens schrumpfte.
»Das sind sie«, sagte er. Das Muster war verführerisch einfach und elegant, ein Geflecht aus silbrigem Metall, das
irgendwie im Licht golden funkelte, als er den größeren der beiden Ringe nahm.
Capricia sog scharf die Luft ein und hob die Hand, als würde er den Ring zerbrechen. Er schaute in einen Spiegel und hielt sich den Ohrring ans linke Ohrläppchen. Er sah irgendwie weibisch aus, aber andererseits schien sich keiner der vielen tausend Männer, die er in der Stadt gesehen hatte, darüber den Kopf zu zerbrechen.
»Hmm«, brummte er und hielt den Ohrring ein wenig höher. Das sah schon etwas männlicher aus. »Was ist die schmerzhafteste Stelle, an der eine Frau einen Mann nageln kann?«
»Genau dort.« Sie beugte sich vor und streckte die Hand aus, aber er konnte es im Spiegel nicht sehen. Er bewegte sich, und ihr Finger berührte sein Ohr. »Oh!«, murmelte sie. »Es tut mir so leid. Ich wollte Euch nicht berühren …«
»Was?«, fragte er. Dann fiel es ihm wieder ein. »Oh, nein, es ist meine Schuld. Im Ernst, wo ich herkomme, sind Ohren keine große Sache. Habt Ihr gesagt, die Stelle sei genau hier? Sodass der Ring über das Ohr hinausragt?« Er schaute in den Spiegel. Ja, definitiv männlicher, und es würde höllisch wehtun. Aus irgendeinem Grund ging es ihm bei diesem
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