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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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nicht erst streiten. Kylar konnte es nicht erwarten, Elene endlich zu heiraten. All ihre Auseinandersetzungen über das Thema Sex würden dann hinter ihnen liegen. Was für eine Erleichterung!
    In der Zwischenzeit starrte Uly ihn an und wartete mit großen, unsicheren Augen ab. Oh nein, das sah aus, als zitterten ihre Lippen.
    Die Tür, die geöffnet wurde, rettete ihn. Ein gut gekleideter Mann trat ein, auf dessen Robe ein Hauswappen gestickt war. Er war hochgewachsen und mager, aber sein Gesicht war verkniffen, sodass er wie ein Nagetier aussah.
    »Bin ich hier richtig bei Tante Mea?«, fragte er.
    »Ja«, bestätigte Kylar. »Aber ich fürchte, Tante Mea ist soeben für eine Weile ausgegangen.«
    »Oh, das ist kein Problem«, sagte der Mann. »Ihr seid ihr Assistent, Kyle?«
    »Kylar.«
    »Ihr seid jünger, als ich erwartet habe. Ich bin hergekommen, um Euch um Hilfe zu bitten.«

    »Mich?«
    »Ihr seid der Mann, der Lord Aevan gerettet hat, nicht wahr? Er erzählt allen, die zuzuhören bereit sind, dass Ihr mit einem einzigen Trank bewirkt habt, was einem Dutzend Ärzte in monatelanger Behandlung nicht gelungen ist. Ich bin der oberste Haushofmeister des Hohen Lords Garazul. Mein Herr hat Gicht.«
    Kylar rieb sich das Kinn und betrachtete die Flaschen, die die Wände säumten.
    »Ich kann später wiederkommen, wenn Ihr wünscht«, sagte der Haushofmeister.
    »Nein, es wird keine Minute dauern«, erwiderte Kylar. Er begann Flaschen herauszunehmen und Uly Anweisungen zu erteilen. Sie war die perfekte Helferin, schnell und schweigsam. Schon bald mischte er den Trank in vier Schalen gleichzeitig, zwei über Hitze, zwei kalt. Kurze Zeit später war er fertig. Den Haushofmeister schien der ganze Prozess absolut zu faszinieren. Es brachte Kylar auf den Gedanken, dass Großmeister Haylin nicht ganz falsch damit lag, den Schaffensprozess zur Schau zu stellen. In diesem Augenblick begriff er, dass er, sollte er jemals einen großen Laden haben, ihn genau auf diese Weise einrichten würde - und er würde den Leuten neben ihren Tränken noch eine Darbietung liefern. Es war ein seltsam befriedigender kleiner Traum.
    »Folgendes müsst Ihr tun«, sagte Kylar. »Gebt ihm alle vier Stunden zwei Löffel voll von diesem Trank. Ich vermute, Euer Herr ist fett und kommt kaum aus dem Haus? Liebt seinen Wein?«
    Der Haushofmeister antwortete: »Er hat einige Pfündchen zu viel … Hm, ja, tatsächlich ist er fett wie ein Leviathan. Und trinkt auch wie einer.«

    »Dieser Trank wird die Schmerzen in seinen Füßen und Gelenken vertreiben. Er wird ein wenig gegen die Gicht helfen, aber solange er fett ist und eine Menge Wein trinkt, wird es ihm niemals besser gehen. Er wird für den Rest seines Lebens diesen Trank kaufen müssen, wann immer seine Gicht auflodert. Sagt ihm, wenn er die Gicht loswerden will, muss er aufhören zu trinken. Wenn er es nicht tut, worauf ich wette, fangt an, zwei Tropfen von dem hier« - Kylar reichte dem Mann die zweite Phiole - »in jedes Glas seines Weins zu geben. Er wird davon schreckliche Kopfschmerzen bekommen. Seht zu, dass Ihr es jedes Mal tut, wenn er Wein trinkt. Und während Ihr schon dabei seid, könnt Ihr ihm jeden Morgen und jeden Abend dies gegen seinen schlimmen Magen verabreichen. Und gebt ihm weniger zu essen. Verabreicht ihm ein wenig von diesem letzten Trunk zu jeder Mahlzeit, dann sollte er sich schneller gesättigt fühlen.«
    »Woher wusstet Ihr, dass er einen schlimmen Magen hat?«
    Kylar lächelte rätselhaft. »Und nehmt ihm alles andere weg, was die Ärzte verordnet haben, vor allem die Blutegel. Er sollte nicht mehr zur Ader gelassen werden. Binnen sechs Wochen müsste er ein neuer Mensch sein, wenn Ihr ihn dazu bringen könnt abzunehmen.«
    »Wie viel?«, fragte der Haushofmeister.
    »Das hängt davon ab, wie fett er ist«, antwortete Kylar.
    Der Haushofmeister lachte. »Nein, wie viel schulde ich Euch?«
    Kylar dachte darüber nach. Er berechnete im Kopf, was die Zutaten gekostet hatten, und verdoppelte die Summe. Dann nannte er dem Haushofmeister das Ergebnis.
    Der mausgraue Mann sah ihn erstaunt an. »Ich hätte einen kleinen Rat für Euch, junger Mann. Ihr solltet einen Laden auf
der Nordseite aufmachen, denn wenn dies funktioniert, werden viele Edelleute Eure Dienste beanspruchen wollen. Und noch etwas: Wenn dies auch nur ein klein wenig hilft, solltet Ihr das Doppelte berechnen. Wenn es tatsächlich bewirkt, was Ihr sagt, solltet Ihr das Zehnfache berechnen - anderenfalls

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