Am Rande wohnen die Wilden
von sich weg. Der trat einen Schritt zurück, um einen neuen Angriff aufzubauen, aber Rod ließ ihm keine Zeit dazu, er wußte, wie gefährlich es war, wenn er dem anderen die Initiative überließ. Er zog die Linke an den Körper, trat blitzschnell einen Schritt vor und schoß von der Hüfte aus schräg nach innen oben ab. Er traf den Weltmeister am Kopf, aber war sicher, daß der Schlag keine Wirkung haben würde, denn Jenkins hatte ihn gerochen und den Kopf zur Seite genommen, er ritt den Schlag aus.
Die erste Runde ging mit Abtasten und gelegentlichen Angriffen, die ins Leere stießen, zu Ende. Rod begab sich in seine Ecke und wischte wieder über die Stirn. Der Handschuh zeigte eine feuchte Spur. »Er atmet schon ziemlich kräftig!« hörte er Brewster hinter sich sagen. »Mach weiter so! Laß dich nicht treffen, nicht in den ersten sechs Runden. Dann schaffst du es.«
Als der Gong kam, sah er, wie Jenkins mit dem Handschuh den Mundschutz zwischen die Zähne schob, und er wunderte sich darüber. Sollte Jenkins jetzt bereits Luftschwierigkeiten haben? Rod lächelte. Das war doch wohl kaum möglich.
Er mußte sofort einsehen, daß er sich getäuscht hatte. Der Angriff, den der Meister startete, überrumpelte ihn völlig. Dem ersten Schlag konnte er gerade noch ausweichen, der Handschuh flog an seinem Ohr vorbei. Plötzlich war das Raunen in der Halle zum Rauschen eines Wasserfalles geworden, eines Wasserfalles, der alles andere übertönt.
Rod konnte keine einzelnen Geräusche mehr ausfiltern und wußte, daß der am Ohr vorbeifliegende Handschuh das Trommelfell beschädigt hatte. Dann deckte ihn Jenkins völlig zu. Er stand pendelnd in Doppeldeckung und versuchte dem Schlaghagel so viel von seiner Wirkung zu nehmen wie irgend möglich, aber er wurde mächtig durchgeschüttelt. Plötzlich sprang er zurück. Noch in der Luft wurde er getroffen. Ein dumpfer Druck auf der Leber, der im ersten Augenblick die Gefahr noch nicht ahnen ließ, verstärkte sich in Sekundenbruchteilen zu einem scharfen, stechenden Schmerz. Dann knickten ihm die Beine ein. Der Schmerz war unerträglich. Trotzdem versuchte er sofort wieder aufzustehen.
Er hörte aus seiner Ecke ein wütendes Zischen und wußte, daß es besser für ihn war, unten zu bleiben. Die Gefahr, ausgebuht zu werden, mußte er auf sich nehmen. Er war heilfroh, sich noch einen Augenblick ausruhen zu können.
Erst von vier an hörte er den Ringrichter zählen. Die Zeit bis sieben schien ihm ungeheuer kurz zu sein. Es wurde höchste Zeit aufzustehen. Erstaunt stellte er fest, daß seine Knie nicht wackelten, aber der Schmerz in der schnell anschwellenden Leber war heftiger geworden. Beim Aufstehen blickte er ins Publikum, eine automatische Reaktion, um die Stimmung der Zuschauer zu testen.
Er sah keine Gesichter, nur eine verschwommene graue Masse. Dort irgendwo saßen Betty, die blonde Frau und die Mornen. Er erkannte keinen von ihnen.
Mühsam hob er die Fäuste, der kleine Ringrichter gab den Kampf wieder frei.
Jenkins griff sofort erneut an, aber es gelang Rod, der sich bis auf das Rauschen in den Ohren etwas besser zu fühlen begann, sich mit Klammern und Abblocken über die Runde zu retten. Die Standpauke in der Pause zur dritten Runde ließ er mit stoischem Gleichmut über sich ergehen. Sein einziger Gedanke war eine kleine Freude darüber, daß sein Gesicht nicht getroffen worden war und daß er den Leberhaken recht gut verdaut hatte. Noch konnte er Jenkins schlagen.
Sein Gegner begann auch die dritte Runde konzentriert und ohne jeden Kompromiß. Seine Angriffe waren überfallartig und mit ganzer Kraft geführt. Hinzu kam, daß er überzeugt schien, Mahoney habe ihm nicht mehr allzuviel entgegenzusetzen. Er ließ die Hände häufiger fallen und tänzelte seitwärts um Rod herum, ihn immer wieder mit Serien von Haken zudeckend.
Gegen Ende der Runde, die Rod recht gut überstand, wenn sie auch nach Punkten haushoch an Jenkins ging, schob er mehrmals den Mundschutz heraus, um besser atmen zu können.
In der Pause streckte sich Rod in seinem Stuhl weit aus, schob die Beine von sich und ließ die Ratschläge der Sekundanten und des Managers wieder über sich hereinprasseln. Wenn er die vierte Runde noch einigermaßen überstand, würde er zum Angriff übergehen. Luftschwierigkeiten hatte er nicht. Er würde länger kämpfen können als Jenkins, der eigentlich für sein Standvermögen bekannt war.
Rod brachte den größten Teil der vierten Runde sehr gut
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