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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Adaption die Erregung aus den fremden Gedanken, aus den geflüsterten Worten heraus.
    Es schien ihr aber auch, als klinge Brackes Antwort übertrieben uninteressiert, als er leicht die Schultern hob.
    »Ich weiß nichts Genaues«, erklärte er. »Lediglich an der Rezeption wurde vermutet, daß Sie ihn hier erwarten. Über seine Teilnahme in unserer Gruppe ist mir nichts bekannt.«
    Langsam wandte sich die blonde Frau ab. »Dann fragen Sie bitte nicht nach ihm«, bat sie, und Tekla hörte keine Enttäuschung in ihrer Stimme. Immerhin war ihr bekannt, daß Karin Bachfeld in der vergangenen Woche oft und gern mit ihm zusammen gewesen war.
    Es war wirklich nicht leicht, sich in der Psyche der Menschen zurechtzufinden. 
     
     
AMAZONAS
     
    Silbern troff Wasser von den Blättern der Bäume. Überall in der Dämmerung glitzerte kondensierende Feuchtigkeit. Nie hatte ein Sonnenstrahl den verfilzten Boden des Dschungels erreicht. Unter dem dichten Dach riesiger Blätter brütete feuchtwarmes, fiebriges Klima.
    Nur hin und wieder unterbrach ein Schrei die träge Stille des Nachmittags. Der Schrei eines Vogels, den die Pranke des Pumas getroffen hatte, der Schrei eines jungen Tapirs, den ein Kaiman an der Wasserstelle überraschte, oder der Schrei des Halbaffen, den der Pfeil eines bis auf den Lendenschurz nackten Indianers im Wipfel des Baumes getroffen hatte.
    Für Sekunden ein Rascheln, ein dumpfer Aufschlag auf dem feuchten Boden, dann lag das Tier still. Doch nicht lange, und ein kräftiger Arm riß es empor, eine braune Hand untersuchte es auf seinen Ernährungszustand, ehe sie den Affen schwungvoll über die Schulter warf.
    Als draußen über dem Fluß die Stille von einem Heulen zerrissen wurde, wandte sich der Indianer einen Augenblick lang zur Flucht, verharrte dann aber, den Kopf in den Nacken werfend, und kroch durch das dichte Unterholz dem Geräusch entgegen.
    Gebückt, den Köcher mit den Schilfpfeilen an der Seite, das lange Blasrohr mit der unförmigen Druckkammer in der Hand und den leblosen Affen auf dem Rücken, schlich er dem Lichtschein entgegen, der die freie Fläche des Flusses markierte. Hinter den letzten Büschen verharrte er tief atmend und bog die Zweige auseinander.
    Bestimmt waren die Weißen wieder mit einer ihrer fliegenden Maschinen unterwegs, von denen es so viele zu geben schien wie Tiere im Wald. Manchmal glitten sie nur wenig über die Wellen des Flusses dahin, manchmal aber kamen sie wie zornige Hornissen hoch über dem Wasser daher, und oft auch schossen sie wie blitzende Pfeile über den Himmel, Mensch und Tier mit ihrem Lärm in Angst und Schrecken versetzend. 
    Nun, daran hatten sie sich in der Zwischenzeit gewöhnt. Nur die alten Weiber verkrochen sich noch, wenn die heulenden Pfeile der Weißen über das Dorf jagten. Und vor den breiten Booten und den brummenden Hornissen hatten selbst sie keine Angst mehr. Die Weißen, die hin und wieder ins Dorf kamen, waren friedlich und hatten ihnen nie Anlaß zur Sorge gegeben. Zudem waren sie kaum ernst zu nehmen. Selbst für einen kurzen und ungefährlichen Weg durch den Dschungel baten sie den Häuptling stets um einen Begleiter, einfach, weil sie sich im Walde nicht auskannten und allein hoffnungslos verloren waren.
    Über die Stromschnellen unterhalb seines Standortes zog jetzt eine Maschine herauf, wie er noch keine gesehen hatte. Jetzt erst fiel ihm auf, daß das Heulen verstummt war. Lautlos, flach über das Wasser gleitend, kam eine dicke gelbe Wurst den Fluß entlang. Vorn auf ihrer Stirnseite klaffte eine breite, dunkle Öffnung. Sonst war sie fugenlos glatt, ohne die geringsten Anzeichen eines Antriebes oder gar einer gläsernen Kabine, in der sonst die Weißen zu sitzen pflegten. Als die Wurst endlich mit ihm auf gleicher Höhe war, wendete sie die Öffnung an ihrem Vorderende dem Ufer zu und kam immer näher.
    Er war kein Feigling, niemand konnte das mit Recht von ihm behaupten, aber er dachte nicht daran, sich einer Gefahr auszusetzen, die er nicht kannte und von der er kaum annehmen konnte, daß ihre Überwindung ihm einen Vorteil brachte. So duckte er sich unter die tiefhängenden Zweige und kroch auf allen vieren rückwärts in das Gebüsch.
    Dann richtete er sich auf und begann plötzlich zu laufen. Mit weiten, raumgreifenden Schritten, die ganze Sohle des Fußes flach auf den glitschigen Boden setzend, eilte er dem Dorfe zu, um den Seinen die Ankunft eines noch nie gesehenen Fahrzeuges der Weißen zu melden.
     
    Rod

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