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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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aufgebaut worden ist, wieder durch Verbote zerstört werden? Das Boxen ist eine der wenigen Sportarten, in denen wir international mithalten können. Begreifst du nicht, daß unsere Meister Nationalhelden sind?«
    »Schöne Helden, die ihre Sparringspartner umbringen und abhauen!«
    »Bis jetzt kennst du nur die kurze Information des Weltfunks. Noch weiß niemand, was hinter der ganzen Sache steckt. Ich jedenfalls kann mir nicht vorstellen, daß Mahoney einen Menschen umgebracht hat.«
    Freymann antwortete nicht mehr. Aber wie er abwinkte und aus dem Raum ging, zeigte doch, daß er die Argumente des Amerikaners nicht akzeptierte.
    Kenneth Milburn hatte es nicht leicht auf Luna vier. Bei vielen Menschen, vor allem bei denen, die das Glück hatten, in einem der älteren sozialistischen Staaten zu leben, stießen die Praktiken der neuen amerikanischen Demokratie auf Ablehnung, weil sie sie als lasch und konservativ empfanden. Er war erst nach der Revolution geboren worden, und man hatte ihn ganz im Sinne der amerikanischen Demokratie erzogen. Sein Elternhaus war ein Internat für die Kinder gefallener Väter. Der seine war in einer der letzten militärischen Auseinandersetzungen, die das alte Amerika verschuldet hatte, von Guerillas erschossen worden. Kenneth hatte lange unter der Tatsache, das Kind eines Interventen zu sein, gelitten. Nicht sosehr durch andere, als vielmehr durch sich selbst. Er hatte mehr Geschichtsbücher gelesen als andere Jungen seines Alters, hatte versucht, die Menschen der alten Ordnung zu begreifen. Und er hatte gefunden, daß nicht Menschen wie sein Vater verantwortlich zu machen waren für das, was geschehen war, sondern die, die sie gelehrt hatten, es zu tun.
    Er stand langsam auf. Es sah aus, als quäle er sich aus dem Sessel. Als er die Hand ausstreckte, um den Televisor wieder einzuschalten, heulten die Alarmsirenen.
     
    Über die Teleskope von Luna vier schoben sich die Schutzschilde. Mächtige Kuppeln schlossen sich über Raketenhangars und Fahrzeugschuppen. Überall schoben sich die Sensoren der Meteoritenwarnanlagen wie spitze Pfeile aus ihren Hüllen.
    Die Radarantennen senkten sich. Die in der Nähe der Station operierenden Forschungsgruppen brachen ihre Arbeiten ab und setzten sich mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung auf Luna vier in Marsch, um sich in Sicherheit zu bringen.
    Die entfernteren Arbeitsgruppen begannen sich einzuigeln, verkrochen sich unter dickwandigen Schilden oder in natürlichen Kavernen der Gebirge.
    In der Leitzentrale der Forschungsstation Luna vier waren die Bildschirme eingeschaltet, standen die Hebel für Innen- und Außenverbindungen in Arbeitsstellung.
    Wolfram Bracke, der Leiter der Station, hatte den Alarm selbst ausgelöst und danach sofort die Direktverbindungen herstellen lassen. Dann hatte er die Sektionsleitung zu sich gebeten und schilderte ihnen nun in seiner knappen Art, die durchaus nicht jedermanns Beifall fand, seine Gründe für den Alarm.
    »Wir haben von Luna zwei, der sowjetischen Großstation am Krater Tycho, die Nachricht erhalten, daß sich auf der Tangente Tycho — Ziolkowski ein mächtiger Bolide mit parabolischer Geschwindigkeit nähert. Das ist ein außergewöhnlicher Fall, da zur Zeit keinerlei Meteore auftreten dürften. Lediglich die Sagittariden könnten bei unseren derzeitigen Bahnparametern auf dieser Tangente einbiegen. Mit ihrem Maximum ist jedoch erst in zwei Monaten zu rechnen. Trotzdem kann es an der Tatsache an sich keinen Zweifel geben. Ab sofort bleiben alle Stationen doppelt besetzt, die Gefahrenstufe drei ist bereits ausgelöst worden.« Er wandte sich an den Funker und winkte ihn an die große Karte heran. »Wo stehen die einzelnen Expeditionen, Freymann?«
    Der Funker legte den kurzen Zeigefinger auf die Reliefkarte; den kleinen Zettel, auf dem er sich die Einsatzorte notiert hatte, benötigte er nicht mehr.
    »Hier steht Doktor Werner mit zwei Mann. Zu weit entfernt, um uns in der verbleibenden Zeit noch zu erreichen. Er wird Schutz unter der überhängenden Wand des einundsiebzig drei suchen. Er ist absolut sicher. Hier befindet sich Grace Perry von den Engländern. Sie hat sich bei uns angemeldet und wird in wenigen Minuten eintreffen. Alle anderen sind bereits in der Station.«
    Bracke nickte und fixierte den Verbindungsschirm zur Erde, auf dem sich in wenigen Sekunden Berlin melden mußte, und gab dadurch dem zweiten Ingenieur, einem blonden Hamburger, den sie Hein Mück nannten, obwohl er Heinz

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