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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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die kurze Zeit intensiver Sammlung war nicht umsonst gewesen, und der erwartete Seitenhieb folgte eher, als es Faunian vermutet hatte, der Alte kam sofort zur Sache.
    »Zweifellos ist bereits allen Mitgliedern des Rates bekannt, daß es unserem jungen Freund Faunian gestern abend gelungen ist, eine Herde freilebender Algen aufzuspüren, die ihn in eine derartige Unruhe versetzte, daß er unverzüglich ihre Vernichtung veranlaßte«, begann er sarkastisch. Das war ein ziemlich kräftiger Angriff, zumal es Perkon bekannt war, daß niemand auf Morn etwas veranlassen konnte, das nicht im Interesse der Gesellschaft lag. Faunian war verwundert, fast schon unangenehm berührt; diese Kritik hatte er nicht verdient.
    Perkon schien selbst zu bemerken, daß er etwas zu weit gegangen war, und hob die Hand in der Richtung, in der er Faunian sah. »Leider konnte ich meinen Vorschlag, die Algen in eines unserer Institute zu bringen, nicht durchsetzen, da der Zentralrechner seinen Entschluß bereits gefaßt und eine Gruppe angesetzt hatte, die die Pflanzen vernichtete.« Er hüstelte wieder.
    Es war wirklich verblüffend, welch eigenartige Ansichten der alte Perkon als Biologe hatte. Faunian war sicher, daß er, würde man ihn gewähren lassen, in allen möglichen Instituten Zentren von Naturrelikten schaffen würde, deren un vorhersehbare Reaktionen und spontane Verhaltensweisen erhebliche Gefahren heraufbeschwören konnten. Perkon neigte dazu, die in Jahrhunderten geschaffenen Grundsätze auf dem Planeten Morn drei zu ignorieren, und es hatte den Anschein, als würde ihn nichts so sehr erfreuen wie die Möglichkeit, das Rad der Evolution der Mornen zurückzudrehen.
    Faunian fand, es war gut, daß eine Entscheidung in keinem Falle von einem einzelnen getroffen werden konnte. Dann zwang er sich, den Ausführungen des Alten, der in der Zwischenzeit zu seinem Hauptanliegen gekommen war, wieder zu folgen.
    Perkon war der Leiter einer Gruppe von Biologen, die sich im wesentlichen mit den Verhaltensweisen der zur Existenz von Primaten immer noch notwendigen Bakterien befaßten. Diese Bakterien waren die einzigen Tiere, die auf Morn drei noch existierten, und Faunian meinte, daß es weit wichtiger sei, sich mit der Schaffung gleichwertiger abiotischer Stoffe zu befassen, die diese Bakterien ersetzen konnten, als damit, die Verhaltensweisen dieser spontan reagierenden Eiweißsysteme zu studieren.
    Statt dessen erklärte Perkon den Ratsmitgliedern, daß es ihm und seiner Gruppe gelungen sei, ein neues Bakterium zu züchten, ein Bakterium, das bisher noch nicht bekannt gewesen sei. Er schlug, wie es seine Pflicht war, dem Rat vor, eine Entscheidung über das Verfahren der weiteren Arbeit mit diesem Bakterium zu treffen, und ließ, wie nicht anders zu erwarten, durchblicken, daß er gern einen Stamm dieser Tiere zur weiteren Beobachtung und Analyse in seinem Institut behalten hätte. Faunian meldete sich sofort zu Wort, und Perkons sarkastisches Lächeln zeigte, daß er mit nichts anderem gerechnet hatte.
    »Ich muß annehmen, daß dieses Bakterium eine bestimmte Bedeutung für die Zivilisation der Mornen besitzt«, begann Faunian, »denn all unser Forschen ordnet sich dieser Tatsache unter. Aus diesem Blickwinkel meine Frage: Welchen Zwecken kann es dienen?«
    Er spürte die beifälligen Gedanken eines großen Teils der Ratsmitglieder, mußte aber erstaunt feststellen, daß es eine ganze Reihe von Mornen zu geben schien, die zumindest seinen provokativen Ton unangemessen fanden.
    Perkon jedoch ging auf diesen Ton nicht ein. Er ließ sein bekanntes Hüsteln hören und antwortete sofort und ohne Umschweife. »Dieses Bakterium ist äußerst vielseitig. Je nach Population kann es die verschiedensten Reaktionen auslösen.«
    Ehe Faunian eine erneute Frage stellen konnte, stieß einer der in seiner unmittelbaren Nähe sitzenden jungen Wissenschaftler nach: »Sind darunter Reaktionen, die sich auf anderem Wege nicht erreichen lassen?« Wieder bedachte sich Perkon keinen Augenblick, aber seine Antwort war unerwartet heftig. »Selbstverständlich nicht. Nach dem Stand unserer Wissenschaft gibt es keine biologische Reaktion, die sich nicht auf anderem Wege erreichen ließe.« 
    »Also ist das Bakterium für die Mornen sinnlos?« Der junge Chemiker bohrte weiter. Faunian stellte erstaunt fest, daß Cositas Gedanken, mit denen sie den jungen Mann bedachte, alles andere als freundlich waren. Perkon blickte nach wie vor ruhig über die Köpfe der

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