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Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Titel: Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoecker
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Geländer auf dem Weg von und zur Fähre am Hafen von Devonport sind Strick-Graffiti angebracht: Ein paar Aktionisten haben so eine Art Socke oder Schal gestrickt und die dann ans Geländergenäht. Sieht lustig aus und ist auch für die Atemwege besser als Sprayen. Zumindest für die Künstler.

    Auf der Rückfahrt sprechen wir über Rugby. Sprechen ist vielleicht zu viel gesagt – vielmehr hält uns unsere Tagesbetreuerin Jo einen Vortrag darüber: Die letzte Rugby-WM fand vom 9. September bis 23. Oktober 2011 in Neuseeland statt und, wenn man Jo Glauben schenkt, stand das halbe Land Kopf. Egal, dass das Event über150 Millionen Euro gekostet hat, irrelevant, dass fast 100000 Gäste aus dem Ausland kamen. Neuseeland war in Hochstimmung! Überall waren Flaggen zu sehen. Als damals die Mannschaft aus Tonga nach Hause fliegen musste – ich vermute wegen Niederlage, einer Turnierkrankheit, die die meisten Teilnehmer befällt -, kamen so viele Tongaer zum Flughafen Auckland, dass der Verkehr völlig zusammenbrach. 11000 müssen es gewesen sein. Wahnsinn.
    Wie jetzt, Wahnsinn?! Nur 11000 Tongaer, so heißt es korrekt, zu Besuch bei einem Rugbyspiel von nationaler Bedeutung? Und das, obwohl Rugby der wichtigste Nationalsport in Tonga ist! Außerdem wohnen die doch direkt um die Ecke. Also für eine ozeanische Inselgruppe jedenfalls gehört Neuseeland mit 2000 Kilometer Entfernung noch zum Veedel 6 .
    Bei mir ums Eck in der Köln-Arena spielen ein paar Jungs gelegentlich Eishockey und machen damit die Bude voller. Oder diese Kicker mit der Ziege aus Köln- Müngersdorf: Da kommen zu jedem Spiel fast 40000 Leute zum Gucken auf den Bolzplatz. Und dieser Fußballclub ist nach meinem laienhaften Verständnis ebenfalls nicht mehr von nationaler Bedeutung. Letzteres würde ich allerdings nicht lautstark in der nächsten Eckkneipe formulieren.
    Eine rasche Recherche half mir allerdings, die Zahlen ins richtige Verhältnis zu setzen. Der unabhängige Inselstaat Tonga besteht aus den 169 Inseln, die ehemals unter dem Namen Freundschaftsinseln bekannt waren. Nur 35 Eilande des von einem König regierten Landes sind überhaupt bewohnt. Im Übrigen hatte Tonga als einziger Staat in Ozeanien das Glück, nicht von einem europäischen Land kolonialisiert worden zu sein.
    Neben dem König wohnen dort nur noch ungefähr 100000 andere Tongaer. Es waren also mehr als 10 Prozent der kompletten Bevölkerung zu diesem Rugbyspiel angereist!
    Wenn wir Deutschen so begeistert von unserem liebsten Nationalsport wären, würden sich knapp 9 Millionen Fans auf den Weg zur nächsten Fußball-WM machen. Das wäre bestimmt lustig, macht’s vor den Wurstbuden aber auch ganz schön knubbelig. Gar nicht auszudenken, wenn die Chinesen eine ähnliche Begeisterung für Ballsportarten entwickelten. Die rückten dem Gastgeber dann mit 130 Millionen Leuten auf die Pelle. Also: Hut ab, Tonga! »Hinter der Mannschaft stehen« hat hier eine völlig andere Bedeutung. Vermutlich handelt es sich dazu auch noch komplett um Fachpublikum, denn 20 Prozent der Tongaer sind aktive Rugbyspieler. Wie das allerdings zu den Ernährungsgewohnheiten im Pazifikstaat passt, ist mir schleierhaft. Denn über 90 Prozent der Bevölkerung sind nach dem allgemeinen Bodymass-Index übergewichtig. Es herrscht hier wohl ein Hang zu kalorienreicher und maßloser Verköstigung. Tonga ist somit eines der dicksten Rugby liebenden Länder der Erde …
    Das war mir neu. Ein kurzer Blick in die große Sammlung des Weltwissens, und ich sehe, dass die Lebenserwartung in Tonga bei 75 Jahren für Männer und 80 Jahren für Frauen liegt. Mich dünkt, dass meine aus diversen Dokumentationen gespeiste Vermutung »dick gleich langlebig« eine Bestätigung findet.
    Da 11000 Tongaer bestimmt nicht schwimmen, sondern fliegen, ergeben sich daraus alleine zwölf prallgefüllte A380-800, die sich auf den Weg von Tonga nach Neuseeland und zurück gemacht haben müssen. Dummerweise fliegen keine so großen Airbusse den Inselstaat an, denn die längste Start- und Landebahn Tongas ist nur 2681 Meter lang. Ein Flugzeug dieses Kalibers braucht aber so um die 2700 Meter, sonst zerschellt es bereits nach der Landung und man braucht sich über die Startstrecke gar keine Gedanken mehr zu machen.
    Also nehmen wir das nächstkleinere Flugzeug, eine Boeing 747. Die fasst allerdings nur rund 467 Passagiere, macht damit schon mal 26 Maschinen zum Fantransport. Und die können auch alle starten und landen, weil dafür nur

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