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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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diesen
Baron, der das Haus darauf baute, das heute Harney gehört.«
»Wie kam Harney dran?«
»Indem er abwartete und älter wurde«, lächelte Riley. »Der
Pachtvertrag war auf zehn oder fünfzehn Jahre abgeschlossen.
Als die Zeit abgelaufen war, war auch Harneys Vater schon tot,
und er hatte das Land geerbt. Er weigerte sich, den
Pachtvertrag zu verlängern. Baron war darüber natürlich außer
sich, behauptete, es gäbe eine Absprache, eine Art Option.
Aber Harney nahm sich einen Anwalt aus Olympia, und Baron
hatte keine Chance. Er versuchte danach noch eine Weile, sich
mit Fischfang über Wasser zu halten, doch ohne Erfolg. Und
eines Tages ertrank er. Selbstmord. Niemand hier hat ihm eine
Träne nachgeweint. Alle waren der Ansicht, er habe bei der
Ermordung der beiden alten Whalens die Finger mit im Spiel
gehabt.«
Der Alte lachte in sich hinein. »Seltsam – ich spreche immer
vom alten Whalen, dabei war er bei seinem Tod zwanzig Jahre
jünger, als ich heute…«
Er schwieg minutenlang, dann wandte er sich noch immer
lächelnd wieder an seinen Enkel. »Als ich gestern Tad und
Clem die alte Geschichte erzählte, ist mir einfach der Name
dieses Barons nicht mehr eingefallen, dabei kenne ich ihn so
gut wie meinen eigenen. Sei’s drum! Auf jeden Fall erlitt nicht
lange darauf Barons Frau dasselbe Schicksal wie Miriam
Shelling. Auch sie erhängte sich im Strandwald. Vielleicht war
es sogar derselbe Baum…«
Chip starrte seinen Großvater an. »Sie erhängte sich? Und
ihr Mann ist ertrunken?«
»Genau – wie bei Pete und Miriam. Seltsam, wie sich die
Dinge gleichen. Ich glaube, der Bursche, der die Meinung
vertrat, daß sich alles im Leben wiederhole, hatte gar nicht so
unrecht.«
»Seltsam, daß Harney mir nie davon erzählt hat«, sinnierte
Chip.
Riley machte eine unwillige Geste. »Warum sollte er auch?
Was den Barons geschah, liegt fünfunddreißig, vierzig Jahre
zurück, lange bevor du geboren wurdest. Auf jeden Fall liegt
hier die Ursache für Harneys Haß auf Fremde. Sie haben seine
Großeltern ermordet, auch wenn das niemals bewiesen wurde.«
Chip trank gedankenverloren den restlichen Whisky,
während sein Blick wieder hinaufwanderte zum Porträt der
Großmutter. Das dunkle, verschlossene Gesicht strahlte
stoische Gelassenheit aus. Man sah, daß das Leben dieser Frau
hart zugesetzt hatte, doch sie hatte es gemeistert. Die
Ähnlichkeit zwischen ihr und Harney, ihrem Neffen, beruhte
auch weniger auf physischer als auf innerer Übereinstimmung.
Beide schienen durch nichts von ihren Überzeugungen
abzubringen zu sein.
Chip begann Harney jetzt besser zu verstehen. Aber das
verstärkte eher noch seine Besorgnis.
    Missy lag schlafend im Bett, die kleinen Hände zu zitternden
Fäusten geballt und das Gesichtchen vor Angst verzerrt. Der
Regen hämmerte aufs Dach, und Missy wurde zusehends
unruhiger. Das Geräusch eines knackenden Astes ließ sie
aufschrecken. Mit angstgeweiteten Augen starrte sie in die
Dunkelheit, noch immer in den Fängen ihres Alptraums.
    »Robby?« flüsterte sie nach oben.
Doch über ihr rührte sich nichts.
Das kleine Mädchen versuchte seine innere Unruhe zu
meistern, aber das Herz schlug ihm bis zum Hals. Und wieder
knackte draußen ein Ast.
     
Ihr Blick zuckte zum Fenster, und die Angst drohte sie zu
ersticken.
    Stand da nicht jemand vor dem Fenster und beobachtete sie?
Wieder holte der Alptraum sie ein. Sie wurde gejagt – und es
war ein Wesen wie das am Fenster… Robby war bei ihr, und
sie waren am Strand. Zusammen rannten sie ins Wäldchen, um
sich zu verbergen. Aber es folgte ihnen, kam näher und näher.
Und ihre Füße wurden immer schwerer, versagten schließlich
den Dienst…
    Sie fiel zu Boden, und der Verfolger stand groß und drohend
über ihr, griff nach ihr.
Sie schrie.
Dann spürte sie den Arm der Mutter um sich und begann laut
zu schluchzen.
»Ist ja schon gut, ist ja schon gut«, versuchte Rebecca sie zu
trösten. »Es war doch nur ein Traum, nichts als ein böser
Traum.«
»Aber da draußen war jemand«, schluchzte Missy. »Er hat
uns zu fangen versucht. Robby und ich sind davongelaufen,
aber er war immer dicht hinter uns. Und dann bin ich
hingefallen…« Wieder schluchzte sie herzzerreißend, und
Rebecca strich ihr tröstend übers Haar.
Robby, der natürlich inzwischen aufgewacht war, beugte
sich mit verschlafenem Gesicht aus dem oberen Bett.
»Was ist denn los?« wollte er wissen.
»Nichts«, versicherte Rebecca, »Missy hat einen Alptraum
gehabt, das ist

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