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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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neben Chip. Sorgfältig würzte er das
frisch gezapfte Bier mit einer Prise Salz, kostete davon und
nickte dann zufrieden.
    »Nichts versüßt den Feierabend mehr als ein gut gesalzenes
Bier«, grinste er. Plötzlich ernst werdend, musterte er Chip.
»Wollen Sie mir nicht sagen, was Sie auf dem Herzen haben?«
    »Was soll ich auf dem Herzen haben«, wich Chip aus. Aber
der Wirt ließ nicht locker. »Ihr Gesicht spricht Bände – ich
kenne Sie doch, Chip. Also, warum sprechen Sie nicht
darüber?«
    »Da gibt’s nicht viel zu sagen«, erwiderte Chip sichtlich
nervös. »Irgendwie ist alles ein großes Durcheinander. Vor
allem mache ich mir Sorgen um Harn…«
    »Harn? Harn Whalen?« Merle Glinds Stimme verriet sein
ungläubiges Staunen. Noch nie hatte sich jemand um den
Polizeichef des Orts Sorgen gemacht.
    »Genau das habe ich gesagt«, reagierte Chip etwas ungnädig,
aber Glind schien es zu überhören.
»Aber das kann ich mir einfach nicht vorstellen«, kicherte er,
»es ist doch alles mit ihm in Ordnung – oder etwa nicht?«
Chip machte eine abwehrende Bewegung mit den Schultern.
»Es ist auch nichts Bestimmtes«, meinte er dann nachdenklich,
»nur eine Reihe seltsamer Details…«
»Was für Details denn?« wollte der kleine Wirt mit
neugierig glitzernden Augen wissen. Chip entschied sich
plötzlich, den andern doch lieber nicht ins Vertrauen zu ziehen.
»Nichts, woran man sich festhalten könnte«, sagte er
abweisend, trank sein Bier aus und erhob sich. »Ich mach’
noch einen kleinen Spaziergang. Wahrscheinlich spielen mir
nur meine Nerven einen Streich.«
»Es wird gleich wieder regnen«, versuchte Glind ihn von
seinem Vorhaben abzubringen. Er haßte es, wenn man
Geheimnisse vor ihm hatte.
»Hier draußen beginnt es doch dauernd zu regnen«,
erwiderte Chip, »wenn es nicht ausnahmsweise gerade einmal
zu regnen aufhört. Also, dann bis später!« Er warf ein paar
Dollarscheine auf den Tresen und mußte unwillkürlich grinsen,
als der kleine Mann sie mit unglaublicher Geschwindigkeit
ergriff. Wie zum Trost verabschiedete er sich von ihm mit
einem freundschaftlichen Klaps auf die Schulter.
Und tatsächlich – es regnete bereits wieder. Ein leichter
Nieselregen, der die Luft reinigte und für den man keinen
Regenschirm brauchte. Er kühlte Chips Gesicht und machte ihn
ruhiger. Fast wie Gischt, doch sanfter, milder, fast wie eine
Liebkosung. Er schlug die Richtung zum Kai ein, wollte die
Verankerung der Boote überprüfen. Dann sah er, daß er nicht
allein auf dem Kai war. Vor ihm tanzte ein schmaler
Lichtschein durch die Dunkelheit.
»Hallo!« rief Chip, und der Lichtschein schwenkte herum,
um ihn zu erfassen. Instinktiv deckte er die Augen ab.
»Chip? Bist du das?« Er erkannte die heisere Stimme sofort.
»Großvater?«
»Auf jeden Fall nicht der Klabautermann, wenn du das
meinst!«
Chip ging mit raschen Schritten auf ihn zu. »Was tust du
denn hier draußen bei diesem Wetter, du holst dir noch eine
Lungenentzündung!«
»Wenn ich so anfällig wäre, hätte ich die schon vor
Jahrzehnten bekommen müssen«, brummte Mac Riley. »Ich
überprüf’ nur mal die Boote.«
Chip grinste ihn an. »Genau das hatte ich auch vor.«
»Die Mühe kannst du dir sparen. Alles niet- und nagelfest.«
Sein Blick wurde plötzlich mißtrauisch. »Wie kommt’s, daß
du plötzlich hier nachsehen willst? Das hast du doch noch nie
getan.«
»Ich war im Wirtshaus und dachte, ein kleiner Spaziergang
würde mir guttun…«
Riley unterbrach ihn. »Hast du einen besonderen Grund,
hierher zu kommen?«
»Ich weiß nicht.«
»Natürlich weißt du es«, brauste der Alte auf. »Du fährst
mich jetzt nach Hause, und dann unterhalten wir uns mal
darüber. Ich hab’ noch einen Scotch da, der für ein solches
Gespräch genau das Richtige ist.«
»Warum bist du so scharf auf ein Gespräch?« wollte Chip
wissen.
»Nur so – außerdem sehe ich in letzter Zeit verdammt wenig
von dir. Aber so sind die Enkel eben. Kommen nur, wenn sie
Probleme haben Ich sitz’ dafür tagelang rum und muß mich mit
diesen Einfaltspinseln Tad und Clem unterhalten, die mich für
senil halten…«
»Du und senil?« Chip lachte laut heraus. »Der Tag, an dem
du senil wirst, wird auch dein Todestag sein!«
»Herzlichen Dank«, knurrte der Alte. »Willst du die Nacht
hier im Regen verbringen, oder können wir endlich gehen?«
Seite an Seite gingen sie zum Gasthof zurück, wo Chip den
Streifenwagen geparkt hatte. Gleich darauf hielten sie vor Mac
Rileys Haus. »Du

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