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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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und versuchte
mit größter Anspannung die Schwärze der Nacht zu
durchdringen. Nichts! Seine Besorgnis verwandelte sich in
Angst.
    Er begann mit aller Kraft gegen den Sturm anzurennen.
Gleich würde er das Licht sehen und dann die Hütte, wo
Rebecca und die Kinder auf ihn warteten.
    Er stolperte und fiel der Länge nach in den aufgeweichten
Sand. Das alles ging so schnell, daß er sich mit der Rechten nur
ungenügend abbremsen konnte, während die Linke vergeblich
versuchte, sich aus der Tasche zu befreien.
    Sandkörner klebten und kratzten an seinem Gesicht, und er
hatte den ekelerregenden Geschmack von Salzwasser auf der
Zunge. Als er sich aufrichtete und mit dem Ärmel übers
Gesicht wischte, spürte er plötzlich etwas neben sich. Etwas
Weiches.
    Wieder überkam ihn dieses Gefühl der Benommenheit wie in
der Nacht zuvor. Seine Bewegungen erfolgten fast widerwillig.
Er streckte die Hand aus und betastete vorsichtig Rebeccas
Gesicht. Obwohl es sich warm anfühlte, wußte er, daß sie tot
war.
Kopf und Rumpf bildeten im Sand genau denselben
unnatürlichen Winkel wie bei Jeff Horton…
Sein Bewußtsein wehrte sich noch gegen diese Einsicht.
Glen kniete geduckt neben Rebecca im Sand und spürte nicht
mehr, wie ihm der Regen in den Kragen lief.
»Rebecca«, flüsterte er und wiederholte ihren Namen:
»Rebecca!« Dann überflutete ihn der Schmerz wie eine
Sturmbö. Er riß sie in seine Arme und preßte sie gegen seine
Brust.
»Rebecca«, schluchzte er, »o Gott, Rebecca, verlaß mich
nicht!« Ihr Kopf pendelte unkontrolliert hin und her, während
sie schlaff in seinen Armen lag und die weit aufgerissenen
Augen ausdruckslos in den Nachthimmel starrten.
Glens Bewußtsein wurde jetzt von einem dumpfen Gefühl
der Sinnlosigkeit überschwemmt, von dem er wußte, daß es
sein ganzes künftiges Leben bestimmen würde.
Warum war Rebecca eigentlich hier allein am Strand
gewesen? Und wo waren die Kinder?
Die Kinder
– er mußte sich sofort um sie kümmern!
Vielleicht waren sie aus der Hütte geschlüpft, und Rebecca war
sie suchen gegangen? Sie würde sie nie allein gelassen haben,
da war er sich sicher.
Er richtete sich auf und blickte hinüber zu der dunklen
Masse der Bäume. Falls sie sich wirklich draußen
herumtrieben, würden sie wahrscheinlich im Strandwäldchen
sein.
Aber er konnte Rebecca nicht hier liegenlassen, in der Kälte
dieser Sturmnacht… Bevor er sich um die Kinder kümmern
konnte, mußte er seine tote Gefährtin hier wegbringen.
Er hob sie hoch und trug sie mit gesenktem Kopf den Strand
hinauf. Wo Rebecca gelegen hatte, war nur noch eine im Regen
rasch flacher werdende Mulde zu sehen und ein Schwimmer
aus blauem Glas.
Als er vor der Tür der Hütte stand, hielt er inne. Irgend etwas
sagte ihm, daß es besser wäre, Rebecca unter das Vordach zu
betten.
Dann öffnete er die Tür.
»Robby? Missy? Ich bin’s, Daddy!«
Er hörte kleine, aufgeregte Schritte auf sich zukommen, und
dann umschlangen ihn die Kinder.
»Daddy, Daddy«, schluchzte Missy, »etwas Schreckliches ist
geschehen!«
Glen sank in die Knie und zog sie an sich. »Tut mir so leid,
Daddy, tut mir so leid«, wiederholte Robby unaufhörlich.
»Da ist nichts, wofür ihr etwas könntet«, versuchte Glen
seinen Sohn zu trösten. »Nichts, was geschehen ist, hat etwas
mit euch zu tun…«
»Aber ich bin doch rausgegangen«, jammerte Robby, »und
Mami hatte es verboten. Sie haben mich gesucht und dann…«
Seine Worte gingen in einem Tränenausbruch unter.
»Wir waren am Strand«, sagte Missy. »Irgend etwas griff
nach Mami, und Mami sagte, ich solle davonlaufen, und dann
bin ich gelaufen…«
»Ist ja gut«, flüsterte Glen mit zugeschnürter Kehle, »du
brauchst es mir nicht zu erklären. Ich muß mich jetzt um Mami
kümmern und möchte, daß ihr inzwischen etwas für mich tut.«
Er löste sich von den Kindern und zündete die kleine Lampe
an, bei deren Schein Rebecca sonst auf seine Heimkehr
gewartet hatte. Als die kleine Flamme den Raum erleuchtete,
schienen Robby und Missy etwas ruhiger zu werden.
»Robby, ich möchte, daß du mit Missy jetzt in euer Zimmer
gehst und saubere Sachen für euch beide einpackst, kannst du
das?«
Robby nickte ernst.
»Gut. Und dann wartet ihr dort auf mich. Ihr kommt erst
wieder heraus, wenn ich euch rufe, verstanden?«
»Gehst du weg?« fragte Missy ängstlich.
»Nein, Liebling, natürlich nicht. Ich bleibe bei euch.« Missy
wollte noch weiterfragen, aber ihr Bruder packte sie bei der
Hand und zog sie mit

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