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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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surrealistische Atmosphäre war wie weggewischt,
als er das Büro von Harney Whalen betrat, der ihm von seinem
Schreibtisch aus entgegenstarrte.
    »So – sind Sie jetzt bereit, mir ein paar Fragen zu
beantworten?« Glen nahm sich vor, sich durch keine
Unverschämtheit des Sheriffs aus der Fassung bringen zu
lassen.
    In dem alten Haus an der Sod Beach tat Elaine Randall ihr
Bestes, um Missy und Robby zu beschäftigen. Nachdem Glen
das Haus verlassen hatte, wollten die Kinder unbedingt zum
Spielen an den Strand. Aber Elaine hatte sich widersetzt. Nicht
so sehr aus Angst vor einem neuen Unglück, sondern weil sie
sich selbst nicht stark genug fühlte, heute dorthin zu gehen, wo
all diese schrecklichen Dinge geschehen waren. Für sie schien
dieses wunderschöne Fleckchen Erde für immer befleckt.
    Schließlich gelang es ihr gegen Mittag, die Kinder mit einem
Puzzle zu beschäftigen, während sie sich an die Zubereitung
des Lunch machte.
    »Schau ein bißchen nach ihnen, Liebling«, sagte sie zu Brad,
der im Wohnzimmer wieder über seinen Aufzeichnungen saß.
»Hm?«
»Die Kinder«, erklärte Elaine, »paß auf sie ein bißchen auf,
solange ich den Lunch vorbereite.«
»Natürlich«, murmelte Brad pflichteifrig. Unwillkürlich
mußte Elaine lächeln. Wenn er sich auf etwas konzentrierte,
konnte das Haus über ihm zusammenstürzen, ohne daß er es
bemerkte.
Als sie das fast ganz herabgebrannte Feuer in dem alten Herd
sah, entschloß sie sich zu einfachen Sandwiches. Gleich darauf
stand Robby unter der Tür und fragte: »Wann gibt es etwas zu
essen?«
»In zwei Minuten. Sind deine Hände sauber?«
Robby musterte sie feierlich, dann hielt er sie Elaine unter
die Nase.
»In Ordnung«, lächelte sie. »Nimm das hier mit ins
Wohnzimmer und sag Brad, er soll für uns Platz machen.«
Gleich darauf folgte sie dem Jungen mit der großen Platte
belegter Brote. Wie durch ein Wunder war der Tisch gedeckt,
und Brad sowie die Kinder blickten ihr erwartungsvoll
entgegen.
»Kommt Papi auch?« fragte Missy, während Elaine sich
setzte.
»Natürlich, wenn er in der Stadt alles erledigt hat«, beruhigte
sie Elaine.
»Kann ich mein Brot für ihn aufsparen?«
»Und was ißt du?«
»Ich hab’ keinen Hunger«, sagte Missy leise, »ich trink’ nur
etwas Milch.«
»Ich bin sicher, deine…« Elaine konnte gerade noch
abbrechen. Rasch korrigierte sie sich. »Dein Vater möchte
bestimmt, daß du etwas ißt.«
»Nein, will er nicht«, widersprach Missy fast trotzig.
»Will er doch«, mischte sich Robby ein. »Er würde dasselbe
sagen, was Mutter immer sagt – ›du ißt, was auf den Tisch
kommt!‹ Selbst wenn es Spinat ist«, fügte er dann noch
unhörbar hinzu und biß entschlossen in sein Brot. Gleich
darauf tat Missy es dem großen Bruder nach. Einige
Augenblicke lang mampften die beiden Kinder vor sich hin.
Dann legte Robby plötzlich sein Brot auf den Teller und
wandte sich überaus ernst an Elaine.
»Müssen wir jetzt von hier weg?«
»Von hier weg? Was meinst du damit?«
»Müssen wir hier weg, nachdem das mit Mami geschehen
ist?«
»Nun – ich weiß nicht«, erwiderte Elaine vorsichtig, »das
hängt von eurem Papi ab, denke ich.«
»Wollt ihr denn von hier weg?« fragte Brad interessiert.
Robby verneinte energisch, aber Missy war anderer Ansicht.
»Ja! Ich hasse es hier! Mr. Riley hat uns schon vor langem
gesagt, daß es hier Geister gibt – und er hat recht. Ich habe sie
gesehen. Sie haben Mami getötet und Mr. Horton und alle
andern auch!«
Elaine wollte das kleine Mädchen beruhigen, aber Brad gab
ihr mit einer Geste zu verstehen, daß sie sie weitersprechen
lassen sollte.
»Geister?« fragte er, »was denn für Geister?«
»Indianer«, erwiderte Missy fast beleidigt, weil das doch
eigentlich jeder wissen mußte. »Mr. Riley hat uns erzählt, daß
sie am Strand Leute umgebracht haben, und manchmal
kommen sie zurück und töten sie auch heute noch. Und ich
habe sie gesehen. Ich habe sie an dem Tag gesehen, als Mr.
Riley uns davon erzählt hat, und ich habe sie in der Nacht
gesehen, als Mr. Horton getötet wurde, und ich habe sie gestern
nacht gesehen.« Während ihrer letzten Worte war sie
schluchzend vom Tisch aufgestanden und davongestürzt.
Elaine eilte ihr besorgt nach.
Robby schien durch Missys Ausbruch völlig unberührt. Er
hatte wieder nach seinem Brot gegriffen und kaute
nachdenklich vor sich hin. Brad beobachtete ihn verstohlen. Er
war sicher, daß der Junge etwas auf dem Herzen hatte.
»Vielleicht sieht sie

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