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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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bestimmte Methoden, um mit
Schmerz und Schock fertig zu werden. Und ganz bestimmt
auch mit dem Tod. Ich glaube, daß unser Bewußtsein in
solchen Fällen von ihm so gesteuert wird, daß all das
Schreckliche uns gar nicht mehr persönlich zu betreffen
scheint…«
»Wie lange ist sie denn schon tot?« fragte Glen.
»Nicht lange. Eine, höchstens zwei Stunden.«
»Wenn ich nur nicht so lange weggeblieben wäre«, meinte
Glen, »wenn ich nur ein paar Minuten früher aufgebrochen
wäre…«
»Aber nein«, versuchte Brad ihn zu beschwichtigen, »das
dürfen Sie nicht! Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen. Das
konnte doch niemand ahnen! Sie haben keine Schuld an ihrem
Tod!«
»Ich habe sie hierhergebracht«, sagte Glen, »und ich zwang
sie, zu bleiben.«
»Nein, sie war in letzter Zeit so voller Optimismus… Aber
wir müssen jetzt rein in die Stadt und Meldung machen,
kommen Sie!«
Glen blickte in Rebeccas stilles Gesicht. »Ich kann sie doch
hier nicht einfach allein lassen.«
»Aber ja, ihr kann nichts mehr geschehen. Aber Ihnen! Sie
kommen jetzt mit mir.«
Sie waren im Begriff zu gehen, als aus dem Zimmer der
Kinder ein Winseln zu hören war. Als sie die Tür öffneten,
kroch Scooter ihnen mit eingezogenem Schwanz entgegen.
Glen beugte sich zu dem kleinen Kerl hinab und nahm ihn auf
den Arm. Sofort ging das Winseln in freudige Erkennungslaute
über. Kaum saßen sie im Wagen, war der Welpe auch schon
friedlich in Glens Armen eingeschlafen.
    Chip Connor war allein im Büro, als Brad und Glen
hereinstürmten.
»Es handelt sich um Rebecca«, sagte Brad.
Chips Gesichtsmuskeln schienen sich plötzlich zu straffen.
»Ist sie tot?«
»Ja.«
»Und wo geschah es?«
»Am Strand.«
»Oh, mein Gott! – Ich muß Harn benachrichtigen!«
»Ich weiß«, sagte Brad, »aber ich möchte Ihnen gleich
sagen, daß Glen heute nacht nicht mehr befragt werden kann.
Ich bin Arzt und will nicht, daß er unter Schock verhört wird,
verstehen Sie?«
»Natürlich«, erwiderte Chip, »das ist doch ganz
selbstverständlich.«
»So, meinen Sie? Ich weiß nicht, ob Ihr Chef derselben
Meinung ist.«
Chip ließ sich nicht anmerken, ob er Brads Spitze registriert
hatte. Kurz und präzise unterrichtete er Whalen über das
Vorgefallene. »Wir treffen uns dann bei den Palmers«, sagte er
abschließend.
Nachdem er aufgelegt hatte, wandte er sich mit ernstem
Gesicht Glen zu, der bis jetzt noch keinen Ton gesagt hatte.
»Glen – darf ich Sie als Freund etwas fragen?«
»Sicher.«
»Haben Sie es getan?«
Brad wollte ihn wütend zurechtweisen, aber Glen hielt ihn
zurück.
»Nein, Chip, ich war es nicht.« Einen Augenblick noch
starrte der Hilfssheriff den anderen an, dann stand er auf und
kam um den Schreibtisch herum.
»Es tut mir wirklich leid, Glen«, sagte er und streckte die
Hand aus, »ich werde ihren Mörder finden, das versichere ich
Ihnen!«
Glen ergriff die Hand, und Chip wandte sich an Brad.
»Können Sie ihm nicht etwas geben, damit er schlafen kann?«
Brad schien nachzudenken. »Ich glaube nicht, daß ihm Pillen
viel helfen können.«
»Trotzdem – ich könnte es Harney dann leichter erklären. Er
will ihn nämlich sprechen. Ihre Vermutung vorher war leider
zutreffend…«
»Ja, wahrscheinlich haben Sie recht
– was dieser Mann
braucht, ist vor allem Schlaf. Ich werde ihm etwas verschreiben
müssen!«
Doch es wurde trotzdem alles andere als eine gute Nacht für
Glen. Schon lange vor Morgengrauen erwachte er aus
unruhigem Schlaf und tastete aus alter Gewohnheit nach
Rebecca. Aber das Kissen neben ihm war leer. Nie mehr würde
sie mit ihm zusammen erwachen.
Glen Palmer begann leise vor sich hin zu weinen.
27
    Die Luft am nächsten Morgen war von eisiger Frische. Wie
unsichtbarer Nebel umhüllte sie das Städtchen und legte sich
lähmend auf jede Bewegung.
    Die Einwohner von Clark’s Harbor gingen wie jeden Tag
ihren kleinen Geschäften nach, öffneten ihre Läden, pflegten
ihre Vorgärten, strichen ihre Boote. Als das Gerücht von
Rebecca Palmers ›Unfall‹ die Runde machte, sprach man
darüber mit den wissenden Mienen und Gesten jener, die das
alles schon lange vorhergesehen hatten.
    Als Glen Palmer am späten Vormittag das kleine Rathaus
betrat, wurde er im besten Fall von neugierigen Blicken
gestreift. Keine Feindseligkeit und schon gar kein Mitgefühl –
nichts als Gleichgültigkeit. Es war, als ob das Vorgefallene in
einer völlig anderen Welt stattgefunden und nichts mit Clark’s
Harbor zu tun hätte…
    Diese fast

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