Am Strand des Todes
ich in den
nächsten Tagen hier fertig sein, so daß wir endlich versuchen
können, etwas davon zu verkaufen.«
»Wäre nicht schlecht, vor allem, da ich bereits eine neue
Lieferung im Auto habe; hilfst du mir dabei?«
Sie trugen die ungebrannten Gefäße herein und verteilten sie
auf den Regalen beim Brennofen. Die fertigen Stücke schoben
sie vorsichtig zur Seite.
»Jetzt brauch’ ich nur noch Snooker einzusammeln, um zu
meiner Arbeit zurückkehren zu können«, meinte Rebecca,
fertig zum Aufbruch.
»Snooker?«
»Hast du ihn nicht heute morgen mit hierher genommen?«
fragte Rebecca erstaunt.
»Ich habe ihn heute noch überhaupt nicht gesehen«,
erwiderte Glen.
»Das ist komisch. Als er zu seinem Frühstück nicht
auftauchte, nahm ich an, du hättest ihn mitgenommen.«
»Hast du ihn nicht gerufen?«
»Natürlich. Doch wie du weißt, ist er nicht gerade folgsam.
Nun, er wird schon auftauchen, wenn er Hunger hat. Ich hoffe
nur, daß es bald ist, sonst werden die Kinder Angst um ihn
bekommen. Ich sagte ihnen, er sei bei dir.« Rebecca hob die
Schultern. »Er wird schon kommen, oder ich geb’ den Kindern
frei und laß sie den Strand absuchen.«
»Ist vielleicht von größerem erzieherischen Wert als die
Schule«, zwinkerte Glen.
»Oh, übertreib nicht, so schlecht ist die Schule auch wieder
nicht. Vielleicht nicht ganz so gut wie die in Seattle, aber
zumindest können beide dieselbe Schule besuchen.«
»Um dort von denselben Kindern gehänselt zu werden.«
Rebecca musterte ihn verärgert, und Glen bereute es, die
Sprache auf die Schule gebracht zu haben. »Ich glaube, heute
leide ich etwas an Verfolgungswahn«, versuchte er
abzuwiegeln.
Rebecca lächelte erleichtert. Auf keinen Fall wollte sie sich
wieder mit ihm streiten. »Ich frage mich, was geschehen wird,
wenn Clark’s Harbor eines Tags uns beide gleichzeitig auf die
Palme bringt…«
»Wir werden’s überleben«, meinte Glen, »es mag hier nicht
ganz leicht sein, aber es war auch nicht leicht, als Robby so
krank war. Was immer wir hier auch ertragen müssen – es ist
es wert, solange Robby dafür zu einem normalen Jungen
heranwächst.«
»Das ist es, nicht wahr?« lächelte Rebecca, »und an Tagen
wie diesem ist es hier darüber hinaus ganz wundervoll. Mir tut
es nicht mehr leid, daß wir hierhergekommen sind, wirklich
nicht, Glen. Und alles wird noch besser werden, wenn wir hier
erst einmal fertig sind und etwas verkaufen können. Die ersten
fünfhundert Gewinn nehmen wir, um die Hütte mit Strom zu
versorgen, versprochen?«
»Versprochen. Wird kaum fünf Jahre dauern, wie ich die
Sache sehe.«
Bevor Rebecca antworten konnte, hörten sie, wie die Tür der
Galerie sich öffnete und wieder ins Schloß fiel. Dann erklang
eine schüchterne Stimme. »Hallo?«
Rebecca und Glen tauschten einen Blick, während sie nach
vorn gingen. Besucher waren selten hier. Der hier war völlig
unerwartet.
Miriam Shelling stand unmittelbar vor der Eingangstür, die
Hände hinter dem Rücken umfaßten noch die Klinke. Ihr Haar
hing wirr ins Gesicht, und ihr Blick war von einer wilden
Verstörtheit, die Rebecca fast Furcht einjagte.
»Mrs. Shelling«, faßte sie sich rasch, »wie nett, daß Sie uns
besuchen. Es tut mir so leid um…« Miriam Shelling fiel ihr ins
Wort.
»Ich bin gekommen, um Sie zu warnen«, sagte die barsch.
»Sie werden auch Sie noch kriegen, genau wie sie Pete
gekriegt haben. Es mag noch eine Weile dauern, aber am Ende
kriegen sie Sie doch. Denken Sie an meine Worte!« Ihr Blick
wanderte rasch von Rebecca zu Glen und wieder zurück. Dann
schnellte ihr Arm nach vorn und mit ausgestrecktem Finger
wiederholte sie: »Denken Sie an meine Worte!« Einen
Augenblick später war sie verschwunden.
»Mein Gott«, stöhnte Glen, »was hat das alles zu bedeuten?«
Rebeccas Augen hingen noch immer an der Tür, durch die die
verzweifelte Frau verschwunden war. Es dauerte einige
Sekunden, bevor sie antworten konnte.
»Und wir meinen, uns ginge es schlecht«, sagte sie
schließlich. »Wir sollten im Gegenteil für alles dankbar sein,
Glen. Wir haben keinen Strom und fühlen uns etwas einsam,
aber wir haben doch uns. Mrs. Shelling hat überhaupt niemand
mehr…«
»Sie wirkte ein bißchen verrückt«, meinte Glen.
»Das ist doch kein Wunder?« blitzte Rebecca ihn an, »wie
soll die arme Frau denn ohne ihren Mann auskommen?«
Glen wußte keine Antwort auf die Frage. »Was hat sie nur
damit gemeint: ›wie sie Pete gekriegt haben‹? Denkt sie etwa,
ihr Mann sei von jemand
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