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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Essen aufgestanden und
›verschwunden‹ war, hatte sich nicht einmal die Zeit
genommen, die Lampe abzudrehen. Diese hatte
weitergebrannt, bis das Kerosin verbraucht war.
Sie wollte gerade Whalen fragen, was seine früheren Mieter
dazu veranlaßt hatte, in der Mitte des Essens vom Tisch
aufzustehen und sich davonzumachen, als sie sah, daß Brad
bereits mit dem Polizeichef verhandelte.
»Wieviel würden Sie als Kaufpreis verlangen?« fragte er.
Elaine zuckte zusammen. Erleichtert hörte sie Whalen
antworten.
»Das Haus ist nicht zu verkaufen«, erklärte er in einem Ton,
der jeden Einwand überflüssig machte. »Es war ein Fehler, als
mein Großvater damals das Land verkaufte. Ich werde ihn
keinesfalls wiederholen.«
»Sie wollen es Ihren Kindern hinterlassen?«
»Ich habe nie geheiratet«, erwiderte Whalen. »Hab’ auch so
genug Verwandtschaft. Die meisten in der Stadt sind auf die
eine oder andere Weise mit mir verwandt. Würde mich nicht
wundern, wenn mein Stellvertreter eines Tages hier wohnen
würde – er ist eine Art Neffe von mir.«
»Nun gut, dann reden wir übers Mieten«, meinte Brad.
»Warum werfen wir nicht noch einen Blick in die oberen
Räume?« unterbrach Elaine.
Whalen zuckte mit den Schultern und deutete auf die Treppe
zwischen Wohn- und Eßzimmer. Er blieb unten, während Brad
Elaine in den ersten Stock folgte.
Sobald sie allein waren, wandte sich Elaine ihrem Mann zu.
»Mein Gott, Brad, das ist ja ein Saustall.«
Brad lachte. »Natürlich ist es ein Saustall, weshalb wir es
auch sehr günstig bekommen werden. Aber stell es dir einmal
gesäubert und aufgeräumt vor. Himmlische Ruhe rundum und
eine unschlagbare Aussicht. Braucht nur etwas Farbe, dann
wird es wundervoll!«
»Aber es hat nicht mal Strom«, protestierte Elaine. »Nun, du
hast doch immer gesagt, du sehnst dich nach dem einfachen
Leben«, erinnerte Brad sie ironisch.
Elaine fand das gar nicht komisch. »So einfach auch wieder
nicht«, erwiderte sie finster. Als sie den enttäuschten Blick
ihres Mannes sah, fuhr sie rasch fort: »Brad, das ist eine
Riesenarbeit, du wirst wochenlang überhaupt nicht zu deinem
Buch kommen!«
»Ich kann darüber nachdenken, während ich hier alles
ausmale«, meinte er. »Das ist nicht wie in Seattle, wo ich mich
ganz auf meine Arbeit konzentrieren muß. Im übrigen ist es
eine gute Übung, bei der ich bestimmt ein paar Pfund verliere.«
Er tätschelte seinen flachen, festen Bauch mit der Selbstzufriedenheit eines Mannes, der während der vergangenen zehn
Jahre kein Gramm zugenommen hatte.
»Wenn ich auf diesem Herd kochen muß, wirst du mehr als
ein paar Pfund verlieren.«
»Du wirst es lernen«, erwiderte Brad mit einem bittenden
Unterton, den sie während der zwölf Jahre ihrer Ehe nur selten
gehört hatte.
»Du meinst es ernst, nicht wahr?« fragte sie leise und blickte
ihn forschend an.
Er nickte. »Ich bin ganz verliebt in das Haus«, sagte er, »ich
weiß nicht, warum, aber ich habe dieses Gefühl, als ob alles
hier nach mir rufen würde. Elaine, wenn ich dieses Buch
überhaupt zustande bringe, dann hier.«
Und sie gab nach, wie sie es immer getan hatte. Wenn Brad
es sich so sehr wünschte, mußte sie lernen, damit fertig zu
werden. »Also gut«, sagte sie mit einer Zuversicht, die sie nicht
spürte. »Dann schauen wir uns ganz genau an, was es hier alles
zu tun gibt.«
»Willst du das wirklich?« fragte Brad eifrig. Als sie ihn so
vor sich sah, wußte Elaine, daß sie gar nicht anders konnte, und
ihr Lächeln wurde warm.
»Also los, Randall, wollen mal sehen, wie wir das hier
wieder zum Leben erwecken!«
    Harney Whalen war offenbar nicht mehr im Haus. Als sie
hinaustraten, sahen sie ihn am Strand mit dem Rücken zu
ihnen. Seine Augen fixierten den Horizont. Sie folgten seinem
Blick, konnten aber nichts Ungewöhnliches erkennen. Weit
draußen trafen sich die See und der Himmel in einem etwas
dunkleren Strich hinter einer tief hängenden Nebelbank.
    »Mr. Whalen?« sprach Brad ihn leise an. Es kam keinerlei
Reaktion. »Mr. Whalen?« wiederholte Brad etwas lauter.
Whalen drehte sich langsam um und schaute sie an. Die Hände
waren zu Fäusten geballt; die Knöchel traten weiß hervor.
    »Alles in Ordnung?« fragte Elaine.
Whalen nickte abweisend.
»Wir wollen das Haus«, sagte Brad.
»Nein, das geht nicht, Sie wissen doch, daß ich nicht
verkaufe!«
    Etwas im Ton seiner Stimme irritierte Elaine; es klang fast
wie Haß. Brad dagegen schien es zu ignorieren. »Wir wollen es
doch nur

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