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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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schon sein«, gab Clem zu, »aber wer sein Boot so
gut im Griff hat wie Pete Shelling, der läßt sich doch nicht so
einfach von den eigenen Netzen über Bord ziehen. Und Miriam
– nun, sie wußte, was auf sie zukam, als sie Pete geheiratet hat.
Jede Frau, die einen Fischer heiratet, weiß das. Und wenn dann
so etwas passiert, dann bringt man sich doch nicht einfach auch
um.«
»Was geschehen ist, ist geschehen«, erwiderte Tad, »ich
weiß nicht, warum wir darüber noch viele Worte verlieren
sollen. Pete Shelling hat nie richtig hierher gepaßt und ich für
mein Teil sehe die Sache für erledigt an. Harney Whalen
beschwört, daß Miriam sich selbst getötet hat – und damit hat
sich’s!«
»Wirklich?« mischte sich Mac Riley ein, »da wäre ich mir
nicht so sicher.«
Er hatte die Pfeife aus dem Mund genommen, während er
den beiden Jüngeren zuhörte. Jetzt setzte er sie erneut in Brand
und paffte einige Augenblicke nachdenklich vor sich hin. Clem
und Tad dachten schon, daß der Alte sie vergessen hätte, als er
plötzlich wieder zu sprechen begann.
»Ich erinnere mich da an eine Sache, die vor vielen Jahren
geschehen ist; ihr lagt damals noch in den Windeln. Auch
damals lebte hier ein Paar, das von auswärts zugezogen war. Er
war Fischer wie Pete, und eines Tages fand ich sein Boot
führerlos ziemlich genau an jener Stelle vor der Sod Beach
treiben, wo man auch Petes Boot gefunden hat. Und auch ihn
hatten die eigenen Netze über Bord gezogen und nicht mehr
losgelassen.«
»Na und?« meinte Tad Corey. »Was will das schon heißen?
Die Strömung vor dieser Küste ist unberechenbar, und da kann
es schon problematisch werden, die Kontrolle über die Netze
zu behalten. Und wenn an einer solchen Stelle im Abstand von
fast vierzig Jahren zwei Menschen auf dieselbe Weise
umkommen, beweist das gar nichts. Wäre es innerhalb von
einem Jahr oder in noch geringerem Abstand geschehen, dann
hätte man schon eher darüber sprechen können. Aber so?
Unsinn, Riley, da wundert es mich schon sehr viel mehr, daß
dort so wenige Unfälle passiert sind.«
»Du hast mich meine Geschichte nicht zu Ende erzählen
lassen«, sagte der alte Mann geduldig, »wenige Tage danach
fand auch die Frau des Fischers den Tod.«
»Wie kam das?« fragte Tad.
»Sie hat sich aufgehängt«, erwiderte Riley ruhig. »Ich
behaupte nicht, daß es derselbe Baum war, an dem auch
Miriam Shelling hing, aber es war auf jeden Fall nicht weit
davon.«
Die beiden Jüngeren starrten Mac Riley verblüfft an.
Schließlich fragte Clem: »Gab es Beweise, daß es Selbstmord
war?«
»Niemand hatte einen Grund, daran zu zweifeln«, antwortete
Riley. »Aber wenn ihr mich fragt, dann sind die
Übereinstimmungen zwischen dem, was damals geschah, und
dem Schicksal von Pete und Miriam Shelling einfach zu groß,
um noch an Zufall zu glauben.«
»Andererseits ergibt das alles trotzdem keinen Sinn«,
beharrte Clem Ledbetter.
»Nein?« lächelte Riley, »da bin ich mir nicht so sicher, nein,
ganz und gar nicht.«
Tad und Clem tauschten besorgte Blicke aus, doch dem
Alten entging nichts. »Ihr haltet mich wohl für senil«, lächelte
er erneut, »vielleicht bin ich es sogar. Aber eines kann ich euch
sagen – die See da draußen ist wie ein Lebewesen, und sie hat
eine ganz besondere Persönlichkeit. Die Indianer wußten das
und respektierten es. Nach ihrem Glauben galt es immer
wieder, den Geist des Meeres zu besänftigen, wenn ihm von
den Menschen Unrecht widerfahren war.«
»Das ist doch Kinderkram«, meinte Corey.
»Glaubst du das wirklich? Vielleicht für dich. Aber der
Glaube der Indianer hat einiges für sich. Schließlich
bekommen wir vom Meer so viele Dinge – und was bekommt
es von uns? Mit dem Land gehen wir ganz anders um. Der
Bauer legt zuerst etwas in den Boden, bevor er erntet. Und die
Indianer meinten nun, das Meer hätte ein ähnliches Anrecht.
Man mußte ihm etwas für all die Wohltaten, die es dem
Menschen erwies, zurückgeben. Und das taten sie
– dort
draußen beim Strand des Todes.«
»Diese Geschichten habe ich auch schon gehört«, meinte
Clem.
»Darüber, was sie dort mit den Fremden taten? Natürlich, die
Geschichten kennt jeder. Aber es gibt noch andere, die nicht so
bekannt sind.«
»Welche zum Beispiel?« wollte dem wissen.
»Als ich ein kleiner Junge war, erzählte mir mein Vater viel
von den Sitten und Gebräuchen der Klickashaw-Indianer. Eine
davon handelte von Fischern, die auf dem Meer zu Tode
gekommen waren. Die Indianer glaubten

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