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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Jungchen?«
Jeff erwiderte das Grinsen. Sollte Max ihn ruhig weiter
›Jungchen‹ nennen, das hatte er schon immer getan – warum
nicht auch jetzt noch, wo sie sich beide den Dreißigern
näherten? Er war nun mal der ältere.
Der Trawler gehörte ihnen gemeinsam; trotzdem behandelte
Jeff ihn, als ob er Max allein gehörte. Im übrigen war Max der
Kapitän und Jeff sein ergebener Partner.
Die beiden Brüder waren zwei Jahre auseinander, hatten sich
aber schon immer eher wie Freunde gefühlt, selbst als sie noch
Kinder waren. Wohin Max auch gegangen war, nahm er den
jüngeren mit. Nicht weil die Eltern es so wollten, sondern weil
er sich in seiner Gesellschaft wohl fühlte. Und wehrten sich
seine älteren Freunde gegen das ›Baby‹, dann waren sie die
längste Zeit seine Freunde gewesen.
Vor vier Jahren, als Max fünfundzwanzig und Jeff
dreiundzwanzig war, hatten sie die ›Osprey‹ gekauft. Vor allem
Jeff war im ersten Jahr voller Angst gewesen, daß der riesige
Schuldenberg sie überrollen würde, wenn es schon nicht die
Wellen taten. Aber die See war gut zu ihnen, und es sah ganz
so aus, als ob sie das Darlehen bis zum Ende dieser Saison
würden zurückbezahlt haben. Alles, was ihnen fehlte, waren
noch vier oder fünf wirklich ergiebige Fangfahrten – und Max
hatte eine Nase für Fische.
Diese Nase hatte sie auch heute hierhergebracht. Der Rest
der Fangflotte, die von Port Angeles aus operierte, war im
Schutz der Straße von Juan de Fuca geblieben, aber Max hatte
heute morgen verkündet, er ›rieche‹ einen großen Schwarm
Thunfische hier im Süden. Sie wollten ihm nachstellen und
dann die Nacht in Grays Harbor bleiben, bevor sie zurück nach
Norden fuhren.
Und er hatte recht behalten. Der Bauch des Trawlers war
voller Thunfisch, und auch alles andere hatte fantastisch
geklappt – bis auf den Sturm. Er war urplötzlich wie aus dem
Nichts aufgetaucht, so daß sie ihr ursprüngliches Ziel aufgeben
mußten.
Stetig, wenn auch schwerfällig, kämpfte das Boot gegen die
hohe See. Regen und Salzwasser klatschten gegen das
Ruderhaus, durch dessen Scheiben Max kaum noch etwas
erkennen konnte. Nach ungefähr zwanzig Minuten, die er
konzentriert nach Kompaß gesteuert hatte, brach er das
Schweigen.
»Ich muß dich jetzt leider rausschicken.«
Jeff knöpfte das Ölzeug zu und setzte den Südwester auf.
»Und wonach soll ich schauen?«
»Die Karte zeigte einige Klippen vor der Hafeneinfahrt. Sie
sollten eigentlich backbord in sicherer Entfernung von unserem
Bug stehen, aber es ist besser, du überzeugst dich selbst davon.
Wäre doch schade, wenn wir jetzt noch Bruch machen,
nachdem wir den Kahn fast bezahlt haben.«
Jeff wurde vor dem Steuerhaus vom Wind fast umgeweht. Er
griff nach den Sicherungstauen, die über die ganze
Schiffslänge liefen, und arbeitete sich vorsichtig zum Bug vor.
Angestrengt spähte er durch das trübe Nachmittagslicht über
das Wasser. Sein Magen zog sich zusammen bei dem
Gedanken, eine Klippe zu übersehen.
Und plötzlich sah er sie. Wie Finger stachen die Felszacken
aus dem Wasser, bereit, jeden zu fassen, der auch nur einen
Augenblick lang unvorsichtig war. Doch noch bevor Jeff durch
Handzeichen Max warnen konnte, spürte er, wie die ›Osprey‹
leicht nach Steuerbord abdrehte. Max hatte die Gefahr
offensichtlich noch vor ihm erkannt. Er sah, wie das Wasser
wild gegen die Klippen brandete und tückische Strudel bildete.
Erst als die Gefahr schon lange hinter ihrem Heck lag, ging er
zurück ins Steuerhaus. Max nahm gerade den letzten Schluck
Kaffee, lässig das Steuer mit einer Hand haltend. Er grinste Jeff
triumphierend entgegen.
»Du hättest ruhig ein wenig mehr Platz zwischen ihnen und
uns lassen können!« meinte Jeff fast vorwurfsvoll.
»Ein Meter ist so gut wie eine Meile – Hauptsache, du
schaffst es«, lachte Max. »Willst du sie reinbringen?«
»Du machst das ganz gut. Ich bereite alles zum Anlegen
vor.« Kurz darauf schob sich der Trawler in einen freien
Liegeplatz. Jeff sprang auf den Kai und machte das Schiff fest.
Max stoppte die Maschine.
Jeff war mit seiner Arbeit fast fertig, als er plötzlich ganz in
der Nähe jemand bemerkte. Er blickte auf und nickte zur
Begrüßung. »Ganz schöner Sturm«, versuchte er ein Gespräch.
»Wollt ihr die Nacht hier verbringen?« fragte Mac Riley.
»Ja, an Bord«, erwiderte Jeff.
»Der Sturm wird noch zulegen, bevor es wieder besser
wird«, meinte Riley mürrisch, »glaub’ nicht, daß das geht.«
»Daß was geht?«
»Daß ihr die

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