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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ableuchtete, sah er es.
Die Kabel!
Erst vor ungefähr einer Woche hatte er zusammen mit Jeff
die meisten Kabel ausgetauscht. Aber jetzt hingen die
Isolierungen herunter, als ob das System total überlastet
gewesen oder vom Blitz getroffen worden wäre. Im Schein der
Lampe sah er die bloßen Kupferdrähte blinken.
Er kroch hastig wieder an Deck und schloß die Luke über
den beiden Maschinen. Im Steuerhaus versuchte er mühsam,
seine Gedanken zu ordnen. Auf keinen Fall durfte er jetzt in
Panik geraten! Er zog eine verknüllte Zigarettenpackung aus
der Tasche und steckte sich eine an. Äußerlich ruhig saß er am
Steuer, zog tief den Rauch ein und versuchte seine Lage zu
analysieren. Was konnte er jetzt noch tun, um sich und das
Boot zu retten? Vor sich sah er die gezackten Felsfinger, die
am Hafenausgang auf ihn lauerten…
    Vorsichtig näherte sich Glen Palmer dem alten Baron-Haus.
Ursprünglich hätte er am Strand entlanggehen und sich ihm
von der Seeseite her nähern wollen. Doch der Sturm trieb ihn
rasch in den Schutz des Wäldchens zurück. Der aufgeweichte
Boden blieb ihm an den Schuhen hängen, während er unter den
im Sturm ächzenden Wipfeln voranhastete und die kalte Nässe
ihn schaudern ließ.
    Schließlich stieß er auf den Pfad, der ihn zurück zum Strand
bringen würde
– derselbe, den auch seine Kinder heute
nachmittag benutzt hatten –, und trat kaum fünfzehn Meter
vom Haus entfernt unter den Bäumen hervor. Hätte nicht ab
und zu ein Blitz die Nacht erhellt, würde man es überhaupt
nicht bemerkt haben, so perfekt verschmolz es mit der
Düsternis seiner Umgebung – eine stumme Schildwache am
Strand, wie ein letztes Zeugnis der lange dahingegangenen
Wesen, die es einmal erbaut und bewohnt hatten. Die Fenster
schienen schwarze Höhlen, und nichts ließ ahnen, was sich
dahinter verbergen mochte. Unwillkürlich schauderte Glen, als
er um die Hausecke bog; weniger wegen der Kälte als wegen
der tödlichen Stille, die durch seine Wände zu dringen schien.
    Als er die Küchentür verschlossen fand, blieb er einen
Augenblick verwirrt stehen. Doch dann trat er leise ein und ließ
den Schein seiner Taschenlampe durch den Raum huschen –
Spülbecken, Eisschrank, die Tür zum Speisezimmer. Plötzlich
war er sicher, daß sich niemand im Haus befand.
    Entschlossen ging er durch das Speisezimmer und dann
weiter zum Wohnzimmer. Hier sah er, daß vor nicht allzu
langer Zeit jemand da gewesen sein mußte.
    Ein Beweis dafür war die sehr viel wärmere und trockenere
Luft als in den übrigen Räumen des Hauses. Außerdem roch
man deutlich den leicht süßlichen Duft eines Holzfeuers. Er trat
an den Kamin und knipste die Stablampe aus. In der
plötzlichen Dunkelheit sah man es unter der Asche noch sanft
glimmen. Als er mit dem Schuh die Asche zur Seite schob,
züngelte sogar wieder eine kleine Flamme empor. Glen
schüttelte verwundert den Kopf. Vielleicht hatte Missy vor
einigen Stunden tatsächlich Rauch aus dem Kamin steigen
sehen. Das war jetzt gar nicht mehr so unwahrscheinlich…
    Auch die übrigen Teile des Hauses unterzog er einer
sorgfältigen Prüfung
– nirgends Spuren eines gewaltsamen
Eindringens oder sonstiger Zerstörungen. Wer immer im Haus
gewesen sein mochte, er hatte sich absolut korrekt verhalten.
    Glen kehrte ins Wohnzimmer zurück. Das Feuer war
inzwischen wieder voll aufgeflackert, und er suchte nach einem
Schürhaken, um es unter Kontrolle zu halten. Er ließ sich auf
den Stuhl am Kamin fallen und überlegte, ob er sich sofort
wieder auf den Rückweg machen sollte. Doch hier war es
warm und gemütlich
– und vielleicht flaute der Sturm
inzwischen ab. Zumindest wollte er das Feuer nutzen und sich
ein wenig trocknen. Er stand auf und trat an das Nordfenster. In
regelmäßigen Abständen ließ er die Stablampe fünfmal
aufblitzen; sofern Rebecca am Fenster stand, wußte sie jetzt,
daß bei ihm alles in Ordnung war.
    Max Horton wollte noch einen letzten, verzweifelten Versuch
mit den Maschinen machen. Vielleicht ließ sich der Schaden
doch noch reparieren? Es würde schon reichen, wenn er auch
nur eine der Chrysler wieder in Gang bekommen würde. Doch
er mußte rasch erkennen, daß seine Hoffnung vergebens war
und kletterte an Deck zurück. Als er den Strahl seiner
Stablampe nach vorn richtete, sah er, daß sich die ›Osprey‹
gedreht hatte und mit dem Heck voran auf den Hafenausgang
zusteuerte. Er griff nach einem großen Eimer und rannte zum
Bug, wo er ihn an einer der Ankerleinen

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