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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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unbarmherzige See sie trotz ihres Stöhnens und Ächzens
immer wieder gegen die Klippen schleuderte und langsam
zermalmte. Unter Deck riß sich einer der Brennstofftanks los
und platzte, wodurch sich der Schiffsrumpf rasch mit Dämpfen
füllte. Sekunden später explodierte die ›Osprey‹.
Max Horton wurde über Bord geschleudert und schlug ins
eisige Wasser. Es gelang ihm, sich noch einmal an die
Oberfläche zurückzukämpfen und mit verzweifelten
Schwimmbewegungen einige Augenblicke zu halten. Doch
dann faßte ihn die Strömung und zog ihn weg von dem
brennenden Wrack und weg von den Felsen, wo er vielleicht
noch einen rettenden Halt gefunden hätte. Sobald er merkte,
was mit ihm geschah, drehte er sich auf den Rücken und
überließ sich dem Meer. Er sah, wie ihr Trawler rasch von den
Flammen verzehrt wurde und spürte die rasch bis in sein
Inneres vordringende Kälte.
Alles in ihm schien zu erstarren; jeder Lebensmut und jede
Todesangst schwanden. Und während das Wrack seinem
Gesichtsfeld entglitt, dachte er an den jüngeren Bruder und bat
ihn um Vergebung, falls er doch etwas versäumt hatte, ihren
gemeinsamen Besitz zu retten. Seine Augen schlossen sich,
und der Sturm verlor jede Bedrohlichkeit. Die aufgewühlten
Wellen wiegten ihn sanft in den Schlaf. Er freute sich auf ihn,
obwohl er wußte, daß er nie mehr daraus erwachen würde…
    Der Feuerball draußen an der Hafenausfahrt wurde von Jeff
erst richtig registriert, als die donnernde Explosion an sein Ohr
schlug. Erst jetzt wurde ihm bewußt, was geschehen war. Er
starrte mit Tränen in den Augen auf das schreckliche
Leuchtfeuer, dieses Inferno aus hoch aufschlagenden Flammen
und öligem schwarzen Rauch. Dann explodierte auch der
zweite Tank und schickte einen weiteren Feuerball in den
Nachthimmel. Jeff Hortons Tränen vermischten sich mit den
niederprasselnden Regentropfen und der sich am Kai
brechenden Gischt.
    Glen Palmer schreckte erst auf, als die Schockwelle der
Explosion das alte Haus am Strand erreichte. Als er zum
Fenster lief, sah er noch den roten Feuerschein, der die Nacht
erhellte, bevor der zweite Tank in die Luft ging. Er griff nach
der Taschenlampe und stürzte aus dem Haus. Erst als er an
jenen Punkt kam, wo die Sod Beach in jenen felsigeren
Küstenabschnitt überging, der sich bis Clark’s Harbor
erstreckte, wurde ihm bewußt, daß die Explosion nicht am Kai,
sondern weit draußen in der Hafeneinfahrt stattgefunden haben
mußte. Und er wußte auch den Grund dafür: die Klippen.
    Er hastete über das letzte Stück bis zum Beginn des Kais,
während Merle Glind und Chip Connor gerade aus dem
Gasthaus traten. Zuerst wollte er ihnen entgegengehen, doch
dann sah er am äußersten Ende der Mole eine männliche
Silhouette, die unverwandt aufs Meer hinausstarrte. Rasch
schritt er auf sie zu.
Harney Whalen sah von seinem Fenster aus das brennende
Inferno im Hafen.
    »Verdammt«, murmelte er wütend, »da dürfte heute nacht
noch einer ganz schön in Schwierigkeiten kommen!«
Er ging ins Schlafzimmer, warf den Bademantel ab und
schlüpfte in eine saubere Uniform. Er ließ sich Zeit. Er hatte
lange genug in Clark’s Harbor gelebt, um zu wissen, daß er
immer noch rechtzeitig kam – gleichgültig, was da draußen
geschehen war. Und heute nacht ließ sich sowieso nichts mehr
unternehmen. Und morgen vielleicht auch noch nicht. Nicht
solange dieser Sturm tobte.
Manchmal hatte Harney Whalen das Gefühl, als ob die
Stürme über Clark’s Harbor nie zur Ruhe kamen…
Er wollte gerade das Haus verlassen, als das Telefon
klingelte. Doch er ging nicht zurück. Er wußte auch so, warum
es klingelte.
17
    Glen Palmer tippte Jeff Horton auf die Schulter. Der fuhr
herum, und Glen erschrak über das wie erstarrte, ausdruckslose
Gesicht.
»Was ist geschehen?« fragte er leise.
     
Jeffs Gesichtszüge begannen zu arbeiten; er hatte Mühe, die
    Antwort zu formen.
»Mein Bruder…«, setzte er an. »Mein Bruder…, das
Boot…« Jetzt erst schien ihm die schreckliche Realität voll zu
Bewußtsein zu kommen. Er schlug die Hände vor dem Gesicht
zusammen, und seine Schultern zuckten krampfhaft unter dem
fassungslosen Schluchzen.
Glen musterte ihn hilflos. Vielleicht war es besser, rauf zum
Gasthof zu gehen und Whalen anzurufen. Aber er konnte den
jungen Mann doch hier nicht einfach allein lassen. Dann hörte
er rasche Schritte über den Kai kommen.
Er faßte Jeff an der Schulter.
»Ist Ihr Boot da draußen?«
Jeff nickte, unfähig zu sprechen.
»Und Ihr

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