Am Strand von Acapulco
tatsächlich nach Venezuela begleiten will, auch nicht. Deshalb habe ich versucht, mich von dir fern zu halten. Mit verhältnismäßig wenig Erfolg, wie du siehst."
Ruth umfasste sein Gesicht und flüsterte: „O Patrick, und ich dachte, du würdest mich verabscheuen."
Er schüttelte den Kopf. „Wie könnte ich?" Doch dann sah er sie ganz merkwürdig an.
„Aber ich muss dich warnen, Ruth: Wenn du mich heiratest, gibt es kein Zurück mehr.
Falls es dir in Venezuela nicht gefällt, werde ich dich wohl kaum wieder fortlassen können. Jetzt nicht mehr." Vielsagend richtete er den Blick auf ihren Bauch, und Ruth spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg.
„Rede doch nicht so!" sagte sie dann, weil sein Blick sie beschämte und an ihre Lüge erinnerte.
„Aber wir müssen darüber sprechen", beharrte er. „Das Kind, das du unter dem Herzen trägst, ist schließlich auch mein Kind. Du wirst meine Frau. Das alles ist ja schließlich nicht bedeutungslos, und ich finde auch nicht, dass man eine Ehe leichtfertig eingehen sollte. Was das betrifft, bin ich nämlich noch sehr altmodisch. Wenn ich heirate, kalkuliere ich eine Scheidung nicht mit ein."
Ruth wurde immer unbehaglicher zu Mute. „Warum sagst du denn so etwas?"
„Weil ich irgendwie befürchte, dass die Sache für dich nur ein großes Abenteuer ist.
Als wäre ein Kind zu bekommen so etwas wie ein Allheilmittel. Das ist es nicht. Mit meinen fünfunddreißig Jahren habe ich schon mehr als eine Ehe scheitern sehen, obwohl kurz vorher noch ein Kind auf die Welt kam. Meistens lag es daran, dass die Frau unglücklich war oder sich gelangweilt hat oder beides. Die Ehe ist wie ein Vertrag - eine Verpflichtung, die es einzuhalten gilt. Das ist zumindest mein Standpunkt, und ich hoffe, du teilst ihn."
Bei seinen Worten lief es Ruth eiskalt den Rücken hinunter, aber nicht, weil sie seinen Ansprüchen nicht würde genügen können, sondern weil das alles so nüchtern und unromantisch klang. Spielte bei ihm das Gefühl denn gar keine Rolle? Was empfand er wohl wirklich für sie?
Sie bezwang ihre Nervosität und fragte: „Und du? Was ist mit dir? Was empfindest du für mich?"
Er lächelte. „Für mich ist es einfach. Du wirst meine Frau, die Mutter meines Kindes, und ich tue alles in meiner Macht Stehende, um dich glücklich zu machen."
Aber liebst du mich auch? hätte Ruth ihm am liebsten entgegengesehleudert. Plötzlich bekam sie Zweifel. Was, wenn ihre Ehe tatsächlich schief ging oder sie aus irgendeinem Grund in den ersten Wochen wo möglich doch nicht schwanger wurde? Wie würde Patrick wohl mit der Neuigkeit umgehen, dass sie kein Kind von ihm erwartete? Würde er ihr glauben, dass sie eine Fehlgeburt gehabt hatte, oder sollte sie ihm dann eventuell die Wahrheit sagen?
Daran durfte sie gar nicht denken. Sie fühlte, dass er ihre Liebe erwiderte, auch wenn er es ihr jetzt noch nicht sagen konnte. Und wenn sie erst einmal zusammenlebten, würde er sich ihr schon erklären. Außerdem befanden sie sich im einundzwanzigsten Jahrhundert, und der Zwang seitens der Gesellschaft war nicht mehr so groß, dass Patrick sie heiraten musste, nur weil sie ein Kind von ihm erwartete!
7. KAPITEL
Der internationale Flughafen Simon Bolivar in Maiquetfa, acht undzwanzig Kilometer außerhalb von Caracas, lag direkt am Meer.
Ganz aufgeregt schnallte sich Ruth ab und suchte mit bebenden Fingern ihr Handgepäck zusammen. Endlich war sie am Ziel ihrer Träume in Venezuela, und ihr neues Leben konnte beginnen. Aber irgendwie kam es ihr ganz komisch vor, dass sie in wenigen Augenblicken ihren Ehemann treffen sollte. Eigentlich fühlte sie sich noch genauso wie an jenem Abend im Haus ihres Vaters, als Patrick eingewilligt hatte, sie zur Frau zu nehmen.
In den vergangenen vier Wochen war ihr Leben allerdings auch kaum anders geworden. Sie hatte noch nicht einmal mit Patrick geschlafen! Ihm war ja nur eine Woche geblieben, um die notwendigen Formalitäten in England zu erledigen. Sie wiederum war so beschäftigt mit den Vorbereitungen für eine weiße Hochzeit gewesen, dass sie überhaupt keine Zeit gefunden hatte, Patrick noch einmal zu besuchen. Und er weigerte sich, zu ihr zu kommen, wenn sich Mrs. Lawson im Haus befand. Dadurch ergab sich nicht die Möglichkeit zu einer körperlichen Annäherung, so dass ihre Hochzeitsnacht tatsächlich die erste gemeinsame Nacht zu werden schien - auch wenn Patrick sich dessen nicht bewusst war.
Doch es kam, wie es kommen musste: Am
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