Am Strand von Acapulco
hast du in deinem Leben keinen Handschlag rühren müs sen. In Venezuela wäre das anders. Ich kann mir kein Hausmädchen leisten. Und was ist mit deinem Studium?"
Ruth wandte sich von ihm ab und rieb sich die Arme. Offensichtlich ging diese Sache ganz anders aus, als sie es sich ausge malt hatte, es sei denn ... Sie wandte sich ihm wieder zu. „Wenn du mich nicht mitnimmst, lasse ich das Kind abtreiben!"
„Das ist doch nicht dein Ernst?"
„O doch!" Ruth wusste, dass Patrick eigentlich ein sehr moralischer Mensch war.
Bestimmt konnte er mit dieser Vorstellung nicht leben.
„Glaubst du wirklich, dein Vater würde das zulassen?"
„Erstens geht ihn das nichts an, und zweitens würde er mich mit Sicherheit unterstützen!" Ruth klang sehr überzeugend, hoffte aber insgeheim, dass Patrick nicht doch noch umschwenk te und ihr vermeintliches Druckmittel als eine nicht ganz saubere Lösung des Problems ansah.
Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Du findest wohl immer einen Weg, um deinen Willen durchzusetzen, wie?"
„Nur ... Nur, wenn es nichts anders geht."
Er schüttelte den Kopf. „Glaubst du etwa, dein Vater würde dich nach Venezuela gehen lassen, wenn er wüsste, dass du schwanger bist."
„Wohl kaum!" rief Ruth. „Deshalb werde ich es ihm ja auch nicht erzählen."
„Das übernehme ich schon für dich!"
„Wenn du das tust, sage ich, du hättest mich dazu zwingen wollen, das Kind abtreiben zu lassen."
„Du kleine ..." Patrick verstummte und behielt die Bemerkung für sich. „Nun gut, wenn du unbedingt willst. Schließlich bin nicht ich derjenige, der es bereuen wird - außer vielleicht indirekt."
Ruth blinzelte. „Heißt das ... Heißt das, du nimmst mich mit?"
Patrick beugte den Kopf. „Mit dem Mitnehmen wird es wohl schwierig. Schließlich muss ich uns noch eine neue Unterkunft beschaffen - im Augenblick teile ich mir mit meinem Freund John Howard einen Bungalow -, und du solltest dich außerdem noch gegen Gelbfieber und Malaria impfen lassen. Ich glaube nicht, dass sich das alles in einer Woche erledigen lässt." Er sah wieder auf. „Außerdem wären da noch die gesamten Heiratsformalitäten zu erledigen."
„Ja." Ruth konnte ihm auf einmal nicht mehr in die Augen sehen. „Aber ich will in Weiß heiraten und in der Kirche."
„Das braucht aber viel Zeit. Ich würde es erst einmal bei einer standesamtlichen Trauung bewenden lassen."
„Nein!" Ruth blieb hartnäckig. Egal, unter welchen Voraus setzungen sie sich diese Heirat ertricksen musste, wollte sie sich nicht mit einer kalten, steifen Zeremonie in irgendeiner muffigen Amtsstube zufrieden geben. „Abgesehen davon kann mein Vater bestimmt seine Beziehungen spielen lassen."
„Ich brauche keine kirchliche Trauung."
„Was willst du mir denn damit sagen?" Ruth überlief ein kalter Schauder. „Etwa, dass dir die ganze Situation nicht passt und du mich lieber nicht heiraten würdest, weil..."
Ruth standen Tränen in den Augen, die Patrick veranlassten, seine Haltung noch einmal zu überdenken. „Ruth", sagte er schließlich heiser, „bitte mach nicht so ein Gesicht! Weißt du denn nicht, dass ich das alles nur um deinetwillen sage? Wir ha ben doch bisher so unterschiedliche Leben geführt. Wenn ich zugeben würde, dass ich dich auch gern mit nach Venezuela nehme, wäre das reine Selbstsucht."
Verwundert sah Ruth ihn an. Was hatte er da gesagt? Dass er sie gern mitnehmen wollte? „Patrick ..." begann sie mit bebender Stimme, als er auch schon bei ihr war, sie in die Arme schloss und das Gesicht in ihrem Haar barg.
„O Ruth!" flüsterte er dann. „Schon als ich dich auf der Party bei den Stephensons gesehen habe, war ich von dir hingerissen. Als du dann am nächsten Morgen in der Halle mit mir zusammengestoßen bist, war es dann schließlich endgültig um mich ge schehen."
Ruth konnte immer noch nicht glauben, was er da sagte, und fragte: „Aber danach bist du doch so schrecklich abweisend ge wesen."
„Ich weiß. Zunächst wollte ich mich einfach nicht von Marion verkuppeln lassen - das habe ich dir gesagt -, und als ich erfuhr, dass du Joseph Farrells Tochter bist, dachte ich, aus uns könnte ohnehin nichts werden, egal, wie sehr ich mich zu dir hingezo gen fühle."
„Aber warum denn nicht?"
Patrick hielt sie auf Armeslänge von sich. „Ich bitte dich, Ruth! Die Antwort liegt doch auf der Hand. Niemals hätte ich gedacht, dass mich dein Vater als Schwiegersohn akzeptieren würde, und dass mich eine Frau
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