Am Strand von Acapulco
vor?"
„Das weiß ich noch nicht."
Ruth atmete tief durch. „Ich gehe auf jeden Fall zurück nach England."
„Nein!" Wütend wandte er sich ihr wieder zu und sah sie mit funkelnden Augen an.
„Genau das wirst du nicht tun. Zumindest noch nicht."
„Aber ... Aber wieso nicht? Wenn du doch bedauerst, mit mir verheiratet zu sein."
„Das hat überhaupt nichts damit zu tun. Du hast mich einmal zum Narren gemacht, doch hier im Camp gelingt dir das nicht. Die Leute sind meine Freunde und Kollegen.
Wie stehe ich denn da, wenn du gleich nach deiner Ankunft wieder abreist?"
Es geht also gar nicht um mich - oder uns beide, dachte Ruth verstimmt. Patrick kam es nur darauf an, was die Leute von ihm dachten, und sie erklärte hitzig: „Mir sind die anderen egal!"
„Das mag schon sein." Patrick kam auf sie zu.
„Ich lasse mich scheiden!"
„Du weißt, was ich davon halte, den Bund der Ehe aufzulösen. Wir sind verheiratet und bleiben es."
„Wenn ich mich scheiden lassen will, weil unsere Ehe zerrüttet ist, kannst du nichts dagegen tun."
„So, kann ich nicht? Wo ist dein Hand y?" Er ging ins Wohnzimmer, schnappte sich ihre Handtasche, riss das Mobiltelefon heraus und zerknickte die Karte. Ruth, die ihm gefolgt war, sah ihn entgeistert an. „Und wenn du es wagen solltest, das Camp zu verlassen oder dich hier irgendjemandem anzuvertrauen, lernst du mich kennen."
Was fiel ihm eigentlich ein? Ruth war außer sich. „Ich lasse mich von dir nicht herumkommandieren!"
„Ach, und was willst du dagegen tun?" Als Patrick diesmal auf sie zukam, wich sie erschrocken zurück. Aber mit ihren Fäusten konnte sie tatsächlich nichts gegen ihn ausrichten: Er hob sie einfach hoch und trug sie zurück ins Schlafzimmer. Als er sie diesmal aufs Bett legte, war nichts mehr von seiner Zärtlichkeit zu spüren. Er wollte sich auch sofort wieder aufrichten, aber da legte Ruth ihm die Arme um den Nacken, und sobald er sich ihr entziehen wollte, presste sie ihm den Mund auf die Lippen. Einen Augenblick gelang es ihm noch, ihr zu widerstehen, doch da fiel ihm das Handtuch von den Hüften, und er spürte ihren warmen Körper an seinem.
„O Mann!" brachte er gerade noch heraus, bevor er derjenige war, der nicht mehr von ihr lassen konnte und sich noch einmal nahm, wonach ihm die Sinn stand. Ruth kam ihm dabei gern entgegen.
9. KAPITEL
Am nächsten Morgen erwachte Ruth mit einem ungewohnten Gefühl der Mattigkeit.
Einige Minuten lag sie einfach nur da und blickte starr zur Decke, bis ihr klar wurde, dass es bereits nach zehn Uhr sein musste.
Rasch verließ sie das Bett und eilte zum Fenster, um einen ersten Blick auf Puerto Roca bei Tageslicht zu erhaschen. Doch als sie übermütig die Läden aufriss, schlug ihr eine Hitzewelle entgegen, die ihr beinah den Atem nahm. Sie musste tief durchatmen, bevor sie sich in Ruhe auf den Anblick konzentrieren konnte. Das Camp sah eigentlich aus wie andere Ansiedlungen, durch die sie auf ihrer Fahrt mit John gekommen war.
Allerdings handelte es sich bei den Unterkünften hier in der Regel um Fertighäuser, und alles wirkte moderner.
Es war kein Mensch zu sehen. Vor dem Nachbarbungalow flatterte lediglich Wäsche im Wind, und Ruth überlegte, ob sie ihren Vater bitten sollte, ihnen einen Wäschetrockner zu finanzieren. Das würde ihr die Hausarbeit erleichtern. Sie seufzte, schlüpfte in ihr reichlich zerknittertes Leinenkleid und ging barfuß in die Küche.
Gerade hatte sie die noch unberührten Spiegeleier weggeworfen und das Geschirr vom vergangenen Abend in die Spüle ge stellt, als es an der Haustür klopfte. Vielleicht war das Patrick, der sich vergewissern wollte, ob ihr nichts fehlte. Beschwingt lief sie zur Haustür. Aber als sie diese öffnete, stand draußen eine Frau um die vierzig.
„Guten Morgen." Die Fremde trat näher.
„Guten Morgen."
„Sie müssen Mrs. Hardy sein. Ich bin Judith Carter. Unsere Männer sind Kollegen."
„Ich verstehe."
„Komme ich vielleicht ungelegen?" Fragend sah sich die Frau im Wohnzimmer um, wo immer noch Ruths halb geöffnete Koffer standen.
„Aber nein, überhaupt nicht. Kann ich Ihnen etwas anbieten?"
„Ich will nicht lange stören."
„Ich koche gerade Tee", sagte Ruth und dachte: Vorausgesetzt ich finde, was ich dazu brauche.
„Ich bitte Sie, machen Sie sich bloß keine Umstände! Ich wollte Patrick und Sie nur zu einer Party in den Club einladen. Eine Art nachträgliche Hochzeitsfeier im Camp, wenn Sie so wollen. Vielleicht ein
Weitere Kostenlose Bücher