Am Strand von Acapulco
hier im Haus zur Hand geht, und sonst nichts."
Ruth sprang auf. „Und wenn ich mich weigere, deine merkwürdigen Bedingungen zu akzeptieren?"
„Darüber haben wir doch schon gestern Nacht gesprochen." Patrick klang völlig ungerührt und machte auch keinerlei Anstalten, Ruth aufzuhalten, als sie auf die Tür zuging.
Unsicher geworden, drehte sie sich noch einmal um und rief: „Du erwartest doch wohl nicht, dass ich so lebe?"
„Warum nicht? Das tun viele Frauen."
„Ich bin aber nicht ,viele Frauen', ich bin ich, Ruth Farrell!"
„Das hättest du dir vorher überlegen sollen. Ich habe jedenfalls kein Mitleid mit dir.
Den Schlamassel hast du dir ganz allein eingebrockt."
„Oh, ich... ich hasse dich!" Ruth unterdrückte ein Schluchzen. „Julie hat gleich gesagt, ich solle mich nicht mit dir einlassen!"
„Und damit hatte sie Recht, nicht wahr?"
„Patrick, bitte..."
„Fang jetzt bloß nicht an zu betteln." Verächtlich sah er sie an. „Wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann zu Kreuze kriechende Frauen."
Über so viel Gefühlskälte konnte Ruth nur kopfschüttelnd den Raum verlassen. Aber unterwegs traten ihr bereits Tränen in die Augen, und dann rannte sie regelrecht ins Schlafzimmer und warf sich aufs Bett. Während sie sich ihrem Kummer ergab, dachte sie verzweifelt: Er meint es tatsächlich ernst, er hasst mich!
Irgendwann musste sie wohl eingeschlafen sein und erwachte erst, als Patrick sie an der Schulter rüttelte. Immer noch halb im Schlaf, rollte sich Ruth auf den Rücken und öffnete unwillkürlich leicht die Lippen, ohne zu wissen, wie einladend das wirkte. „Patrick, du?" murmelte sie dann verwundert und streckte eine Hand aus, um ihm über den Arm zu streichen.
Aber er wich zurück, und seiner Langeweile wich Verärgerung. „Ruth!" schimpfte er dann, und erst jetzt begriff sie, dass sie ja nicht mehr das sich zärtlich liebende Paar waren, und ließ den Arm sinken. Doch rückblickend glaubte sie, in seinen Augen für einen Moment so etwas wie Zuneigung gesehen zu haben, was gar nicht zu der gleichgültigen Miene passen wollte, die er inzwischen wieder aufgesetzt hatte.
„Wenn du mit zum Einkaufen kommen willst, solltest du jetzt aufstehen und dich zurechtmachen."
Sie stützte sich auf einen Ellbogen und fuhr sich mit der anderen Hand durchs seidige Haar. Vielleicht lag es daran, dass sie geschlafen hatte und sich deshalb entspannter fühlte, aber irgendwie kam es ihr vor, als wäre es nicht mehr so schwül.
„Stehst du jetzt auf oder nicht?"
Sobald sie Anstalten machte, das Bett zu verlassen, wandte sich Patrick ab und verließ das Zimmer.
Sie zuckte die Schultern, zog Slip und BH aus und stellte sich noch einmal unter die Dusche. Als sie danach ins Wohnzimmer kam, sah sie richtig erholt aus und unheimlich attraktiv. Aber Patrick, der erneut über seinen Papieren saß, würdigte sie keines Blickes.
Sobald Ruth sich neben ihn stellte, stand er auf und lief zur Tür. „Kommst du? Wir können zu Fuß gehen."
Sie unterdrückte ein Seufzen und folgte ihm. Aber dann wur de sie ganz von den ersten richtigen Eindrücken eingenommen, die sich ihr vom Lager boten. Linker Hand des abschüssigen Weges konnte sie die Bohrtürme am Seeufer stehen sehen. Teilweise waren sie sogar mitten im Wasser errichtet worden und wirkten selbst aus der Entfernung enorm groß. Auch das Camp war viel größer, als sie erwartet hatte, und Patrick erklärte, dass insgesamt etwa tausend Menschen in Puerto Roca lebten: Inge nieure und Wissenschaftler mit ihren Familien genauso wie Bohrinselarbeiter und Handlanger. Trotzdem war es letztlich eine in den Dschungel geschlagene überdimensionale Lichtung. Selbst wenn einige Bungalowgärten sehr gepflegt aussahen, bildete den Hintergrund immer das von Lianen durchzogene Gründes Urwalds, aus dem man Papageien krakeelen hörte.
Unterwegs stellte Patrick Ruth mehreren Bekannten vor. Sie vergaß die meisten Namen gleich wieder, war aber erleichtert, eine gewisse Pauline Desney kennen zu lernen
- eine Amerikane rin ihres Alters, die mit einem Labortechniker verheiratet war. Auch Pauline erwähnte die bevorstehende Feier im Club, und Ruth hoffte, damit umgehen zu können, dass Patrick den anderen lediglich den liebenden Ehemann vorspielen würde.
' Endlich kamen sie beim Laden an, und Patrick hatte nicht übertrieben: Dort gab es wirklich alles! Aber Ruth wusste nicht so recht, wie viel Geld sie ausgeben durfte.
Als spürte Patrick ihre Unentschlossenheit,
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